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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Raben, der durch die Rinne flog.«
    Sie steckte die andere Hand in den Ärmel, dessen Stoff sich plötzlich nach vorn wölbte, dem nahen Tisch entgegen. Ein dort sitzender junger Zwerg zuckte zusammen und hätte fast seinen Krug fallen lassen.
    »Der schwarze Geist stürzte sich auf den ersten Anmaglâhk und flog durch ihn hindurch!«
    Noch mehr Zwerge saßen aufrecht auf ihren Stühlen.
    »Der Anmaglâhk fasste sich voller Schmerz an die Brust, aber etwas anderes zog meinen Blick nach oben. Etwas Weißes huschte vorbei und lief durch die Rinne, direkt auf die Elfen zu. Der zweite Anmaglâhk verschwand aus der Öffnung der Rinne, und die weiße Gestalt war plötzlich nicht mehr da. Der erste Elf sank an der Felswand zu Boden.
    Chap lief los, denn um mich zu beschützen, scheute er keinen Kampf. Ich eilte ihm nach, doch weiter unten verharrte ich bei dem zu Boden gesunkenen Elfen. Ein großes Loch klaffte in seiner Brust – das Herz war ihm aus dem Leib gerissen worden.«
    Wynn hob die Hand, die Finger gekrümmt und wie Krallen um ein imaginäres Herz geschlossen. Langsam ging sie am Rand des Podiums entlang, und die Zwerge beobachteten sie stumm.
    »Dann hörte ich das Knurren und die Schreie«, hauchte sie. »Ich lief weiter, und was sich kurz darauf meinem Blick darbot, werde ich nie vergessen können. Der zweite Elf lag tot im Schnee, mit abgerissenem Kopf, und neben ihm stand eine nackte bleiche Frau.
    Sie war täuschend zart gebaut, hatte aber Reißzähne und Augen wie Glas. Ihr Haar schimmerte und war schwarz wie die Nacht, und die Ringellocken bewegten sich im kalten Wind. Sie war eine Untote, eine Vampirin, viele Jahrhunderte alt. Und sie hatte die beiden Anmaglâhk getötet, sie regelrecht zerfleischt.«
    Wynn blieb bei einem anderen Tisch stehen und sah zwei junge Zwerge an, die dort saßen.
    »Ich starrte sie an und konnte kaum mehr atmen«, flüsterte sie.
    Diesmal zögerte sie nicht, ergriff einen Krug und nahm einen weiteren großen Schluck. Ihre braunen Augen glitzerten, als sie in die Mitte des Podiums zurückkehrte.
    »Erschrocken musste ich beobachten, wie Chap angriff. So wild war er, dass er die weiße Frau eine Zeit lang beschäftigt hielt. Aber schließlich warf sie ihn gegen die Felswand, und er blieb reglos im Schnee liegen. Dann wandte sie sich mir zu, und ich … ergriff die Flucht.
    Ich hatte es kaum bis zur Öffnung der Rinne geschafft, als sie mich erreichte, an der Kehle packte und gegen einen Felsen stieß.«
    Wynn legte eine weitere Pause ein, und diesmal schwieg sie so lange, das Chane schon glaubte, sie wollte ihre Erzählung nicht mehr fortsetzen.
    »Ich schrie, und plötzlich ließ mich die Bleiche los und wich zur anderen Seite der Rinne zurück.«
    Hammer-Hirsch beugte sich mit ausdrucksloser Miene vor, den Blick auf die junge Weise gerichtet.
    »Sie starrte mich mit ihren farblosen Augen an. Entsetzen hatte mich gepackt und noch mehr erstarren lassen als die Kälte, doch meine Gedanken rasten. Ich hatte geschrien und die weiße Frau aufgefordert, mich loszulassen. Der Klang meiner Stimme, meine Worte … Das hatte dazu geführt, dass sie zurückgewichen war. Ich begann erneut zu sprechen.«
    Wynn sah zu Chane.
    »Viele Jahrhunderte lang war sie allein in jenen eisigen Bergen gefangen gewesen. So lange, dass sie die eigene Sprache vergessen hatte. Als sie wieder Worte hörte, an die sie sich so vage erinnerte wie an ein vor langer Zeit verlorenes Zuhause … Es hielt sie davon ab, mich zu töten.
    Stattdessen packte sie mich und lief mit mir durch die Berge. Sie trug mich zu einem Schloss mit sechs Türmen, mitten auf einer großen Ebene aus Schnee, zu genau jenem Ort, den meine Gefährten und ich gesucht hatten. Sie war die Hüterin des Schatzes, um den es uns ging.
    Chap war verwundet, aber trotzdem folgte er meiner Spur und holte uns ein, als wir das Schloss erreichten. Ich sprach erneut zu der weißen Frau. Sie verstand mich nicht, aber wieder hinderten die Worte sie daran, mich so zu zerfetzen wie die beiden Elfen.
    Die Einsamkeit hatte sie in den Wahnsinn getrieben. Sie führte Chap und mich ins Innere des Schlosses – seit unzähligen Jahren waren wir die ersten Fremden, die es betraten. Und das alles nur, weil ich zu ihr gesprochen hatte.«
    Wynn drehte sich im Kreis, die Hände gehoben.
    »Ihre Aufgabe bestand darin, alle zu töten, die sich in die Nähe des Schatzes wagten, doch ich erlangte Zugang zu ihren Geheimnissen. So hilflos und schwach ich auch war, mein Herz

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