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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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»Kritzler« – eine erstaunliche Wahl für einen Zwerg, der in einer Welt mündlicher Überlieferungen aufgewachsen war.
    Wynn blickte auf den zweiten Kodex hinab, der allein Hochturms Handschrift zeigte.
    Es waren auch andere Personen an den darin aufgelisteten Übersetzungsarbeiten beteiligt gewesen, aber alle unter seiner Leitung. Versuchte er, die Wahrheit über einen befleckten Vorfahren herauszufinden? Oder wollte er die Schande seiner Familie vor allen außerhalb der Gildenmauern verbergen?
    Wynn wandte sich wieder Volynos Text zu und hoffte, dass der uralte Edle Tote über die Jahrhunderte hinweg zu ihr sprechen und Antworten auf ihre Fragen geben konnte. Es dauerte eine Weile, bis ihre Hände aufhörten zu zittern und sie imstande war, sich die nächste Holzplatte vorzunehmen.
    Sau’ilahk lag erschöpft und ausgelaugt im Dämmern, bis die nächste Nacht begann. Langsam kehrte das Bewusstsein zurück, und mit ihm kamen Erinnerungen an die jüngsten Ereignisse.
    Sein Körper war gegen seinen Willen stofflich geworden, als er vom Zwerg in die Wand gezogen wurde. Stein hatte ihn umgeben und so sehr entsetzt, dass er sofort in Dunkelheit geflohen war. Während des Dämmerns hatte der Geliebte geschwiegen, ihm weder ein Wort des Trostes noch des Tadels angeboten.
    Diese schwarz gekleideten Zwerge, die Steingänger … Sie verfügten über eine Macht, die er nicht verstand. Sie hatten Macht über ihn!
    Sau’ilahk wollte seinen Zorn und seine Furcht hinausheulen und jene zerfetzen, die ihn zur Flucht gezwungen hatten. Er wollte Wynn Hygeorht für dies alles leiden lassen. Wie war sie in die Unterwelt gelangt?
    Ihm waren kaum Grenzen gesetzt: Er konnte jeden Ort aufsuchen, den er kannte und an den er sich erinnerte. Wynn war eine einfältige, verwirrte junge Frau und praktisch wehrlos, selbst mit ihrem Stab und dem Kristall. Sie war so dumm, sich für einen ebenbürtigen Gegner zu halten.
    Die Steingänger würden bald sterben. Er würde einen Weg finden, sie umzubringen, einen nach dem anderen. Aber Wynn sollte als Letzte an die Reihe kommen. Sollte sie beobachten, wie er zuerst die anderen tötete. Sie würde allein sterben, so langsam, dass sie sich an die Gesichter der Toten um sie herum erinnern konnte.
    Ein leises Zischen erreichte seine Gedanken.
    Verrate dich – uns – nicht. Mach die Worte der jungen Weisen nicht glaubwürdiger, indem du dich zeigst. Bleib im Verborgenen. Bleib im Dunkeln.
    Kalte Stille folgte den mit neuer Dringlichkeit erfüllten Worten des Geliebten. Hinter ihnen schien es noch etwas mehr zu geben. Sau’ilahk fragte sich, ob bei seinem Gott so etwas wie Panik möglich war.
    Er wartete darauf, dass in der Finsternis des Dämmerns Sterne erschienen. Ihr Licht würde sich auf schwarzen Schuppen widerspiegeln, während der Geliebte seinen Leib um ihn herum zusammenrollte.
    Aber nicht ein einziger Lichtpunkt zeigte sich.
    Heranrückendes Erwachen brachte ein Prickeln in seinem Innern, und damit kam neuer Zorn. Rasch besann er sich auf eine Erinnerung an die Höhle der Unterwelt und rief Einzelheiten aus seinem Gedächtnis. Er musste sich erinnern … Er musste dorthin zurück, an keinen anderen Ort.
    Und wenn sich die Gelegenheit ergibt … Trenne den Verwandten vom Meer!
    Die Worte des Geliebten durchbohrten Sau’ilahk und erfüllten sein ganzes Wesen. Mit ihnen kam eine Woge aus Hass, die seinen Zorn einfach wegspülte.
    Sau’ilahk erwachte – und der verblassende Hass des Geliebten ließ nur Verwirrung zurück.
    Er versuchte die letzten Worte zu verstehen, aber alles in ihm drängte danach, die Jagd fortzusetzen, die Jahrhunderte des Suchens zu beenden – und die junge Weise zu töten.
    Plötzlich war er ratlos.
    Sau’ilahk blickte durch eine leere Kaverne mit großen, breiten Säulen – die Markthöhle. Er stand hinten, an jener Stelle, von der aus er der Herzogin zum verborgenen Zugang zu den Tiefen des Berges gefolgt war. Er befand sich nicht in der Unterwelt.
    Sau’ilahk war in Meerseite erwacht!
    Mit einem zornigen Zischen wandte er sich dem Tunnel zu. Wie war er hierhergelangt? Hatte er sich nicht gut genug an die Höhle in der Unterwelt erinnert? Oder verdankte er dies dem Geliebten? Und was meinte sein Gott mit: Trenne den Verwandten vom Meer?
    Diese Worte ließen ihn nicht los, als er durch dunkle Gänge glitt. Bedeuteten sie »mit den Wellen des Ozeans verwandt«? Aber die einzige Âreskynna an diesem Ort war die Herzogin, und sie trug den Namen nur durch Heirat,

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