Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
vorbeikam oder einen argwöhnischen Blick auf den großen schwarzen Wolf in der Gesellschaft von zwei Menschen warf.
»Komm«, sagte Wynn. »Ich schätze, nach Einbruch der Dunkelheit fahren weniger Trams als tagsüber.«
Chane seufzte und warf einen verdrießlichen Blick zum Lastenaufzug, der beladen mit Fischhändlern und ihren Karren in die Tiefe sank, dem Fuß des Berges entgegen. Wynn ergriff seinen Ärmel und zog ihn mit sich. Als sie den Torbogen erreichten, blieb sie erneut stehen und machte große Augen. E ine riesige Höhle erstreckte sich vor ihnen, mit einem Wald aus Säulen in der Größe kleiner Festungstürme. Sie ragten weit empor und stützten die gewölbte Decke der gewaltigen Kaverne. Ein wildes Durcheinander aus Verkäufern, Händlern und Krämern erwartete Wynn und Chane. Alle Arten von Waren wurden den für die Nacht heimkehrenden Zwergen auf Wagen und in Buden und Zelten zum Verkauf angeboten: Fleisch, Pasteten, Tee, Honignüsse, kleine Fässer mit Bier und vieles andere mehr.
In den Straßen zwischen den Säulen leuchteten weitere Kristalle auf steinernen Säulen. Rauch stieg von Kohlenpfannen auf und vermischte sich mit dem Dampf der Kristalle – von orangerotem Glühen durchdrungener Dunst erfüllte die Höhle.
»Meine Güte«, hauchte Wynn.
Sie drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und fragte sich, welche Richtung sie einschlagen sollten.
Vom Eingang der Höhle aus versperrten ihr die Säulen und vielen Verkaufsstände die Sicht. Auf der anderen Seite der Kaverne sah sie den oberen Teil von vier großen Tunnelöffnungen, aber welcher dieser Tunnel war der richtige?
Ihr rechtes Knie gab nach, als von hinten etwas dagegenstieß.
Wynn drehte sich halb um, legte die Hand auf Schattens Kopf und konzentrierte sich auf einige ruhige Erinnerungsbilder, die sie mit ihr allein zeigten. Die Hündin knurrte leise und fühlte sich alles andere als wohl.
»Dies ist Wahnsinn«, krächzte Chane. »Wohin gehen wir?«
Wynn folgte seinem Blick nach oben, und ihre Verunsicherung wuchs.
Die gewölbten Wände über ihnen wiesen weitere Tunnelöffnungen auf, kleiner als die auf Bodenhöhe. Und dort gab es noch mehr Leute. Steinerne Laufstege, so groß wie schmale Straßen, erstreckten sich zwischen von Bögen gestützten Plattformen an den oberen Bereichen der Säulen. Sie alle führten zu Tunnelöffnungen in unterschiedlichen Höhen. Fuhrleute, Händler und andere eilten über diese Stege, umgeben von großen, dampfenden Kristallen in eisernen Halterungen an den Säulen.
So viele Stimmen, Schritte und Waren anpreisende Rufe … Es war so laut, dass Wynn glaubte, plötzlich einen Bienenschwarm im Kopf zu haben.
»Die oberen Tunnel kommen nicht infrage«, brachte sie schließlich hervor. »Die Trams müssen leicht mit der Fracht beladen werden können, die mit den Lastenaufzügen hierherkommt.«
Wynn hielt Ausschau nach beladenen Wagen oder Karren, die ihr vielleicht einen Hinweis geben konnten, sah aber keine. Dann schaute sie zur Haltestation vor der Höhle, die genau nach Osten zeigte; Meerseite befand sich im Südwesten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ erneut den Blick durch die Höhle streichen. Einer der großen Tunnel schien in die richtige Richtung zu führen. Wynn rückte ihren Rucksack zurecht, ergriff ihren Stab, fasste Schatten am Genick und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
» Prunnaghvíâh! « , ertönte eine scharfe Stimme in dem Durcheinander. » Prunnaghvíâh chûnré! «
Jemand bot Wildbret-Würste an, und Wynn erinnerte sich an Chaps Vorliebe für fettiges Fleisch. Schatten sprang plötzlich zur Seite und zog sie mit sich.
»He!«, rief Wynn. »Schatten, bleib stehen … Schatten!«
Wynn wurde mitgezerrt, als die große schwarze Hündin durch die Menge pflügte. Kurz darauf erreichten sie einen kleinen offenen Bereich vor einem Verkaufswagen mit geräuchertem Fleisch und Würstchen. Dahinter stand ein alter Zwerg mit schiefer Ledermütze. Wynn versuchte, Schatten zurückzuziehen.
Schatten hatte ihre Unruhe vergessen und ließ sich, wie ihr Vater, nur noch von Nase und Magen leiten. Aber damit bot sie Wynn auch eine Möglichkeit, ihr gegenwärtiges Problem zu lösen.
»Warte hier«, wandte sie sich an Chane.
»Wohin willst du?«
»Ich frage nach dem Weg.« Bei diesen Worten strich sie mit der Hand über Schattens Kopf.
Sie projizierte ein geistiges Bild, das Schatten zeigte, wie sie gesessen und gewartet hatte, während ihr Gepäck an Bord
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