Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
Assassinen in Verbindung setzte. Leesil wollte herausfinden, wer dieser Jemand war, so oder so.
    Als er in dem schmalen, dunklen Gang stand, verfluchte er sich selbst. Wochenlang hatte er sich auf das vorbereitet, von dem er wusste, dass es irgendwann kommen würde, und als Magiere ihn zum ersten Mal wirklich brauchte, war er wieder betrunken. Er trank immer, wenn er Probleme hatte, oder? Seine Eltern hatten ihn auf Verrat und Mord vorbereitet, und um entsprechende Albträume fortzuspülen, hatte er jeden Abend Wein getrunken, bis der Schlaf zu einer traumlosen Flucht wurde.
    Schluss damit. Kein Tropfen mehr.
    Er würde der Versuchung nicht noch einmal erliegen. Während der beiden Monate seit dem Kampf in Miiska hatte er nur Wasser und Tee getrunken und es trotzdem geschafft, mit den Träumen zurechtzukommen. Er würde sein, was Magiere brauchte, auch wenn es bedeutete, dass er nie wieder schlief.
    Einen Messerwurf weiter vorn befand sich die Tür des Abstellraums. Leesil holte seinen Kasten hervor, stellte dann aber fest, dass er gar kein Schloss knacken musste. Der Riegel war mit einem Frachthaken gesichert.
    Er hob ihn, betrat den Raum leise und schloss die Tür hinter sich.
    Als er mit der Laterne leuchtete, sah er einen erschöpften, übergewichtigen Mann, am Boden angekettet. Die Ketten waren alt und abgenutzt, erfüllten aber noch immer ihren Zweck. Der Kapitän hatte den Gefangenen verhört, doch der Mann war nicht einmal bereit gewesen, seinen Namen zu nennen. Magiere hatte nicht erfahren, von wem der Auftrag stammte, sie zu ermorden, und welche Gründe dahintersteckten. Sie zeigte keine Furcht, aber Leesil wusste, dass sie zumindest beunruhigt war. So wie er.
    Und er kannte einige Verhörmethoden, von denen der Kapitän vielleicht nichts wusste.
    Der Mann sah zu ihm auf und blinzelte überrascht. Schweiß glänzte in seinem runden Gesicht.
    Leesil nahm das grüne Kopftuch ab und ließ das weißblonde Haar auf die Schultern fallen. Er strich es hinter die Ohren zurück, damit die Spitzen zu sehen waren, setzte die Laterne neben den Füßen des Mannes ab. Er wusste, dass er mit seinen bernsteinfarbenen Augen und der dunklen Haut unnatürlich aussah, und vielleicht ließ sich der Bursche davon einschüchtern.
    Er ging in die Hocke, hielt den Blick die ganze Zeit über auf das Gesicht des Mannes gerichtet und achtete darauf, dass sein eigenes ausdruckslos blieb.
    Der korpulente Kerl wich unwillkürlich zurück. So nahe bei ihm roch Leesil altes Bier, Schweiß und einen Hauch von Urin. Das struppige Haar des Mannes war nicht fettig, sondern staubig. Brauner Stoppelbart bedeckte Kinn und Wangen. Die Haut wirkte seltsam lose, als wäre der Mann früher dicker gewesen und hätte dann schwerere Zeiten erlebt und abgenommen. Vielleicht war er in Miiska Hafenarbeiter gewesen, vor dem Brand des Lagerhauses. Und wenn schon, dachte Leesil. Er hatte versucht, Magiere umzubringen.
    Leesil lächelte plötzlich, und der Mann zuckte zusammen.
    »Du weißt also, wer ich bin«, sagte Leesil. »Aber du kennst mich nicht. Ich bin gekommen, um das zu ändern.«
    Er öffnete den Kasten mit seinen Werkzeugen, zeigte das weiße Metall eines Stiletts, die Garrotte und die gewölbte, kürzere Klinge. Er öffnete das Deckelfach, und zum Vorschein kamen die Haken, Drähte und Stifte in ihren Halterungen. Leesil wählte einen kleinen Stift aus glänzendem Metall.
    »Jemand hat dich beauftragt, Magiere umzubringen, und das macht dich zu einem Assassinen«, fuhr er fort und hob den Stift. »Sag mir: Wie bringt man hiermit am schnellsten jemanden von hinten um?«
    Der Mann atmete schwer. Der Geruch nach Schweiß wurde stärker, aber es kam keine Antwort.
    »ÜberhauptkeineAhnung?«,fragteLeesil.»Wieenttäuschend.«ErlegtedenStiftinsDeckelfachzurück.»Aberwirsolltennichtsüberstürzen.Waszulernenlohnt,brauchtseineZeit.«
    Der Mann blinzelte erneut. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Leesil griff in den Kasten, zögerte mit der Hand über dem Stilett und nahm dann die dickere, gewölbte Klinge.
    »Zuerst schneide ich dich los«, sagte er. »Meine Mutter gab mir diese Kling e … Du solltest dich geehrt fühlen. Ich spreche nie von meiner Mutter.« Leesil drehte sie langsam, bis sie das Licht der Laterne einfing und in die Augen des Mannes lenkte. »Knochen gehören zu den einfacheren Dingen, durch die man hiermit schneiden kann. Du wirst keine Hände mehr haben, aber wenigstens frei sein.«
    Der Mann keuchte voller

Weitere Kostenlose Bücher