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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Brustbein.
    »Nichts ist einfach für uns«, sagte er leise.
    Sein Körper war schlank, warm und fest. Nach dem Kampf hatte sich Magiere hingebungsvoll um ihn gekümmert und ihn gepflegt, um sein Überleben zu gewährleisten. Sie hatte ihn ausgezogen und gewaschen, ihm Verbände angelegt und vieles andere getan, damit er sich erholte. Aber auf diese Weise waren sie sich nie zuvor nahe gewesen, und das wussten sie beide.
    Sie nahm den Duft seines Haars wahr, roch den Wald darin, Lavendelseife vom Bad am Nachmittag und Reste von Bier, Pfeifenrauch und anderen Tavernengerüchen. Leesil regte sich nicht und war still, blieb mit dem Rücken an Magiere gelehnt. Ihr Blick wanderte über sein flachsblondes Haar, das vorn über seine Schultern reichte. Instinktiv hob sie die Hände und legte sie ihm auf die Schultern, und dann fiel ihr Blick auf Leesils linken Arm an ihrem Oberschenkel.
    Unter dem weiten, lockeren Ärmel zeigte sich die Scheide am Unterarm, darin das eine silberne Stilett, das ihm geblieben war. Dicht unter der Spitze bemerkte Magiere die Narben am Handgelenk.
    Erinnerungen brodelten in ihr, und sie dachte an ihr Erwachen nach der Flucht aus dem brennenden Lagerhaus. Noch einmal fühlte sie das Blut im Mund, das ihr über die Zunge geronnen war und Leben in ihren Leib gebracht hatte, als sie es schluckte.
    Leesils Blut.
    Sie erinnerte sich daran, an dem Handgelenk gesaugt zu haben, das sich Leesil aufgeschnitten hatte, um ihr sein Blut anzubieten. Er hatte ihr das Handgelenk an den Mund gepresst, bis das Blut sie erwachen ließ. Während der ersten Tage in Miiska hatte sie bereits begonnen, an jedem Tag mehr an ihn zu denken, und das vermischte sich mit ihrer Gier. Er war direkt über ihr gewesen, und sie hatte ihm die Zähne ins Handgelenk gebohrt und ihn zu sich herabgezogen.
    Er war so warm gewesen, so nahe, und sie hatte versucht, ihn ganz aufzunehmen, sein ganzes Leben. Wenn Brenden nicht gewesen wäre und sie fortgezogen hätt e … Vielleicht hätte sie ihn getötet.
    Von jenem Augenblick an verband sich ein Teil von ihr mit der Welt der Untoten, die sie besiegt und vernichtet hatte. Sie war eine Gefahr für jene, an denen ihr etwas lag, und tödlich für den Mann, der ihr am nächsten stand. Leesil merkte von alldem nichts und hätte es sogar abgestritten. Magiere wusste nicht, was sie mehr entsetzte: was sie war, oder was sie ihm antun konnte, wenn sie wieder ganz zum Dhampir wurde.
    Die von ihren Zähnen stammenden Narben an seinem Handgelenk würden nie verschwinden.
    Magiere stand hinter Leesil auf und war am Eingang der Küche, bevor er auf die Beine kam. Sie schloss die Hand so fest um den Rand des Vorhangs, dass ihr Unterarm schmerzte, zwang sich dann zur Ruhe, bevor sie zurücksah. Leesil musterte sie verwirrt. Selbst Chap hob den Kopf.
    Zumindest was Miiska betraf, hatte Leesil recht. Wenn es der Stadt weiter so schlecht ging, würde der »Seelöwe« bald wenige Gäste haben. Dann konnten sie die Hoffnung auf ein neues Leben an diesem Ort begraben. Wenn Miiska starb, so fand auch ihre Existenz in der Stadt ein Ende.
    Wenn es bei Leesils Bereitschaft, auf das Angebot in dem Brief einzugehen, allein darum gegangen wäre, ihre derzeitigen Probleme zu lösen, so hätte Magiere ihm vielleicht zugestimmt. Aber er wollte wieder losziehen und Neues erleben; er gab sich nicht mit dem zufrieden, was sie in Miiska hatten.
    »Geh morgen früh zu Karlin und teil ihm mit, dass wir das Angebot annehmen«, sagte Magiere. »Wir reisen mit dem nächsten nach Norden segelnden Schiff nach Bela und nehmen dort den Kampf gegen die Untoten auf. Wenn wi r … wenn die Zahlung erfolgt, kann die Stadt ein neues großes Lagerhaus errichten.«
    »Magier e … « Unsicherheit vibrierte in Leesils Stimme.
    »Schon gut.« Eigentlich war dies nicht seine Schuld. »Wir sollten besser mit dem Packen beginnen.«
    Magiere wandte sich ab und ging durch die Küche zur hinteren Treppe. Sie war dankbar, dass er ihr nicht folgte.
    Im Obergeschoss blieb sie stehen. Leesils Zimmer war das erste auf der linken Seite. Er hatte es selbst gewählt, weil er die erste Verteidigungslinie sein wollte, für den Fall, dass es zu einem neuen Angriff kam. Er war sicher, dass er es merken würde, wenn irgendjemand, der nicht hierhergehörte, die Treppe heraufkam oder durchs Fenster kletterte. Vielleicht stimmte das. Leesil hörte sehr gut.
    Das nächste Zimmer war ihrs. Da sich der neue Kamin des Schankraums fast in seiner Mitte befand, führte

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