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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Ufer bemerkte Magiere eine weitere schwimmende Anlegestelle am höheren Pier. Hier und dort zwischen diesen Anlegestellen gab es Lücken, in denen Rampen oder Treppen nach oben führten. In der Ufermauer bemerkte sie Öffnungen des städtischen Kanalisationssystems. Schmutziges Wasser floss aus ihnen.
    Sie setzten den Weg fort, trugen ihre Rucksäcke und die Truhe. Chap lief voraus, blieb gelegentlich stehen und sah zurück, um sich zu vergewissern, dass sie ihm folgten. Als sie schließlich das Stadtniveau erreichten, nahm Magieres Beklommenheit schnell zu.
    Alle paar Schritte mussten sie dahineilenden Hafenarbeitern, Passagieren, Verkäufern und Trägern ausweichen, die ihre Waren und Dienste anboten. Einmal kam wie aus dem Nichts eine fahrende Küche auf sie zu, mit baumelnden Bündeln aus geräuchertem Fleisch, und sie wären fast unter ihre Räder geraten. Magiere blieb stehen und setzte ihr Ende der Truhe ab, wodurch Leesil ins Straucheln geriet.
    » Valhachkasej’â«, brummte er. »Gib mir beim nächsten Mal rechtzeitig Bescheid.«
    »Das ist verrückt.« Magiere blickte sich um und sah überall dichte Menschenmengen und Lagerhäuser. »Wir haben nicht die geringste Ahnung, wohin wir gehen.«
    »Vielleicht sollten wir einen Ort finden, wo wir diesen Kram verstauen können«, erwiderte Leesil sarkastisch. »In der Nähe des Schlosses, das wir ohnehin aufsuchen sollten?«
    »In der Nähe des Schlosses ist die Unterbringung zu teuer«, sagte Magiere in einem drohenden Ton. »Wir brauchen einen billigeren Gasthof, ich weiß aber nicht, wo wir ein solches Quartier finden können. Weißt du es?«
    Leesil verschränkte die Arme. »Wie wär’s, wenn wir jemanden fragen?«
    Magiere sah sich im Gedränge um. Nicht einmal die Straßenhändler blieben lange genug stehen, um ein Gespräch zu führen.
    »He, brauchen die Herrschaften Hilfe beim Gepäck?«, erklang eine fast schrille Stimme.
    Sie kam von einem in der Nähe stehenden Jungen, der Leesil nur bis zum Bauch reichte. Das fransige Haar klebte oben am Kopf und musste dringend gewaschen werden. Hemd und Hose waren abgetragen und zu groß für ihn. Er deutete auf Leesil.
    »Du, Herr«, sagte er und schlüpfte zwischen den Größeren hindurch zu ihnen. »Hier sind die besten Träger des ganzen Hafens.« Das schmutzige Gesicht des Jungen wirkte völlig ernst.
    Magiere seufzte tief, als Leesil sie von der Seite ansah und schief lächelte. Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig, und sie schüttelte andeutungsweise den Kopf.
    Leesil rollte mit den Augen und sah auf den Jungen hinab. »Und wie viel nimmst du für deine Dienste, Herr ?«
    »Wir bringen euch zu jedem beliebigen Ort in der Stadt«, antwortete der Junge und verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. »Für zwei Kupfergroschen.«
    »Was?« Magiere machte einen drohenden Schritt auf den Jungen zu, doch er wich nicht zurück. »Das ist der Tageslohn für einen kräftigen Hafenarbeiter, nicht für einen Dreikäsehoch. Leesil, nein!«
    Chap schob seinen Kopf zwischen Magiere und Leesil und sah den Jungen an, der noch immer keine Furcht zeigte und mit hoch erhobenem Kopf dastand. Sein Blick glitt kurz zu dem Hund, bevor er wieder zu den potenziellen Kunden aufsah.
    »Netter Köter«, sagte er.
    Ein dumpfes Grollen kam von Chap. Leesil sah den Hund an, hob die Braue, schüttelte den Kopf und wandte sich erneut an den Jungen.
    »Wieso sprichst du von wir ?«, fragte er.
    Der ernste Hafenjunge hob zwei Finger an die Lippen, und Magiere schnitt eine Grimasse, als ein schriller Pfiff erklang.
    Vier weitere Jungen bahnten sich aus verschiedenen Richtungen einen Weg durch die Menge. Zwei trugen Holzstangen und Riemen über den Schultern. Sie umringten den ersten Jungen, und ein fünfter kam direkt hinter ihm zum Vorschein.
    Dieses letzte Mitglied der Gruppe war kaum halb so groß wie der Anführer und spindeldürr, hatte kurzes, blondes Haar und ein schmales Gesicht mit Sommersprossen. Er schenkte Magiere ein Lächeln, bei dem er fast ganz die Augen schloss. Die beiden Vorderzähne fehlten.
    »Ich habe Nein gesagt, Leesil«, wiederholte Magiere.
    Leesil legte seinen Rucksack auf die Truhe. »Gib mir den Geldbeutel.«
    »Du hast bereits Münzen von mir erhalten, an Bord des Schiffes.«
    »Ic h … ich habe keine mehr. Gib mir einfach den Beutel.«
    Magiere zögerte. Nach all dem, was sie am vergangenen Tag und in der Nacht erlebt hatte, verspürte sie den fast unwiderstehlichen Wunsch, Leesil eine zu knallen, ob es

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