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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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nicht wegen des Blutes. Sie gehörte nicht wirklich zu ihnen.
    Dumpfe Stimmen kamen von vorn, und er wurde langsamer. Bei der Verzweigung wählte er den linken Tunnel und sank halb in die Wand. Für einen Moment wurde alles finster, fast wie beim Dämmern.
    Sau’ilahk kämpfte gegen die Erschöpfung an, schärfte sein Bewusstsein und spähte durch die Kurve dorthin, wo der Gang gerade verlief. Sechs Zwerge standen beim verborgenen Zugang vor der aus Blöcken bestehenden Wand. Sie sprachen leise miteinander, während sie durch den Tunnel blickten.
    Sau’ilahk ließ sich ganz in den Stein sinken.
    Um gewöhnliche Wächter handelte es sich gewiss nicht. Diese Zwerge waren bewaffnet, trugen Panzerwesten und Helme mit dicken Eisenbändern. Ein eisernes Dreibein stand vor ihnen und hielt eine Schale mit orangeroten Kristallen.
    Diese Zwerge waren gewarnt.
    Ihm fehlte die Kraft, sie alle schnell genug zu töten, aber er hatte es auch satt, sich in Schatten zu verstecken. Er brauchte dringend Lebenskraft.
    Die Steingänger arbeiteten zusammen; das machte sie stark. Er würde sie wie Ratten auseinandertreiben, denn das würde sie schwächen. Und dann würde er sie sich nacheinander vornehmen, einen nach dem anderen, während sie blind nach ihm suchten. Dann hatte das hilflose Warten ein Ende.
    Und er würde Wynn finden – oder die Herzogin – und sie quälen, bis sie den Ort preisgab, an dem sich die Texte befanden. Vielleicht fand er dann auch heraus, was die Worte des Geliebten bedeuteten.
    Sau’ilahk rief seinen letzten Diener.
    Komm zu mir. Komm zum Ziel meines Willens.
    Er konzentrierte sich auf eine Stelle hinter den Zwergen und rückte sie in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit, während er wartete.
    Der Steinwurm erschien.
    Als wäre der Stein flüssig geworden, breiteten sich kleine Wellen dort aus, wo der Wurm aus dem Boden kam. Ein Zwerg rief etwas und zeigte darauf; die anderen drehten sich um.
    Sau’ilahk huschte durch den Tunnel, erreichte die gegenüberliegende Wand und versank halb darin.
    Zwei Zwerge liefen zum Wurm, und einer von ihnen hob seinen Streitkolben.
    Sau’ilahk glitt an der Wand entlang und streckte die schwarze Hand nach dem Rücken des ersten Zwergs aus.
    Von Stille umgeben vergaß Wynn Erz-Locken und den Meeresmann, als sie las und zu verstehen versuchte. Sie hatte sich inzwischen mit allen im zweiten Kodex erwähnten Texten und Übersetzungen umgeben und suchte nach Hinweisen auf die Kinder, den Ehrfürchtigen und die Fresser der Stille.
    Sie rang mit alten Sprachen und Zeichensystemen, und viel zu oft konnte sie nur Teile von Sätzen entziffern. Mit anderen Symbolen und Zeichengruppen konnte sie überhaupt nichts anfangen, und dazu gehörte ein System aus Ideogrammen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Vielleicht hatte Li’kän sie geschrieben beziehungsweise gemalt, zu einer Zeit, als sie schon lange allein gewesen war und den Verstand verloren hatte. Weitere Hinweise auf Verräter, »Kriegwechsler« und jene, die »in Erde wanderten«, fand sie nicht. Ihre Suche nach Textstellen, die Bäalâle Seatt erwähnten, blieb ebenfalls erfolglos.
    Warum gab es in Chanes Schriftrolle einen solchen Hinweis?
    Volynos Texte waren am leichtesten zu lesen, enthielten aber kaum Nützliches. Oft zog Wynn Namenslisten zurate, die auf den Übersetzungen basierten, die sie in den Katakomben der Gilde gelesen hatte. Sie arbeitete sich gerade durch ein weiteres Buch, dessen Seiten aus dünnen Tierhäuten bestand. Es war in Iyindu verfasst, einem alten sumanischen Dialekt, und Wynn vermutete, dass der Text von Häs’saun stammte. Gelegentlich erschienen Zeichen, die denen des belaskischen oder altstrawinischen Alphabets ähnelten.
    Und dann stieß sie auf eine Stelle, die den Ehrfürchtigen erwähnte.
    Der Begriff stand in ihren Notizen, aber diesmal sah sie ihn zum ersten Mal in den Texten.
    Sie strich mit dem Finger über die Seite. Dies war das Original, das der Übersetzung als Grundlage gedient hatte und sowohl den Begriff als auch unbekannte Namen enthielt. Und hier waren die Namen aus ihren eigenen Unterlagen.
    Jeyretan, Fäzabid, Memaneh, Creif, Uhmgadà, Sau’ilahk .
    Sie wusste noch immer nicht, was es mit den Sâ’yminfiäl auf sich hatte, den Fressern der Stille. Wenn die Kinder mächtige Diener des alten Feindes waren, die Nachkommen eines angeblichen Gottes, und wenn es sich bei den Ehrfürchtigen um ihre Priester handelte – wer oder was waren dann die Fresser der Stille? Wynn las

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