Dhampir - Seelendieb
wirklich, was ich bin«, sagte Magiere. »Du bist jetzt hier bei mir, und ich wünsche es mir nicht anders. Aber jedes Mal, wenn du mehr daraus machen willst, wird es zu einer völlig unnatürlichen Sache, und d u … «
»Was?«, fragte Leesil scharf. »Jetzt bin nicht ich es, der Geheimnisse hat. Sag mir, was s o … «
»Ich kann dich töten!«, brachte Magiere zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und Zorn erklang in ihren Worten. »Und das Schlimmste ist: Du würdest dich nicht wehren!«
Sie wollte ihn schlagen, ihn aus seiner törichten Blindheit wecken, die ihn fast das Leben gekostet hätte. Es war besser, es endlich hinter sich zu bringen, ein für alle Mal, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
»InderNacht,alsdasLagerhausbrannt e … DuhastmireinfachdeinBlutzutrinkengegeben,ohnenachzudenken.WennBrendennichtdagewesenunddichvonmirfortgezogenhätte,wärstdubeimirgebliebenundzwischenmeinenZähnengestorben.Ichwäreerwacht,undduhättesttotinmeinenArmengelegen.DuhastnichteinmalandieseMöglichkeitgedachtundauchgarnichtversucht,siezuleugnen.Dasmeineichdamit,dassesleichtist,dichzutöten.Undduwürdestdichvonmirumbringenlassen.«
Magiere konnte ihn nicht mehr ansehen. Zwischen den Erinnerungen an sein Blut im Mund und dem heißen Zorn in ihr kam der Schmerz eines endgültigen Verlustes.
Leesil sank auf ein Knie und beugte sich näher zu ihr.
»Keiner von uns wusste, was in jener Nacht geschah«, sagte er. »Du ebenso wenig wie ich. Wie wäre es auch anders möglich gewesen? Aber das haben wir jetzt hinter uns, und wir sind nicht mehr die gleichen Personen.«
Er streckte die Hand aus und berührte sie an der Wange, und so sehr Magiere auch versucht war, sie beiseitezuschiebe n – sie brachte es nicht fertig, Leesil noch mehr zu verletzen, als sie es gerade mit Worten getan hatte.
»Ich habe drei Leben gelebt«, sagte er. »Als Kind in den Kriegsländern, in einer Welt von Verrat und Tod. Dann unterwegs mit Chap. Und schließlich das Spiel mit dir, von dem Abend an, als wir uns begegnete n … was wir Chaps Einmischung verdanken. Jetzt beginnt ein viertes Leben für mich. Jedes Leben fängt damit an, indem man es einfach lebt. Ich sage noch einmal: So leicht bin ich nicht umzubringen.«
Bevor Magiere ihn daran hindern konnte, legte er ihr beide Hände auf die Wangen und presste seinen Mund auf den ihren.
Magiere versteifte sich voller Abscheu, als sie glaubte, erneut das Blut zu schmecken, das er ihr in jener Nacht gegeben hatte. Aber dieser Geschmack verschwand schnell.
Leesils Mund war warm und weich, und hinter dem Durcheinander aus Furcht und Kummer fühlte Magiere einen weiteren Verlust, als er zurückwich.
»Ich werde dich nie verlassen«, flüsterte er. »Aber ich kann nicht in dieser Unentschiedenheit verharren. Du musst eine Entscheidung treffe n – für beide von uns, schätze ich, denn du weißt inzwischen, was ich kann und was nicht.«
Ohne ein weiteres Wort kletterte Leesil nach oben und streckte sich müde auf seiner eigenen Pritsche aus.
Es dauerte eine Weile, bis Magiere sich hinlegte, in einem Strudel aus Emotionen gefangen. Chap lag still auf dem Boden, hob gelegentlich den Kopf und sah sie an.
Irgendwann während der Nacht schlief Magiere ein, aber erst als sie Leesils beruhigend regelmäßigen Atem hörte.
21
Leesil stand früh am Morgen auf, mit einem flauen Gefühl im Magen. Nur tiefe Erschöpfung hatte in der Nacht Schlaf gebracht und dafür gesorgt, dass sich seine Gedanken in Träumen verlore n – oder in Albträumen. Sie betrafen nicht den Tod oder die schrecklichen Lektionen der Kindheit, sondern seine Mutter, über viele Jahre hinweg irgendwo eingesperrt, und Magieres traurig und verwirrt blickende Augen, als er sie auf der Bettkante zurückließ. Deshalb war es nur ein kleiner Schock für ihn, als Magiere verkündete, dass es noch mehr zu tun gab, bevor sie mit den Untoten von Bela fertig waren.
Seiner Ansicht nach mussten sie nur den Kopf des Vampirs holen, auf den sie im ersten Stock des Hauses gestoßen waren. Wynn und Chap kamen mit, als eine Kutsche sie erneut zu dem zweistöckigen Gebäude brachte. Als Magiere eintrat, begann sie sofort damit, die Einrichtung mit ihrem Falchion zu zertrümmern.
»Bei der Jagd auf diese Geschöpfe sind wir immer wieder auf Falsches gestoßen, wie der Pflock in Saphirs Herz«, erklärte sie. »Wir müssen sicher sein, dass alles erledigt ist.«
Die Schulterwunde bereitete ihr noch immer Schmerzen, aber wie zuvor genas sie
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