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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Vielleicht kann ich heute Abend etwas essen und es auch im Magen behalten.«
    Magieres zurückkehrender Ärger wich Mitgefühl. Kurze Zeit später erreichte der Schoner die Bucht.
    Schiffe aller Arten und Größen lagen dort vor Anker. Manche waren so klein wie der Schoner, andere doppelt so groß und noch größer. Einige erschienen Magiere geradezu enorm. Als sie an einem dieser Riesen vorbeikamen, beobachtete sie die Besatzungsmitglieder an Bord. Sie erschienen ihr wie Ameisen, die über die Zweige eines blattlosen Busches krabbelte n – zwischen den sechs Masten spannten sich zahllose Seile und Taue.
    Aus den Augenwinkeln nahm Magiere ein Schimmern wahr, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Es kam aus dem Norden. Zuerst dachte sie, dass es vielleicht nicht mehr war als das Glitzern von Sonnenschein auf den Wellen. Das Etwas glänzte wie poliertes Metall, aber das Schimmern veränderte sich immer wiede r – das Objekt, von dem es stammte, schien in Bewegung zu sein. Es handelte sich offenbar um ein Schiff, das auf den Wellen ritt. Das Schimmern kam von den Segeln, die wie weißer Satin glänzten. Magiere hob die Hand, beschattete die Augen und hielt Ausschau.
    DerBugwarlangundschmal,liefsospitzzuwieeinSpeer.DerRumpfglänzteimeinenMomentgrünlichundimnächstengoldgelb.DieSeitenwarenleichtgewölbt,wieeinStechpalmenblatt.
    Leesil zeigte darauf und rief einem nahen Matrosen zu: »Was ist das für ein Schiff?«
    Der junge, blonde Mann war damit beschäftigt, ein Seil aufzuwickeln. Er verharrte und blickte über die Bucht. »Elfen«, sagte er. »Aus dem Norden, von der anderen Seite des Kaps.«
    »Ich habe nie davon gehört, dass sie Schiffe haben.«
    »Du hast nie davon gehör t … ?« Der junge Mann sah den Halbelf so an, als wäre er nicht ganz bei Verstand.
    »Schade, dass wir es uns nicht aus der Nähe ansehen können.«
    Daraufhin trat der Matrose einen Schritt auf Leesil und Magiere zu.
    »Eher würde ich ein Dingi in einen Wintersturm segeln!« Er warf das Seil beiseite und ging rasch fort.
    Magiere verstand nicht, was der Matrose meinte. Die Elfen lebten so zurückgezogen, dass sie in ihrem Leben nur wenige von ihnen gesehen hatte. Wenn Loni, der sich in Miiska fernab der Heimat niedergelassen hatte, für sein Volk untypisch war, so fragte sich Magiere, wie die geheimnisumwitterten Elfen wirklich sein mochten.
    »Wie kommt es, dass du so wenig über dein eigenes Volk weißt?«, fragte Magiere, obwohl es ihr noch immer widerstrebte, mit Leesil zu reden.
    »Die Elfen sind nicht mein Volk«, erwiderte er. »Sie sind das Volk meiner Mutter, und ich weiß nur das über sie, was ich in ihr gesehen habe. Damals, vor langer Zeit.«
    Die letzten Worte sprach er leise. Magiere ließ das Thema fallen, zumindest vorerst.
    »Hoffentlich legen wir direkt an.« Leesil sah sehnsüchtig zur Küste, und seine Worte kamen fast einem Gebet gleich. »Ich möchte nicht auch noch mit einem Ruderboot übersetzen müssen.«
    »Hör auf zu jammern«, sagte Magiere.
    Hinter der Küste stieg das Land steil an, und Bela, die Hauptstadt des Königreichs, erstreckte sich über die Hänge. Vor mehr als dreihundert Jahren, bevor das Land Belaski seinen Namen erhalten hatte, war Bela nicht mehr gewesen als ein kleiner, von einem Wehrwall umgebener Bergfried. Im Lauf der Zeit war er immer mehr gewachsen und präsentierte sich heute als Koloss aus weißem Granit.
    Die Dörfer in der Nähe der Burg waren zu einem größeren Ort verschmolzen, und man hatte ringsum eine Verteidigungsmauer errichtet. Doch die kleine Stadt war darauf versessen gewesen, zu einer großen zu werden, und sie ließ sich von der Mauer nicht daran hindern, weiter zu wachsen. Immer mehr Menschen ließen sich in ihr nieder, neue Gebäude wurden errichtet, und die Burg bekam Anbauten. Ein zweiter Befestigungsring um Bela war entstanden, und unterschiedlich große Häuser drängten sich in seinem Schatten, schienen bestrebt zu sein, wie Efeu an ihm emporzuwachsen. Doch im Laufe der Jahre hatte die Stadt sich weiter ausgebreitet.
    Inzwischen gab es einen dritten Wall, mit Türmen in regelmäßigen Abständen, und er reichte fast bis zur Küste und den weiten Hafenanlagen, die für zahlreiche Schiffe Platz boten.
    »Ich erinnere mich nicht daran, dass Bela so groß ist«, murmelte Leesil.
    »Weil wir immer von der Landseite gekommen sind«, sagte Magiere. »Und weil wir uns nie weit in die Stadt vorgewagt haben.«
    Sie fühlte noch größeres Unbehagen als Leesil. Dummerweise hatte

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