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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass ihre Haut nicht bräunte. Wenn sie neben dem dunkelhäutigen Leesil stand, musste sie so bleich wirken wie eine Untote. Ein weiterer Hinweis auf ihre spezielle Abstammung.
    Schwarzes Haar mit blutroten Strähnen, die Blässe einer Leiche, und jetzt auch noch nächtliche Angreifer, von denen einem die Kehle durchgeschnitten wurde. Wer starrte ein solches Geschöpf nicht aus sicherer Entfernung an? Magiere hätte dem Kapitän am liebsten die Anweisung gegeben, kehrtzumachen und nach Miiska zurückzusegeln, wo sie nicht gezwungen war, sich erneut in das Wesen zu verwandeln, das in ihr auf der Lauer lag.
    Leichte Schritte näherten sich von hinten. Niemand sonst hätte ein so leises Geräusch bemerkt, aber Magiere war daran gewöhnt. Sie warf einen kühlen Blick über die Schulter.
    Leesil stand da und rieb sich in der kühlen Luft Arme und Hände. Er trug wieder das grüne Kopftuch und hatte das Haar darunter zusammengesteckt. Seine Kleidung war ebenso zerknittert wie die von Magier e – sie hatte darin geschlafen. Nach dem Kampf hatte er sie auf die Koje gelegt, mit einem kalten Lappen am Hinterkopf. Sie hatte sich von ihm abgewandt, während er auf dem Boden hockte, gelegentlich den Lappen nahm und ihn in kaltes Wasser tauchte. Niemand von ihnen sprach. Als sie am Morgen erwacht war, hatte Leesil auf der oberen Koje gelegen und wie ein Betrunkener geschnarcht.
    Das Schiff neigte sich in der Dünung zur Seite. Leesil hielt sich an der Reling fest und kniff die Augen zusammen, bis die schlingernden Bewegungen aufhörten. Der grüngelbe Ton in seinem Gesicht wies darauf hin, dass er noch immer an der Seekrankheit litt, und seit mehr als einem Tag hatte er nichts gegessen. Außerdem waren seine Augen jetzt blutunterlaufen, und selbst in der frischen Morgenluft nahm Magiere den Geruch von Alkohol wahr.
    »Wi e … wie weit ist es noch?«, fragte Leesil. Unter anderen Umständen hätte es vielleicht übertrieben geklungen, aber ihm fehlte ganz offensichtlich die Kraft für seine übliche Theatralik.
    »Nicht mehr weit«, antwortete Magiere. »Wir sind bald da.« Sie sah wieder zur Küstenlinie.
    »Magier e … «, begann Leesil. »Hör mal, ic h … «
    »Ich möchte nichts davon hören. Wenn Chap nicht bei mir gewesen wär e … «
    »Ich weiß …«
    »Nein, du hast keine Ahnung.« Magiere drehte den Kopf lange genug, um den Blick über ihn streichen zu lassen. »Du weißt nichts.«
    Es gab keine Entschuldigung für sein Verhalten. Drei Assassinen hatten ihr nach dem Leben getrachtet, und Leesil war oben auf dem Deck gewesen und hatte getrunken. Wenn Chap nicht gewesen wär e …
    Magiere fragte sich plötzlich, wo der Hund war. Sie bemerkte ihn mittschiffs, auf einem Kistenstapel, der in einem Frachtnetz steckte. Der Wind spielte mit seinem Fell, als er die Matrosen beobachtete, die einen weiten Bogen um ihn machten. Es hatte sich herumgesprochen, dass ein großer, bewaffneter Mann von diesem Hund bezwungen worden war.
    »Dort, sieh nur!«, sagte Leesil mit etwas mehr Kraft in der Stimme. Er trat näher zu Magiere und deutete über den Bug nach vorn.
    Die Küstenlinie wölbte sich dort landeinwärts und geriet außer Sicht. Magiere blickte zu der Stelle, wo sie wieder zum Vorschein kam und weiter nach Norden führte. Die südliche Spitze der Äußeren Bucht war nun zu sehen, und Magieres Zorn auf Leesil ließ nach, wich wachsender Aufregung.
    BeiihrenReisenwarensieauchdurchgroßeStädtegekommen,abernielangegeblieben.IhrletzterBesuchinBelalagvieleMonatezurück;aufdemWegnachMiiskahatteMagieredortdieEigentumsurkundefürdieTaverneabgeholt.ImLaufderJahrewarensieimmerwiederkurzindieHauptstadtgekommen,undMagierehattejedesMaletwasGeldbeieinemwenigerbekanntenGeldverleiheramsüdlichenTorhinterlassen.InsZentrumderStadtzugehen,umdortdieDiensteeinerdergrößerenBankeninAnspruchzunehme n … EinebewaffneteFrauhättesicherAufmerksamkeiterregt,unddaswollteMagierevermeiden.
    Die Königsstadt Bela lag auf einer langen Halbinsel, die von der nordwestlichen Ecke Belaskis mehr als dreißig Meilen weit in den Ozean reichte. Zu beiden Seiten der Halbinsel erstreckten sich acht bis zehn Meilen breite Buchten. Sie hießen Vonkayshäé u Vnútornä Zäliva, die Äußere und die Innere Bucht. Die erste lag auf der Meeresseite, und die zweite zeigte nach Nordosten, in den Golf von Belaski. Bela lag an der Äußeren Bucht.
    »Oh, dem Himmel sei Dank!«, brummte Leesil. »Endlich wieder trockenes Land.

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