Dhampir - Seelendieb
Ende bringen.
»Herrscher wie Darmouth haben Feinde, nicht nur außerhalb des Landes, sondern auch im Innern. Und selbst wenn es keine Feinde gibt, so existieren sie doch in den Ängsten des Regenten. Ich wurde erzogen, solche Feinde zu eliminieren. Erst fünf Jahre war ich alt, als mich meine Eltern aufs Töten vorbereiteten. Zuerst hielt ich nur einen dünnen Dolch in der Hand, wie ein Schwert, und ich kam mir damit vor wie ein tapferer Krieger. Ich wusste nicht, dass wir Diener waren, die gehorchen mussten. Während der nächsten Jahre fragte ich mich immer öfter nach dem Sinn der Dinge, die mich meine Eltern lehrten, und schließlich verstand ich. Ich verstand es, mich leise und unbemerkt zu bewegen und überzeugend zu lügen. Ich wusste, wen es im Dunkeln zu beobachten galt und an welchen Stellen das Zustoßen mit der Klinge schnellen Tod bringt.«
Magiere musterte ihn über die Schulter hinweg, und Leesil versuchte vergeblich, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
»Der Kasten«, sagte sie. »Die Dinge dari n … Es sind Instrumente des Todes?«
Leesil nickte. »Er stammt von meiner Mutter. Vermutlich haben Angehörige ihres Volkes jene Dinge angefertigt, aber ich weiß nicht, wie oder warum. Ich habe gelernt, sie zu benutzen, und für eine Weile war ich ein guter Sklave. Manchmal erinnere ich mich noch an alle Personen, die ich getötet habe.«
»Und jetzt brauchst du neue Werkzeuge? Bist du deshalb bei dem Schmied gewesen?«
»Nein, das hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun«, sagte Leesil, und seine Stimme klang plötzlich schroff. »Ich kann nicht dauernd versuchen, Vampire mit meinen Stiletten zu erledigen. Aber ich habe auch keine Zeit, den Umgang mit einer gewöhnlichen Waffe zu lernen, und deshalb lasse ich welche für mich anfertigen, die meinen Fähigkeiten entsprechen.«
Magiere schüttelte den Kopf und hob die Hand, um weiteren Worten zuvorzukommen.
»Selbst ein Sklave kann selbstständig denken«, sagte sie. »Warum bist du nicht weggelaufen, bevor es zu spät war? Warum seid ihr nicht alle weggelaufen?«
Eine einfache Entscheidung, dachte Leesil. Wenn sie nur so einfach gewesen wäre. Er lachte.
Magiere sah ihn fast empört an. »Was findest du so komisch?«
»Nichts«,antworteteerohneeinLächelnimGesicht.»Reingarnichts.Eswarunsniegestattetzusammenzuarbeiten.Mindestenseinervonun s – Vater,MutteroderSoh n – bliebbewachtzurück,umzugarantieren,dassderAuftragerledigtwurdeundderjenigevonuns,derihnerledigte,anschließendwiederheimkehrte.«
Leesil sah Magiere an und suchte in ihren Augen nach einem Hinweis auf Verständnis. Als er nichts dergleichen entdeckte, fuhr er fort:
»Ich war gezwungen, einen alten Lehrer zu hintergehen, dem fälschlicherweise Verrat zur Last gelegt wurde. Man hängte ihn, und das veranlasste mich zur Flucht. Zusammen mit Chap lebte ich auf der Straße und trank abends Wein, um zu vergessen und zu schlafe n – bis ich dir begegnete und wir mit einer ganz neuen Runde des Tötens begannen.«
»Des Tötens?« Magiere schüttelte den Kopf. »Wir haben nur Untote getötet.«
Leesil bemerkte die Verwirrung in ihrem Gesicht und hasste sich noch mehr. Aber solange die Worte aus ihm heraussprudelten, sollte sie ruhig den Rest erfahren.
»Was ist mit den Bauern?«, fragte er. »Du denkst erneut zu einfach. Wie viele Bauern verhungerten, weil wir ihr Saatgeld nahmen? Wie viele von ihnen schufteten sich zu Tode, weil sie ihre Schulden dem Lehnsherrn gegenüber nicht bezahlen konnten und diese abarbeiten mussten?«
Magiere ließ den Kopf hängen. »Jetzt versuchen wir wenigstens, all die Jahre wiedergutzumachen. Aber was wir getan habe n … Es lässt sich nicht damit vergleichen, dafür bezahlt zu werden, jemanden zu töten.«
»So etwas kann man nie wiedergutmachen«, widersprach Leesil. »So funktioniert das nicht.«
Es lag keine Bitterkeit in seiner Stimme. Er sprach einfach nur eine Wahrheit aus.
»Jetzt retten wir Menschen«, sagte er. »Wir geben uns alle Mühe, ihnen zu helfen. Es ist im Großen und Ganzen ein besseres Leben als jenes, das ich vorher geführt habe.«
Eine ganze Zeit lang saß Magiere still da. Leesil schwieg und wartete.
»Es war nicht dein Leben«, flüsterte sie. »Die Geburt hat es dir aufgezwungen.«
Leesil beobachtete, wie ihr Blick ins Leere ging. Sie erzitterte, und ihre Worte schienen aus der Ferne zu kommen, als sie sagte:
»Deine Mutter hat einen Menschen geheiratet. Ist dir klar, wie seltsam das klingt? Elfen bleiben
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