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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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nickte knapp. Wynn ging an ihm vorbei und setzte den Weg zur großen Doppeltür fort.
    Ghassan machte zwei lange Schritte in ihre Richtung, was ihn außer Sicht derjenigen brachte, die sich noch im Gemeinschaftsraum befanden. Er blinzelte langsam.
    In der kurzen Dunkelheit hinter seinen Lidern entstand ein geistiges Bild von Wynn, und darauf legte er die Linien alter Symbole aus den Tiefen seines Gedächtnisses. Ein Singsang zog durch seine Gedanken, viel schneller, als er über die Lippen kommen konnte.
    Gift – welch ein Unsinn! Blind … Sie alle sind blind, weil sie nicht wissen, was ich weiß.
    Ghassan il’Sänke hob die Lider, als ihn das Durcheinander von Wynns Gedanken erreichte.
    Sie fielen einem Untoten zum Opfer …
    Er achtete darauf, dass sein Kontakt mit dem Bewusstsein der jungen Frau nicht zu intensiv wurde. Nach mehr zu suchen, als nach oberflächlichen Gedanken, hätte Argwohn in der Zielperson wecken können. Selbst wenn Wynn nicht wusste, wer oder was sie in ihrem Innern berührte – derzeit lag Ghassan nichts daran, ihr noch mehr Furcht zu bereiten.
    Wenn doch nur Magiere hier wäre. Oder Leesil … Oh, er hätte darüber gelacht. Ein Straßenräuber, der seine Opfer mit Gift umbringt.
    Es fiel ihm nicht leicht, in dem geistigen Wirrwarr klare Gedanken zu erkennen.
    Aber wie konnte ihnen der Untote das Blut aussaugen, ohne Bissspuren zu hinterlassen? Und warum hat er die Ledertasche mitgenommen? Chap würde dieser Sache auf den Grund gehen. Wo bist du, wenn ich dich brauche?
    Ghassan hörte, wie Wynn einen der Eisenringe der Doppeltür hob. Aber er hörte nicht, wie sich der Türflügel öffnete.
    Wie hat il’Sänke von dem Gift erfahren, wenn er sich überhaupt nicht im Gemeinschaftsraum befand?
    Seine rechte Hand zitterte, vielleicht von der Anspannung, und er griff mit der anderen danach. Wynn glaubte, dass der Tod der beiden jungen Weisen mit den Texten in Zusammenhang stand. Mit den Texten, die sie nie nach Calm Seatt hätte bringen dürfen, um sie hier übersetzen zu lassen.
    Ich dachte, il’Sänke würde … Wenigstens hätte er mir glauben sollen … Ich dachte … Ich bin so allein.
    Ghassan hörte, wie sich die große Tür öffnete und dann mit einem dumpfen Pochen schloss. Wynns Gedanken mochten ein großes Durcheinander bilden, aber trotzdem spürte er Entschlossenheit in ihnen. Wie weit würde sie gehen, um die Wahrheit herauszufinden – das, was ihm bereits bekannt war oder er erst noch erfahren musste?
    Wie weit musste er gehen, um sie aufzuhalten?

3
    Am nächsten Tag kurz vor Mittag ritt Rodian auf seiner prächtigen weißen Stute über die Alte Prozessionsstraße zum Tor der Weisengilde.
    Espen wuchsen an den Außenmauern des Schlosses, und ihre Wipfel ragten darüber hinweg. Einmal hatten die Königlichen vorgeschlagen, jene Mauer zu entfernen. Klare Sicht auf den zentralen Bereich des Schlosses sollte den Eindruck von Wissen vermitteln, das für alle frei zugänglich war. Doch die Weisen hatten in jenem Bereich bereits Obstgärten angelegt und Gewächshäuser eingerichtet, und an einigen Stellen waren zusätzliche Gebäude errichtet worden. Sie fürchteten, dass zu viele Leute kamen und ihre Pflanzen zertrampelten. Behaupteten sie jedenfalls.
    Rodian hatte seine eigene Meinung. Er glaubte, dass die Gelehrten lieber unter sich blieben. Sie waren Geheimniskrämer, und er sah den bevorstehenden Gesprächen mit gemischten Gefühlen entgegen.
    Er ritt durchs Tor der Außenmauer und näherte sich dann dem Wachhaus. Vor dem Tunnel, der zum Innenhof führte, trat ihm eine kräftig gebaute junge Frau in grauem Gewand entgegen.
    »Premin Skyion und Domin Hochturm erwarten Euch, Hauptmann«, sagte sie. »Ich kümmere mich um Euer Pferd.«
    Rodian sah die junge Frau an, als er abstieg und ihr die Zügel reichte. Ihre Augen erschienen ihm trüb und leer, doch sie schien die Mindestvoraussetzungen für einen Lehrling zu erfüllen. Rodian schüttelte den Kopf, als sie das Pferd wegführte, und trat in den Tunnel des Wachhauses.
    Alle Fallgatter waren oben. Nicht, dass dieser Ort überhaupt welche brauchte. Rodians Schritte hallten von den steinernen Wänden wider, bis er den Tunnel auf der anderen Seite verließ und den Innenhof erreichte. An diesem Tag trug er einen Mantel über seiner Uniform und hielt sein Schwert bedeckt. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er Garrogh an seiner Stelle geschickt.
    Diese Weisen … wie töricht sie in ihren Idealen waren. Rodian kannte die

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