Dhampir - Seelendieb
entsprechende Mitteilung schicken.«
Doviak nickte und seufzte erleichtert. »Ich bereite sofort ein Schriftstück vor.«
Die Tür schloss sich, und Lanjow schlug die Hände vors Gesicht.
»Es wäre ein Fehler, die Dhampir fortzuschicken«, sagte Welstiel und trat vor.
Lanjow zuckte zusammen und hob den Kopf.
»Welstiel?« Er versuchte, sich wieder zu fassen. »Wie bist d u … ? Was machst du hier?«
»Der Sekretär hat mich vor einer Weile hereingelassen. Ich habe den ganzen Tag in den Kellerarchiven recherchiert. Als ich vom Eintreffen der Dhampir hörte, bin ich hierhergekommen, um auf dich zu warten.«
»Ich habe dich nicht bemerkt«, sagte Lanjow. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. »Du hättest dich bemerkbar machen sollen.«
»Die Versammlung ist nicht gut gelaufen?«
Welstiel trat vor den Schreibtisch und schob die Daumen beider Hände hinter den Gürtel. Lanjows Blick fiel kurz auf den kleinen Finger, an dem ein Glied fehlte. Welstiel trug oft Handschuhe, um diesen kleinen Schönheitsfehler zu verbergen, aber das war diesmal nicht der Fall.
»Eine Katastrophe«, sagte Lanjow. »Du hast sie mir als Profi beschrieben.«
»Das ist sie auch«, erwiderte Welstiel. »Lass dich von Erscheinungsbild und Gebaren nicht täuschen. Vor wenigen Monden hat sie einen sehr fähigen untoten Krieger besiegt. Sie ist ein Dhampir.«
Lanjow schüttelte unsicher den Kopf.
Welstiel war ihm zum ersten Mal vor einem Monat im »Haus des Ritters« begegnet, einem Lokal für die Oberklasse von Bela. Sie hatten sich besser kennengelernt, und inzwischen war Welstiel zu einem Freund geworden. Zusammen mit Domin Tilswith zählte er zu den wenigen Personen, die angesichts von Chesnas Tod aufrichtiges Beileid zum Ausdruck gebracht hatten. Lanjow wollte Gerechtigkeit, wie er es nannte. Welstiel hatte ihm dabei geholfen, die Hintergründe des Verbrechens zu verstehen, und eine mögliche Lösung vorgeschlagen.
»Wenn es einen Vampir in Bela gibt, so wird sie ihn finden«, fuhr Welstiel fort. »Ich habe selbst gesehen, wie untote Monstren töten. Deine Tochter ist einem solchen Wesen zum Opfer gefallen.«
Es klopfte an der Tür, und Doviak kam herein.
Lanjow zögerte, und Welstiel verstand seine Sorgen. Wenn die Dhampir versagte, fiel er in Ungnade. Und wenn er sie jetzt fortschickt e … Dann stand er nach all dem Druck, den er auf den Rat ausgeübt hatte, wie ein Narr da. Und dann würde es keine Gerechtigkeit für Chesna geben.
»Schon gut, Doviak«, sagte Lanjow leise. »Wir folgen dem eingeschlagenen Weg.«
Doviak sah kurz zu Welstiel und runzelte die Stirn. »Seid Ihr sicher?«, fragte er Lanjow.
»Bleib stark«, forderte Welstiel den Vorsitzenden des Rates auf. »Lass die Jagd stattfinden.«
Lanjow atmete tief durch. »Ja, sie soll stattfinden.«
6
Die »Klette« war ein bescheidener, aber sauberer Gasthof im Süden von Bela. Nach der Begegnung mit den feinen Herren vom Stadtrat empfand Leesil diesen Ort als Erleichterung. Magiere hatte für zwei kleine Zimmer bezahl t – sie lagen nebeneinander, wie ihre Räume im Obergeschoss des »Seelöwen«. Jedes Zimmer enthielt ein schmales Bett, einen kleinen Tisch und eine Kerze, die extra kostete. Chap wanderte durch Magieres Raum und steckte die Schnauze in die offene Truhe. Als Leesil in der Tür stand und beobachtete, wie Magiere ihre Sachen auspackte, fühlte er sich seltsam allein.
Dass jedem von ihnen ein eigenes Zimmer zur Verfügung stand, war nach all den Jahren, die sie im Freien auf dem Boden geschlafen hatten, wundervoll. Ein warmes, trockenes Bett erschien Leesil luxuriös, bedeutete aber auch eine weitere Veränderung.
Jahrelang waren sie zusammen unterwegs gewesen; Magiere, Chap und er. Manchmal hatten sie ein Zimmer gemietet, auf dem Dachboden eines Bauern. Sie schliefen zusammen, um Geld zu sparen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken in einer Welt, die sie oft nicht willkommen hieß. Zu jener Zeit hatte Leesil in Magiere nur eine Gefährtin gesehen.
Furcht war aufgekommen, als sie langsam Magieres Dhampir-Natur entdeckten, vor allem auf ihrer Seite. Noch mehr Sorgen verbanden sie mit den unbekannten Teilen ihrer Vergangenheit. Während dieser Zeit waren in ihm andere Gefühle für sie gewachsen. Und jetzt, trotz ihrer Pfennigfuchsere i …
Magiere hatte nicht ein Zimmer gemietet, sondern zwei.
Sie zog ihr Lederhemd an, schnallte den Schwertgürtel darüber und vergewisserte sich, dass sich die Klinge glatt aus der
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