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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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eines Schiffes gebracht wurde. Dann eilte sie zu dem Fleischverkäufer.
    »Wo geht es zur Tram nach … Meerseite?«, fragte sie schnell.
    Der Zwerg schob seine Ledermütze noch etwas mehr zur Seite und runzelte die Stirn. Wynn erinnerte sich an die guten Manieren. Bei Zwergen wurde mit Informationen ebenso gehandelt wie mit Waren, aber es war möglich, diese Komplikation zu vermeiden.
    »Wie viel für eine kleine Wurstkette?«
    »Was bietest du?«, fragte der Zwerg in gebrochenem Numanisch.
    Wynn zögerte. Zwerge verwendeten keine Münzen wie Menschen. Für sie zählte allein der Metallwert, und sie bevorzugten solche mit praktischem Nutzen, zum Beispiel Münzen aus Kupfer und Eisen oder sogar aus Stahl. Solche Metalle wurden bei den Menschen nicht für Münzen verwendet, aber die Zwerge erhielten sie manchmal von anderen Völkern, insbesondere in Malourné, und benutzten sie beim Handel mit Menschen.
    Wynn holte ihren Geldbeutel hervor und entnahm ihm einen Silbergroschen.
    Der Zwerg stöhnte und schien nicht viel davon zu halten.
    »Ich bin gerade erst eingetroffen«, erklärte Wynn. »Ich habe nichts anderes und biete dir die ganze Münze.«
    Daraufhin lachte der Zwerg.
    »Zu viel«, erwiderte er und beugte sich vor.
    Er hob eine Schnur, an der kleine, durchlöcherte Scheiben aus Stahl, Kupfer und auch Messing aufgereiht waren. Er öffnete den Knoten der Schnur, wählte zwei große Kupferscheiben aus und tauschte sie gegen den Silbergroschen.
    Wynn hatte nicht die geringste Ahnung, was sie wert waren.
    Der Zwerg reichte ihr eine Wurst, gehüllt in ein geöltes Eichenblatt, und deutete auf den Tunnel, zu dem Wynn unterwegs gewesen war.
    »Alle Wege nach allen Seatt-Orten«, sagte er. »Halte dich bei Abzweigung rechts.«
    » Vuoyseag! «, dankte Wynn dem Verkäufer und kehrte zu Chane zurück. »Komm. Ich kenne den Weg.«
    Während sie nicht hinsah, schnappte ihr Schatten die Wurst aus der Hand, mitsamt dem Blatt.
    »Meine Finger!«, entfuhr es ihr. »Du kleine … Ich warne dich: Fang bloß nicht an, dich so danebenzubenehmen wie dein Vater.«
    Die Wurst war weg. Schatten öffnete das Maul und versuchte, Reste des Blattes auszuspucken.
    Bevor Wynn ihn daran hindern konnte, nahm Chane ihr den Rucksack ab und klemmte sich ihn unter den Arm. Den Riemen des eigenen Rucksacks schlang er sich über die Schulter.
    »Geh voraus«, sagte er. »Bring uns weg von hier.«
    Wynn packte Schatten am Genick und hielt auf den zweiten Tunnel von links zu.
    Sau’ilahk erwachte aus dem Dämmern, und in seinem zurückkehrenden Bewusstsein stieg eine klare Erinnerung auf.
    Er konnte an jedem Ort »erwachen«, an den er sich deutlich erinnerte, und konzentrierte sich auf die dunkle Stelle in der Tanne beim Tempel von Bedzâ’kenge. Sofort sah er Wynn und ihre Begleiter, wie sie über die Straße gingen und eine breite Treppe hinunterliefen. Aber er hatte deutlich das Worte »Haltestation« gehört.
    Sau’ilahk kehrte kurz ins Dämmern zurück und holte eine weitere klare Erinnerung in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit.
    Diesmal erschien er in der halbdunklen Nische eines Zugangstunnels, der zur großen Markthöhle von Cheku’ûn führte. Hier hatte er sich schon einmal aufgehalten, bei der Verfolgung anderer Beute im Lauf von Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten …
    Jagdbeute, die weitaus wichtiger gewesen war als Wynn Hygeorht.
    Zahlreiche Zwerge und auch einzelne Menschen kamen an der kleinen Tunnelöffnung vorbei, die so hoch lag, dass Sau’ilahk den Haupteingang der Höhle sehen konnte. Warten war etwas, das er zu seiner Kunst entwickelt hatte. Bald erschien Wynn mit Schatten und dem Mann, der da war und auch nicht.
    Sau’ilahk beobachtete, wie sich Chanes Mund bewegte und dann Wynns. Es ärgerte ihn, dass er nicht nahe genug war, von ihren Lippen zu lesen. Seine schwarze Kutte verschmolz gut mit den Schatten, aber im Freien würde er nicht unbemerkt bleiben. Selbst wenn ihm niemand Beachtung schenkte: Die Majay-hì witterte ihn bestimmt, wenn er zu nahe kam. Derzeit war sie von den vielen Lebenden abgelenkt.
    Wynn und ihre Begleiter gingen durch die Menge und blieben bei einem Fleischverkäufer stehen.
    Sau’ilahk musste Wynn nicht folgen, um zu wissen, wohin sie unterwegs war. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass sie nach dem Verlassen des Tempels die Unterseite dieser Siedlung aufsuchen wollte.
    Er löste sich wieder auf.
    Seine Präsenz schwand, als er erneut ins Dämmern sank, aber nicht ganz bis in die tiefste

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