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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Scheide ziehen ließ. Dann entnahm sie ihrem Rucksack eine Bürste und einen Lederriemen fürs Haar, legte beides auf den Tisc h – es war ihre Art und Weise, sich häuslich einzurichten. Unterwegs auf der Straße hatte er das nie bemerkt und auch nicht begriffen, wie wichtig das für sie war. Vielleicht merkte sie es selbst nicht. Leesil war überall dort zu Hause, wo er sich mit Chap befand.
    »Was denkst du?«, fragte Magiere.
    »Ich denke, dass wir in einer Sache stecken, die zu groß für uns ist, und es keinen Ausweg gibt«, antwortete Leesil. »Das Wolfsrudel im Rathaus mag in gewisser Weise den Dorfältesten ähneln, mit denen du verhandelt hast, aber es gibt Unterschiede. Es sind Adlige und reiche Kaufleute. Hast du ihre Gesichter gesehen, als wir hereingekommen sind?«
    »Ja.« Magiere schloss die Truhe. »Aber wenn ich so denke, kann ich nicht weitermachen.«
    »Wir sollten den Rat also besser meiden.« Leesil nickte, wodurch sein weißblondes Haar in Bewegung geriet. Er lehnte noch immer in der Tür. »Wir besuchen Lanjow, und vielleicht gelingt es Chap, mit einem Kleidungsstück des toten Mädchens eine Spur zu finden. Dann beginnen wir mit der Jagd. Wir sind in der größten Stadt des Landes, und es wird nicht leicht sein. Wir sind keine Fährtenleser und können nur hoffen, dass wir ein wenig Glück haben.« Er hob den Kopf, und seine Lippen deuteten ein Lächeln an. »Wenn wir herumstolper n … Vielleicht gerät das blutrünstige kleine Ungeheuer dann in Panik und versucht, einen von uns umzubringen. Das würde alles ans Licht bringen.«
    »Ich finde das nicht komisch«, entgegnete Magiere. »Wir haben dies einmal geschafft. Wir können es auch ein zweites Mal schaffen.«
    Leesil hätte ihr gern geglaubt.
    Magiere war überwältigt, als sie durch das eiserne Tor von Lanjows Anwesen trat. Das Haus war aus sorgfältig behauenen Steinen errichtet und groß genug, um drei Familien aus Miiska unterzubringen. Sie gingen die drei Stufen zur Tür hoch, und dort griff Magiere nach dem großen Klopfer aus Messing, zögerte dann aber und sah Leesil an.
    »Du solltest dein Hemd in Ordnung bringen. Oder dir ein neues kaufen. Du siehst wie ein Bettler aus.«
    »Ich könnte so tun, als wäre ich verkleidet.«
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu und klopfte dann.
    Chap schnüffelte an der Veranda und wirkte aufgeregt. Als Magiere nachsah, um herauszufinden, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte, stellte sie fest: Auf der linken Seite war der Mörtel zwischen den Steinen dunkel und fleckig.
    Ein Dienstmädchen öffnete die Tür und sah nach draußen. Sie trug ein schlichtes Musselinkleid mit sauberer Schürze, und ihr Haar steckte unter einem weißen Häubchen. Sie musterte Magiere und Leesil, und ihre Augen wurden groß vor Furcht.
    »Wir sind mit Ratsmitglied Lanjow verabredet«, sagte Magiere rasch. »Er erwartet uns.«
    Das Dienstmädchen nickte und wich halb hinter die Tür, um sie eintreten zu lassen.
    »E-e r … «, stotterte sie, sah Leesil an und wandte dann schnell den Blick ab. »Er hat mir aufgetragen, euch in sein Arbeitszimmer zu führen.«
    Ihre Verwirrung wuchs, als Chap hereinkam. Leesil schenkte ihr ein Lächeln, das sie erblassen ließ, als sie sich umdrehte und die Besucher durch einen Flur und dann einen offenen Torbogen führte.
    »Bitte nehmt Platz«, brachte sie hervor und deutete auf ein grünes Samtsofa. Dann hastete sie fort.
    »Lächele die Bediensteten nicht an«, sagte Magiere und setzte sich. »Sie sind nicht daran gewöhnt.«
    Leesil rollte mit den Augen. Anstatt neben Magiere Platz zu nehmen, wanderte er langsam umher und sah sich die Dinge an, die hier und dort standen und lagen. Eine kristallene Vase und ein silbernes Tintenfass beanspruchten kurz seine Aufmerksamkeit, und dann blieb er an einem alten goldenen Kerzenhalter auf dem Beistelltisch neben dem Sofa stehen.
    »Glaubst du, das ist echtes Gold?«, fragte Leesil.
    »Rühr ihn nicht an!«, erwiderte Magiere.
    Leesil richtete einen unschuldigen Blick auf sie. »Was?«
    »Ich weiß, was du vorhast.«
    »Was soll ich schon vorhaben? Ich bewundere den Geschmack des Ratsmitglieds.«
    »Wenn nachher irgendetwas fehl t … « Magiere wollte Leesil am Arm ergreifen, aber er wich zurück. »Dann stopfe ich dich in unsere Truhe und erspare den Wächtern die Mühe, dich zu verhaften.«
    Bevor sie ihn zwingen konnte, sich zu setzen, erklang eine tiefe Stimme.
    »Offenbar wisst ihr erlesene Dinge zu schätzen.«
    Lanjow stand im

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