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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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daheim und las oder leistete mir Gesellschaft. An jenem Abend hatte ich in der Küche zu tun und bereitete getrocknete Pflaumen für die Lagerung vor. Ich habe kein Klopfen an der Tür gehört. Aber mir fiel ein plötzlicher Luftzug auf, als ich die Hintertür öffnete, um ein wenig zu lüften. Vielleicht war in einem der vorderen Zimmer ein Fenster offen, dachte ich. Also sah ich nach und stellte fest, dass die Tür einen Spaltbreit offen stand.«
    Die Köchin unterbrach sich und rang offenbar mit den Tränen. Sie schnitt eine finstere Miene, und Zorn verdrängte den Kummer.
    »Ich schloss sie. Die arme Chesna lag draußen auf der Veranda, aber ich sah sie nicht und war davon überzeugt, dass sie sich in ihrem Zimmer befand. Ich schloss einfach nur die Tür.«
    Lanjow hörte aufmerksam zu, und als er diese Worte vernahm, senkte er den Kopf.
    »Erst viel später, nach Mitternacht, hörte ich den Herrn rufen«, fuhr Dyta fort. »Ich lag schon im Bett, streifte rasch den Morgenmantel über und verließ mein Zimmer. Ich hörte ihn draußen, öffnete die Tür und sah, wie Lord Kuschew zur Veranda lief.«
    »Wer ist Lord Kuschew?«, fragte Leesil.
    »Ein Nachbar«, antwortete Lanjow. »An jenem Abend haben wir im ›Haus des Ritters‹ zusammen Karten gespielt.«
    »Welch ein trauriger Anblick«, flüsterte Dyta. »Das Kleid zerrissen, und die Kehl e … «
    »Genug!«, stieß Lanjow hervor. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie dies helfen sollte.«
    Leesil hob die Brauen, und Magiere fragte sich, was ihm durch den Kopf ging.
    »Ich nehme an, du hast das Kleid behalten, nicht wahr?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Lanjow. »Hauptmann Schetnick von der Stadtwache hat mir gesagt, dass ich es aufbewahren muss, auch nach der Beerdigung.«
    Magiere merkte sich den Namen. Bisher hatten nur wenige Personen bei dieser Angelegenheit Vernunft bewiesen. Der Hauptmann schien eine rühmliche Ausnahme zu sein, und vielleicht lohnte es, wenn sie sich die Zeit nahmen, mit ihm zu reden.
    »Ich möchte es mir ansehen.« Magiere zögerte verlegen. »Besser gesag t … « Sie deutete auf Chap. »Unser Spürhund sollte daran riechen.«
    Lanjows Gesicht verlor erneut an Farbe. Die Vorstellung, dass ein Hund an der Kleidung seiner toten Tochter schnüffelte, schien fast zu viel für ihn zu sein. Aber er erwiderte: »Es befindet sich in ihrem Zimmer. Folgt mir.«
    Dyta ging, und Magiere, Leesil und Chap folgten Lanjow in den Flur und nach rechts. Der Korridor führte in einen offenen Bereich mit einer Bogentreppe. Lanjow brachte sie in den zweiten Stock und dort in ein Schlafzimmer.
    Die cremefarbenen Vorhänge an dem Himmelbett waren zurückgezogen, und darauf lag eine passende Decke. An den Wänden zogen sich weiße Regale entlang, in der richtigen Höhe für ein Mädchen, und die Anzahl der Puppen darin erstaunte Magiere. Auch Leesil sah sie sich an. Allein an einer Wand zeigten sich mindestens zwanzig, außerdem Plüschtiere und einige Marionetten. Einige der Puppen waren blond, andere hatten dunkle Ringellocken. Bei einer bemerkte Magiere kastanienbraunes, fast rotes Haar. Alle Köpfe waren aus Porzellan, die kleinen Spitzenkleider in den meisten Fällen rosarot, lavendelblau oder gelb.
    »Wie alt war deine Tochter?«, fragte Magiere.
    »Sechzehn«, antwortete Lanjow.
    Daraufhin hob Leesil die Brauen und rollte mit den Augen.
    »Wo ist ihre Mutter?«, fragte Magiere.
    Lanjow zögerte, schien die Frage nicht nur für irrelevant zu halten, sondern sogar für unverschämt.
    »Sie starb in der Nacht, als Chesna geboren wurde«, sagte er.
    In Magiere regte sich Mitgefühl für diesen arroganten Mann. Er hatte seine Frau bei der Geburt der Tochter verloren, und jetzt auch sein einziges Kind. Vielleicht hatte er es nicht eilig gehabt zu sehen, wie seine Tochter erwachsen wurde.
    Lanjow öffnete die Tür des hohen Kleiderschranks und holte ein tuchumwickeltes Bündel hervor. Er trug es so zum Bett, als handelte es sich um etwas Kostbares, und als wäre es gleichzeitig etwas, dessen Berührung ihn entsetzte. Im Innern befand sich etwas, das einmal ein elegantes lavendelblaues Kleid mit safrangelben Borten gewesen war. Blutflecken zeigten sich am Hals und an der linken Schulter.
    Chap lief zum Bett und sah erwartungsvoll zu Lanjow auf, aber der Vorsitzende des Rates trat nur zurück. Leesil streckte die Hand aus, nahm das Kleid und entrollte es so, dass der Saum den Boden berührte.
    Magiere sah, dass Chesna ihr höchstens bis zur Schulter gereicht

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