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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Finsternis. Er hielt am Bild eines weiteren Ortes fest, an den er sich gut erinnerte. Einen Moment später erwachte er fünfzig Meter weit im Innern eines Tunnels hinter der Tramstation, neben Gleisen aus zerkratztem Stahl. Wieder dauerte es nicht lange, bis Wynn erschien.
    Wohin wollte sie, und aus welchem Grund? Hatte sie im Tempel Hinweise darauf gefunden, wo sich die Texte befanden, die Schriften von Li’kän, Häs’saun und Volyno, drei »Kinder« des Geliebten? Erleichterung erfasste Sau’ilahk. Vielleicht brachte ihn Wynn in dieser Nacht seinem Ziel näher.
    Doch dann machte sich wieder Enttäuschung in ihm breit.
    Hkàbêv – »Geliebter« –, von den einstigen sumanischen Soldaten Il’Samar genannt, »Stimme der Nacht«, hatte seine Schätze den Kindern anvertraut – Vampiren –, anstatt sie Sau’ilahks Kaste zu überlassen, den Ehrfürchtigen.
    Der Geliebte war so verräterisch wie glorreich, wie Sau’ilahk vor langer Zeit erfahren hatte. Aber selbst Verrat konnte mit Zeit und viel Geduld in einen Vorteil verwandelt werden. Lange Qual hatte Sau’ilahk Geduld gelehrt. Und jetzt war er seinem Ziel näher als jemals zuvor.
    Wynn Hygeorht glaubte, die alten Texte finden und Geheimnisse aus einer Zeit enthüllen zu können, die die Weisen ihrer Gilde »vergessen« nannten und so weit zurücklag, dass ihre Überbleibsel nicht mehr waren als in einer Wüste verstreute Brotkrumen. Wenn er ihr all das abgenommen hatte, was er brauchte, würde er sich an ihrem kleinen Leben laben und es wie einen leckeren Bissen vor einem Festmahl genießen.
    Aber zuerst musste er herausfinden, wohin sie wollte, und warum.
    Auf dem Weg durch den Tunnel kam Wynn nur langsam voran. Das Gedränge war nicht mehr so dicht, da weniger Zwerge an den Verkaufsständen und Buden handelten und feilschten, aber es kamen viele Leute aus dem Tunnel. Wynn und ihre Begleiter mussten sich gegen den Strom vorankämpfen und blieben so dicht wie möglich an der Wand. Bei der nächsten Abzweigung sah sie zurück und vergewisserte sich, dass Chane nicht den Anschluss verloren hatte. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung und erreichte kurze Zeit später eine weitere große Höhle.
    Sie war nicht so groß wie die erste, aber immer noch so beeindruckend, dass Wynn verharrte.
    Hier gab es keine Säulen und auch kein Durcheinander aus Händlern und Krämern, die ihre Waren anpriesen, dafür aber zwei Tunnel so breit wie drei Straßen. Sie führten tiefer in den Berg, einer nach Süden, vermutlich nach Chekiuní, Spitzseite, der andere nach Südwesten – das musste der Tunnel nach Meerseite sein.
    Zwei lange Bahnsteige aus Holz, wie die Anlegestellen eines Hafens, reichten durch die Höhle, jeder von ihnen für einen Tunnel bestimmt. Neben diesen Bahnsteigen verliefen Gleise und verschwanden in den Tunneln.
    Auf dem Spitzseite-Bahnsteig standen einige Zwerge und ein einzelner Mensch in der Kleidung eines feinen Herrn.
    Schatten wollte zurückweichen, knurrte leise und jaulte dann.
    » Odsúdýnjè! «, fluchte Chane auf Belaskisch und starrte auf die offenen Wagen.
    »Möchtest du lieber durch den Berg gehen ?«, fragte Wynn.
    Sie hatte allmählich die Nase voll von der Abneigung ihrer Begleiter den Transportmitteln der Zwerge gegenüber, obwohl sie selbst eine gewisse Skepsis nicht leugnen konnte. Die Trams bestanden aus einigen miteinander verbundenen hölzernen Wagen, gelbbraun oder jadegrün gestrichen. Sie ruhten auf Fahrgestellen aus Eisen, und die Räder wiesen Stahlringe auf. In jedem Wagen gab es nach vorn gerichtete Sitzbänke, getrennt von einem schmalen Mittelgang. Ein hüfthohes Geländer schützte die Passagiere. Jeder Wagen verfügte über ein Dach, aber nur die Vorderseite wies eine volle Wand mit einer Tür auf – vermutlich diente sie als Windschutz.
    Ein breiter Zwerg mit dickem Bauch und schlichtem Lederwams stand auf dem Bahnsteig, wölbte die knorrigen Hände vor dem Mund und rief: » Maksag Chekiuní-da! « Auf Numanisch fügte er hinzu: »Abfahrt nach Spitzseite!« Dann schlenderte er über den Bahnsteig und scheuchte die Passagiere in die Wagen.
    Als der letzte Fahrgast eingestiegen war, kam eine Dampfwolke vom ersten Wagen und nahm Wynn die Sicht. Den vorderen Teil der Tram konnte sie kaum mehr sehen – er schien spitz zuzulaufen und zu glühen.
    Das Licht in der Dampfwolke wurde heller, noch heller als das eines der großen Säulenkristalle, und es pulsierte langsam. Dann zischte es plötzlich, noch mehr Dampf kam

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