Dhampir - Seelendieb
kleine, rätselhafte Bilder und Worte entgegen.
Hoc h … in Kält e … und Eis. Das Gewicht der geflüsterten Worte kroch ins Bewusstsein des Schlafenden und drängte seine eigenen Gedanken beiseite. Gehütet von den Alte n … den Ältesten der Vorgänger.
»Wie kann ich es finden?«
Der Träumende versuchte, über den schwarzen Schlangenleib hinauszublicken und sich vorzustellen, was er suchte, aber er wusste noch nicht, wie es aussa h – er wusste nur, was es zu leisten vermochte, denn davon hatte ihm die Schlange, Herrin seiner Träume, erzählt. Wenn er es in seinen Besitz brachte, würde es für immer die Natur seiner Existenz verändern. Dann brauchte er nichts mehr von außen; alles würde aus dem Innern kommen.
Der Schlangenleib wand sich enger um ihn, und er spürte Furcht und Erschöpfung. Diese Träume mit seinem namenlosen Wohltäter gaben ihm Wissen, immer ein kleines Stück nach dem anderen, doch sie erschöpften ihn. Er wäre gern geblieben, um weitere Fragen zu stellen, aber er konnte nicht.
Welstiel Massing öffnete die Augen und fand sich allein auf dem großen Bett in seinem gemieteten Zimmer wieder. Der schwarze Schlangenleib wich aus seinen Gedanken.
Es war wie jeder andere Traum: scharfe Bilder im Schlaf, doch nach dem Schlaf schnell verblassend. Er erinnerte sich an den Glanz der schwarzen Schuppen, doch nicht an das Gefühl der Stimme. Und mit jedem Traum gab ihm die Stimme weniger neue Antworten. Wenn er schließlich das versprochene Objekt bekam, würde sie ihn freigeben. Daran erinnerte er sich, und daran glaubte er.
Welstiel stand auf, nahm am Schreibtisch Platz, griff nach dem Federkiel, nahm das oberste dünne Buch von einem Stapel aus Tagebüchern und öffnete es. Er hatte sich im besten Gasthof von Miiska einquartiert, um die Privatsphäre zu finden, die er brauchte. Ohne nachzudenken, schrieb er die wenigen Dinge auf, an die er sich vom Traum erinnerte. Seine Hand zitterte ein wenig, und ihm fehlte die geistige Klarheit, die ihn normalerweise begleitete, aber es gab noch einige zusätzliche Dinge, die er hinzufügen wollte, auch wenn sie nicht gut zusammenpassten.
Das Objekt befand sich in großer Höhe, wo es kalt genug war für Schnee und Eis im ganzen Jahr. Und »Vorgänger« bewachten es. Das waren keine neuen Informationen, aber sie weckten Unbehagen in Welstiel, denn diese Details waren immer wieder genannt worden. Wie alt waren sie? So alt wie das Objekt, dem seine Suche galt? Kamen sie vielleicht aus der Zeit der vergessenen Geschichte? Stammten sie möglicherweise aus der Ära vor dem Großen Krieg?
Allein konnte er jene Vorgänger nicht finden. Das schloss er aus den Andeutungen der Schlange über die Jahre hinweg, aber er hatte Vorkehrungen getroffen, dieses Hindernis zu überwinden. Sorgfältig ausgearbeitete Pläne konnten nun zur Ausführung kommen.
Welstiel machte das Bett und zog sich an, achtete dabei auf jede Falte in Hemd, Hose und Weste. Er kämmte das dunkle Haar, und an den Schläfen zeigten sich zwei gleich große weiße Stellen. Er benutzte die rechte Hand, denn an der linken fehlte das vorderste Glied des kleinen Fingers. Er streifte einen teuren schwarzen Mantel über und zog die Kapuze über den Kopf.
Schließlich öffnete er einen kleinen Jadekasten und holte daraus einen Messingring hervor, der an der Innenseite kleine Symbole aufwies. Er schob ihn auf den Zeigefinger der rechten Hand und sammelte seine Kraft.
Wie immer sah alles um ihn herum ebenso aus wie zuvor, fühlte sich aber so an, als hätte sich die Welt von ihm getrennt und wäre sich nicht mehr seiner Präsenz bewusst. Es war viele Jahre her, seit er den Ring angefertigt hatte, und nur selten erlag er der Versuchung der Selbstbeschau, wenn er ihn trug. Er sah in den kleinen Spiegel auf dem Schreibtisch.
Das Glas zeigte ihm den eigenen vertrauten Anblick, doch es fühlte sich an, als sähe er kein Spiegelbild, sondern ein sorgfältig gemaltes Bild. Rein äußerlich gab es keine Unterschiede, doch seine Innenwel t – Gedanken, Gefühle und Präsen z – ließ sich nicht wahrnehmen.
Bevor Welstiel das Zimmer verließ, sah er sich noch einmal um und kontrollierte alles. Um die Tagebücher machte er sich keine Sorgen, denn sie waren in der Sprache seines Heimatlands geschrieben, das weit jenseits des Meeres lag, in den nördlichen numanischen Gebieten. Was die anderen Bücher unter dem Schreibtisch betra f … Die verschlossenen Gurte mochten faszinierend auf jemanden wirken, der
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