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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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besaß genug Kraft, und Weisheit ermöglichte mir das Überleben. Ich bezwang die weiße Frau nicht mit Axt oder Schwert, nicht mit großen Heldentaten, sondern mit meiner Stimme, meinen Worten, mit meinem Erzählen . Meine Barmherzigkeit war es, die sie besiegte.«
    Wynn schwieg, zog sich den Mantel enger um die Schultern und verbeugte sich.
    Chane stand wie angewurzelt.
    Diese Seite von Wynn hatte er nie zuvor gesehen. Ihr Sinn fürs Dramatische war überraschend und nahezu perfekt. Es dauerte einige Sekunden, bis die Zwerge begriffen, dass die Geschichte zu Ende war, und daraufhin begann erneut das Brummen. Ein Zwerg rief auf Numanisch: »Nein, das kann nicht das Ende sein! Was geschah danach? Habt ihr den Schatz gefunden?«
    Wynn hob den Kopf, und ihre Lippen deuteten ein Lächeln an.
    »Das ist eine andere Geschichte, ein anderes Erzählen , für ein anderes Mal.« Sie sah Hammer-Hirsch an und fügte hinzu: »Und für einen anderen fairen Handel.«
    Zuerst erwiderte der Thänæ den Blick einfach nur, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Dann schüttelte er langsam den Kopf, begann zu lachen und schlug so heftig auf den Tisch, dass die Krüge wackelten.
    »Bei den Ewigen, ein fairer Handel, und ob! Komm, setz dich zu mir, kleine Menschenfrau!«
    Wynns Blick ging zu Chane.
    Er fragte sich, ob die Zwerge glaubten, was sie gerade gehört hatten. Elfische Assassinen und uralte Untote? Aber es schien keine Rolle zu spielen. Mehrere Zwerge hoben ihre Krüge, als Wynn zu Hammer-Hirsch ging und sich neben ihn setzte. Schatten folgte ihr, und Chane ging ebenfalls zum Tisch und nahm dort Platz.
    Ein Zwerg leistete Hammer-Hirsch Gesellschaft, ein junger Bursche, der ein Hemd aus sauberem, geöltem Leder trug. Das dichte braune Haar war mit einem Riemen im Nacken zusammengebunden, und der etwas dunklere Bart wirkte gepflegt. Er beobachtete Wynn, sagte aber nichts.
    Hammer-Hirsch deutete auf seinen Begleiter.
    »Mein Stammesbruder Carrow«, stellte er ihn vor. Er nahm einen der Krüge auf dem Tisch und schob ihn Chane zu.
    »Ich bin Fiáh’our«, verkündete er, als genügte der Name, um allen mitzuteilen, wer er war.
    »Hammer-Hirsch?«, fragte Wynn.
    Der Thänæ dachte über die Übersetzung nach. »Ja!«, bestätigte er. »Hammer-Hirsch aus der Familie Lehm, aus dem Meerschaum-Clan des Stammes Fallender Grat. Und wer bist du, Mädchen, und wer ist dein junger Mann?«
    »Er ist nicht mein …«, begann Wynn, brachte den Satz aber nicht zu Ende. »Ich bin Wynn Hygeorht von der Weisengilde in Calm Seatt. Dies ist Chane Andraso, ein Gelehrter, den ich in den Fernländern kennengelernt habe, einer Region des östlichen Kontinents.«
    Chane runzelte die Stirn. Er hörte ein leichtes Lallen in Wynns Stimme, und der Glanz in ihren Augen hatte sich verändert. Er erinnerte sich daran, dass sie während des Erzählens immer wieder Zwergenbier getrunken hatte.
    »Ich verstehe«, sagte Hammer-Hirsch und hob dichte Brauen. Er sah auf Schatten hinab, die ihre Ohren anlegte, aber nicht knurrte. »Eine gute Geschichte«, fügte er hinzu. »Und gut erzählt.«
    »Warum erzählt ein Thänæ an einem so schäbigen Ort Geschichten, noch dazu mitten in der Nacht?«, platzte es aus Wynn heraus.
    Chanes Augen wurden groß, und die des Zwergs namens Carrow ebenfalls, aber Hammer-Hirsch schien an den Worten keinen Anstoß zu nehmen.
    »Geschichten müssen erzählt werden, das Erzählen ist wichtig, erst recht dann, wenn man einen Ehrenplatz unter den Lebenden einnimmt«, erwiderte der Thänæ. »Wie sonst sollen die Geschichten wieder erzählt werden, viele Jahre und hoffentlich über Generationen hinweg? Nur auf diese Weise wird man zu einem geehrten Toten, um anschließend unter dem Volk wiedergeboren zu werden. So war es mit allen Ewigen, deren Geschichten allen Leuten gehören, wo auch immer sie leben.«
    Falten bildeten sich in Chanes Stirn. Wynn hatte erwähnt, dass die Zwerge glaubten, ihre »Heiligen« würden in dieser Welt leben und über sie wachen. Die Behauptung, dass die Ewigen, ihre Schutzheiligen, noch lebten, erschien ihm seltsam.
    Hammer-Hirsch hob eine Hand und winkte Wynns Frage beiseite. »Was möchtest du wissen?«
    Darauf hatte Wynn bereits hingewiesen, und Chane wiederholte es noch einmal. »Wo wohnt die Familie Eisenborte?«
    Carrow verzog das Gesicht, als er den Namen hörte.
    »Ah, ja«, sagte Hammer-Hirsch. Es klang nachdenklich, fast traurig. »Folgt dem Verlauf des Kalkstein-Hauptwegs und nehmt den fünften Tunnel

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