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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Wachhauslaternen sah Chane unter der grauen Kapuze das Gesicht des Elfen. Er sprach kurz mit einem Wächter, öffnete den Mantel für eine Überprüfung und ging dann weiter.
    Chane wartete einen Moment und setzte sich dann wieder in Bewegung.
    Unterschiedlich gekleidete Männer erwarteten ihn am Tor. Abgesehen von vier Waffenröcke tragenden Sträzhy-shlyahketné standen noch zwei in Zivil gekleidete Bewaffnete am Tor, vielleicht Polizisten.
    »Und wohin seid Ihr zu so später Stunde unterwegs, Herr?«, fragte einer der Wächter.
    Chane maß den Mann mit einem taxierenden Blick, der ihn ein wenig nervös werden ließ.
    »Ich habe einige meiner Arbeiter besucht und bin zu lange geblieben«, antwortete er. »Da die Nacht fast vorbei ist, habe ich mir gedacht, einen Spaziergang zu machen, bis die ersten Wirtshäuser öffnen. Es ist zu wenig von der Nacht übrig, um ins Bett zu gehen.«
    Der Wächter musterte Chane kurz, sah dann über die Straße und nickte.
    »In Ordnung, Herr«, sagte er und wich beiseite. »Aber bleibt besser auf den hell erleuchteten Straßen. Eine gute Nacht wünsche ich.«
    Chane ging weiter und blieb dabei den Gebäuden möglichst nahe. Dann und wann huschte er in eine Nebenstraße, damit der Abstand zu dem Mann, den er verfolgte, nicht zu gering wurde. Außerhalb der Stadtmauer fiel es ihm leichter, dem Elf auf den Fersen zu bleibe n – die Gebäude standen hier nicht mehr so dicht beieinander, und zwischen ihnen gab es kleine Felder und Gehölze. Schließlich wandte sich die Gestalt im Mantel von der Straße ab und eilte in einen kleinen Wald. Chane folgte dem Elfen von Baum zu Baum und behielt ihn dabei die ganze Zeit über im Auge.
    Der Wald wurde dichter. Chane schlich geduckt weiter und wich dem Weg, den der Mann im Mantel nahm, in einem weiten Bogen nach rechts aus. Er kroch unter niedrigen Zweigen hindurch, hielt aufmerksam Ausschau und achtete darauf, so leise wie möglich zu sein.
    Der Elf blieb an einer alten Tanne stehen, die hoch in die Nacht aufragte. Die unteren Zweige waren kahl und teilweise abgetrennt, wodurch der Stamm sichtbar wurde. Der Elf griff unter seinen Mantel und holte ein einfaches Objekt hervor. Es war länglich und endete in Spitzen, maß in der Länge kaum mehr als die Hand des Mannes und glänzte in einem gelben Ton.
    DerElfdrücktedenGegenstandandenBaum,hieltihndortmiteinerHandfestundbegannzuflüstern.NacheinerWeilehoberdieStimmeundformulierteWorteinseinerMuttersprache.
    Chane hörte genau hin. Zuerst gewann er den Eindruck, dass die Worte des Elfen dem Baum galten, aber dann stellte er fest: Der Blick des Mannes reichte an der Tanne vorbei ins Leere.
    Der Elf sprach durch den Baum mit jemand anders.
    Durch die Texte, die er im Lauf der Jahre gelesen hatte, war er ein wenig mit der Elfensprache vertraut. Er hörte konzentriert zu und wünschte sich Wynns Talent für Sprachen.
    » Bithasij fuile letheach ag’us âg méanna, gye sapâjasij Anmaglâhk colhtaseach!«
    Die Worte hallten hinter Chanes Stirn wider, als er versuchte, ihre Bedeutung zu erfassen. Der Teil eines Wortes, lethe , bedeutete »halb« in der maskulinen Form – die Hälfte von was? Vielleicht war das Halbblut gemeint. Âg méanna bedeutete »nicht von uns«. Am erstaunlichsten fand Chane das Wort Anmaglâhk , das ein Name oder Titel zu sein schien. Vielleicht die Person, zu der der Elf sprach? Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er einige Sätze verpasste. Rasch konzentrierte er sich wieder.
    » Triâlhina lhos âg mé. Urkharasej tù aonéc.«
    Chane übersetzte mit »kein Plan der Abreise oder Zweck«, gefolgt von einem mit Nachdruck gesprochenen »einen mehr schicken«. Doch einen mehr wovon?
    » Leanave faodeach âg â bithéana ahk bith so cùishna. Vorthasej so trúe!«
    Der Strom aus Worten fand ein plötzliches Ende, und der Elf ließ den glänzenden Gegenstand wieder unter seinem Mantel verschwinden. Er drehte sich um und kehrte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Der letzte Satz, den Chane verstand, betraf ein Elternteil, eine Mutter vielleicht, und die Bestrafung eines »Verräters«.
    Hinter dem Halbelf schien sich mehr zu verbergen, als Toret ahnte.
    Erstes Grau kroch über den Nachthimmel, als Chane unter dem Baum hervorkroch und sich auf den Rückweg zur Stadt machte. Er lief und wurde nur langsamer, als er das Tor erreichte. Diesmal nahm er nicht den Weg durch die »Bruchbude«, sondern wandte sich in Richtung Meer und gelangte bald darauf zu einer

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