Dhampir - Seelendieb
sagte er leise und warf dann einen Blick über die Schulter. »Komm mit, Karlin.«
LeesilzogMagiereanderThekeentlangzumVorhang,derdieKüchevomSchankraumtrennte.Erwardankbardafür,dasssiesichnichtwidersetzte.AllerdingsschütteltesieseineHandab,undderVorhanglöstesichfastvonderStange,alssieihnzurSeiterissunddurchdieTüröffnungstapfte.Leesilfolgteihrrasch.
»Was ist los?«, fragte er, zog einen Stuhl zum Küchentisch und drückte Magiere darauf hinab. Dabei fühlte er, wie ihre Schultern bebten. »Es kann doch nicht um die Steuern gehen, oder?«
Der Vorhang wurde beiseitegeschoben, und Karlin kam herein, gefolgt von Loni. Der sonst so fröhliche Bäcker wirkte betroffen und verlegen. Der Elf sah sie alle an, und sein Gesicht zeigte nur Wachsamkeit.
»Du hättest einfach Nein sagen können, Magiere«, ließ sich Loni vernehmen. »Diese Aufregung ist unnötig.«
»Hinaus«, erwiderte sie mit solchem Zorn, dass der Elf unwillkürlich zusammenzuckte.
»Und dann was? Sollen wir das Angebot zurückweisen?« Loni warf die Schriftrolle auf den Tisch. »Du weißt, dass wir mit diesem Geld das alte Lagerhaus neu errichten und gemeinschaftlich betreiben könnten. Mehr an der Küste entlangsegelnde Handelsschiffe würden unseren Hafen anlaufen. Die Geschäfte würden wieder besser gehen. Hafenarbeiter könnten anständiges Geld verdienen, und Meister Pojesk und seinesgleichen wären gezwungen, gut zu bezahlen oder zu schließen. Bauern und Handwerker könnten ihre Waren wieder en gros verkaufen.«
»Wie bitte?«, fragte Leesil, der gar nichts mehr verstand.
Karlin stand in hilflosem Schweigen da.
»Ich fasse es nicht, dass du so etwas an mich herangetragen hast«, hauchte Magiere.
Ihr Blick galt Loni. Sie schloss eine Hand um die Tischkante, als bereitete sie sich auf einen Sprung vor. Der ganze Körper war angespannt.
Leesil trat vor sie, was nicht unbedingt der beste Ort war, wenn sie einen plötzlichen Dhampir-Anfall erlitt. Dann wäre sie in der Lage gewesen, es sogar mit einem untoten Krieger aufzunehmen.
»Zeig es ihm«, sagte Loni und deutete auf Leesil. »Er hat das Lagerhaus in Brand gesetzt, nicht wahr? Vielleicht erkennt er die guten Möglichkeiten in dem Angebot, von dem du nichts wissen willst.«
Leesil verzog andeutungsweise das Gesicht, als er hörte, wie Loni ihm die Schuld am Lagerhausbrand gab, und dann spürte er Magieres Finger. Die Berührung weckte seine Aufmerksamkeit, und als er den Blick senkte, sah er, dass sie ihm das Pergament in die Hand drückte.
»Lies«, sagte sie.
Er nahm das Schriftstück und stellte fest, dass vom Wachssiegel genug übrig geblieben war, um den Abdruck darin zu erkennen. In der Mitte zeigte sich das belaskische königliche Wappen unter dem Banner der königlichen Stadt Bela. Wieder regte sich Melancholie in Leesil. Er entrollte das Pergament.
An den Rat der freien Stadt Miiska im Königreich seiner Majestät Belaski :
Durch den Ehrenwerten Vidor Chàsnitz, Reeder und Mitglied Eures Stadtrats, haben wir von Euren jüngsten wirtschaftlichen Problemen erfahren, die auf den Verlust des größten Lagerhauses zurückgehen. Wir schicken unsere und die Hoffnung Seiner Majestät, dass sich Eure Situation bald verbessern möge. Auch in diesem Zusammenhang treten wir mit einer Bitte an Euch heran, die am besten von einem Bürger Eurer Stadt erfüllt werden und zur Lösung Eurer Probleme beitragen könnte.
Aus unseren Quellen haben wir erfahren, dass in Eurer respektablen Stadt eine gewisse Magiere wohnt, eine Person, die sich durch besondere Fähigkeiten auszeichnet und mit der wir in Kontakt treten möchten. Mit großem Interesse haben wir gehört, auf welche Weise besagte Person ihre speziellen Talente in den Dienst der Stadt gestellt hat, und genau um solche Fähigkeiten und Dienste geht es uns. Wir fürchten, dass unsere große Stadt Bela die gleiche Heimsuchung erfährt, wie es vor einigen Monaten bei Miiska der Fall war. Das Muster der diesbezüglichen Verbrechen ist erst kürzlich zur Aufmerksamkeit des Rates gelangt, und zwar auf die schlimmste denkbare Weise. Die Tochter des Ratsvorsitzenden wurde vor der Treppe seines Hauses getötet. Die Umstände lassen kaum Zweifel daran, dass es sich um einen übernatürlichen Täter handelt, der es immer wieder schafft, Polizei und Wächtern zu entwischen.
Wir bitten Euren Stadtrat oder seine Beauftragten, dies Fräulein Magiere zur Kenntnis zu bringen. Wenn sie bereit ist, so möge sie sich so schnell wie möglich auf den
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