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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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deshalb zuerst die Kleidung, packte dann einige Sachen in einen kleinen Koffer und eine Reisetasche. Hinter einer Schublade des Schreibtischs hatte er etwas Geld in einem Beutel versteckt. Auf dem Tisch stand eine Kaltlampe, die Wynn ihm gegeben hatte. Er nahm den Kristall heraus, betastete ihn einige Sekunden lang und steckte ihn dann in den Mantel. Nur die absolut notwendigen Texte und Manuskripte nahm er mit und erinnerte sich dabei an den Tag, als ihm seine Mutter das erste Buch über Metaphysik geschenkt hatte. Er fragte sich, ob es noch immer daheim im Bücherregal stand, in ihrem Haus im Norden.
    In dieser Nacht verabschiedete er sich von der einzigen Existenz, die er gekannt hatte, nachdem er von Toret aus dem Jenseits zurückgeholt worden war. Er hatte nie in Erwägung gezogen, zum Anwesen seiner Familie zurückzukehren, doch jetzt begriff er, dass auch das für immer hinter ihm lag. Schließlich nahm er die Ratte aus ihrem Käfig und schob sie in die Manteltasche. Koffer und Reisetasche hatte er zuvor zusammengebunden, griff nun nach dem Riemen und verließ sein Zimmer.
    Plötzlich hörte er oben im Erdgeschoss Schritte.
    Chane setzte sein Gepäck ab, zog das Schwert und schlich die Treppe hoch. Als er oben die Tür erreichte, nahm er die Ratte aus der Manteltasche und ließ sie an der Wand entlang zum Esszimmer laufen.
    Er erwartete, mit den Augen des Nagetiers Stadtwächter zu sehen, die gekommen waren, um die Geschichte der Jägerin zu überprüfen. Oder vielleicht war das Halbblut aus irgendeinem Grund zurückgekehrt. Stattdessen beobachtete er Torets Besucher, den Mann mit dem dunklen Haar und den hellen Flecken an den Schläfe n – er stand am Tisch und betrachtete den toten Raben.
    Chane versuchte, mithilfe seines kleinen Dieners die Präsenz des Fremden zu spüren, doch er fühlte nicht s – der Mann schien gar nicht da zu sein. Er beobachtete, wie die Gestalt mit der Stiefelspitze den toten Wolf anstieß und dann zum Salon ging. Chane schickte die Ratte weiter an der Wand entlang, behielt den Besucher im Auge und sah, wie er auf Saphirs Leiche hinabblickte.
    Der Fremde inspizierte das ganze Haus und blieb nur kurz stehen, als er im ersten Stock Tibors Leiche und den abgetrennten Kopf fand. Als deutlich wurde, dass er sich auch im Keller umsehen wollte, schlüpfte Chane hinter die verborgene Tür am Ende der Treppe und wartete.
    DieRattebrauchteeineWeile,umzudemMannaufzuschließen,undalsChaneihnwiedersehenkonnte,befandersichinseinemZimmer.ErbetrachtetedortdenleerenKäfig,blätterteinmehrerenTexten,nahmdieschmutzigeKleidungausderKanalisationindieHand,runzeltedieStirnundließsiewiederfallen.
    Nach einer Weile verließ der Fremde den Keller, kehrte nach oben in den Salon zurück und betrachtete noch einmal Saphirs Leiche. Chane wusste nicht, was dieser Mann wollte, gewann aber den Eindruck, dass er eine bestimmte Absicht verfolgte. Als der Besucher zur Tür ging, gab Chane der Ratte einen einfachen Auftrag, verbunden mit einem Bild von dem Fremden.
    Folge und beobachte ihn.
    Dann zog er sich aus dem Selbst des Tiers zurück und wartete, bis er sicher sein konnte, dass sich der Mann ein ganzes Stück vom Haus entfernt hatte. Daraufhin ging er zum Erdgeschoss hoch und nahm den Hinterausgang in der Küche.
    Magiere saß benommen am Küchentisch der Weisen, der zerrissene Ärmel ihres Lederhemds war abgetrennt. Domin Tilswith strich vorsichtig Salbe auf Schulter, Arm und Bein. Weder die Präsenz des Alten noch die Salbe befreiten sie von dem Chaos in ihren Gedanken.
    Sie war noch immer damit beschäftigt, all die Enthüllungen dieser Nacht zu verarbeiten. Ihre Welt fühlte sich wie auf den Kopf gestellt an.
    Leesil befand sich in der Nähe und fragte, ob er helfen konnte. Wynn schob ihn immer wieder beiseite, während sie dem alten Weisen half. Chap saß vor ihr auf dem Boden und beobachtete sie aufmerksam. Dann und wann zuckte sein Schwanz.
    Vàtz schien noch immer in der Kaserne der Stadtwache zu sein. Als er mit Magieres Nachricht eingetroffen war, hatte ihn Hauptmann Schetnick dort zu seiner eigenen Sicherheit festgehalten. Ihm schien es besser als Magiere gelungen zu sein, den kleinen Burschen dazu zu bringen, ihm zu gehorchen.
    Magiere sah sich in der Küche mit all ihren Kräutern und Töpfen um, ließ den Blick über das Kochfeuer und die kalten Lampen streichen, die das Zimmer gleichmäßig ausleuchteten. Sie musterte Leesil und wusste, dass sie froh sein sollte, zumindest zum Teil. Sie hatten

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