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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Bescheid.«
    »Du?« Miriam schniefte, und die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.
    Wynn dachte daran, dass Domin Hochturm ohnehin unzufrieden mit ihr war. Er schien sie für eine Außenseiterin zu halten und hatte sie nicht einmal getadelt, als er sie ganz allein in der Gesellschaft von Hauptmann Rodian gesehen hatte.
    »Ja«, antwortete Wynn müde. »Geht jetzt, ihr beide, und legt eure Mäntel ab. Nikolas, begleite sie zum Gemeinschaftsraum und hol dir dort Tee.«
    Sie wartete keine Antwort ab und machte sich auf den Weg zum Nordturm. Als sie die lange Wendeltreppe hinter sich gebracht und den dritten Stock erreicht hatte, fand sie die dicke Tür geschlossen vor. Domin Hochturm schloss sie nur, wenn er nicht gestört werden wollte. Wynn griff trotzdem nach der eisernen Klinke.
    Gedämpfte Stimmen erklangen hinter der Tür.
    Wynn wollte nicht stören, aber vermutlich wäre der Domin noch zorniger gewesen, wenn er nicht sofort von dieser Sache erfahren hätte. Sie hob die Hand mit der Absicht anzuklopfen, als drinnen eine laute Stimme und Worte in der Zwergensprache erklangen.
    Hochturms Heimat war Dhredze Seatt, die Zwergenstadt auf der bergigen Halbinsel jenseits der Bucht. Es war keine sonderlich weite Reise, aber soweit Wynn wusste, hatte Hochturm noch nie Besucher von dort empfangen. Die Worte wurden so schnell gesprochen, dass Wynn sie nicht verstand.
    Unschlüssig stand sie vor der Tür. Sie konnte sich nicht einfach abwenden und gehen, aber sie hätte auch nicht hier verweilen und lauschen sollen.
    »Du wirst aufhören!«, donnerte jemand im Arbeitszimmer. Die Stimme klang seltsam, hörte sich an wie Kies, der unter einem schweren Stiefel knirschte.
    Die zwergische Schriftsprache verstand Wynn recht gut, doch die geschriebenen Begriffe veränderten sich nicht so sehr wie gesprochene Worte. Im Gegensatz zum Elfischen und sogar zum alten Dialekt der An’Cróan veränderte sich beim Zwergischen die Aussprache über Generationen hinweg. Doch die Zwerge hatten nie Probleme damit, sich gegenseitig zu verstehen. Als junges Mädchen hatte Wynn die Zwergensprache von Hochturm gelernt und große Freude an ihren eher ungeschickten Versuchen gefunden, auf Zwergisch mit ihm zu sprechen.
    »Es liegt nicht in meiner Macht!«, ertönte die erste Stimme. »Du wirst unser Verderben erneut ans Tageslicht bringen!«
    »Wissen ist nicht der Feind«, erwiderte Hochturm. »Und die Übersetzung wird fortgesetzt.«
    »Dann riskierst du, dein eigenes Volk zu verraten, zu deiner großen Schande, wenn du andere von deinen Entdeckungen wissen lässt«, erklang eine dritte Stimme.
    Wynn war nicht sicher, ob sie alles richtig verstand. Die dritte Stimme unterschied sich von den beiden anderen. Sie war ernster und reservierter als die erste, aber ebenso leidenschaftlich, und eine sonderbare Warnung lag in ihr. Die erste Stimme verlangte, dass Hochturm mit der Übersetzung der alten Texte aufhörte, aber die zweite schien nicht ganz so streng zu sein, solange das, was die Weisen erfuhren, nur … wem mitgeteilt wurde?
    Schritte erklangen auf der anderen Seite der Tür.
    Wynn huschte um die nächste Ecke. Sie hörte, wie jemand die Tür öffnete, und hielt den Atem an, als sie vorsichtig hinter der gewölbten Wand hervorspähte.
    Ein Zwerg stand in der offenen Tür, drehte den Kopf und blickte in Hochturms Arbeitszimmer zurück. Wynn sah nur das Profil.
    Zorn zeigte sich in dem grauen, von tiefen Falten durchzogenen Gesicht. Der alte Mann war mindestens so groß wie Wynn, aber dreimal so massig. Die junge Weise schätzte ihn auf über hundert Jahre – manche Zwerge wurden bis zu zweihundert Jahre alt.
    Sie beobachtete, wie er seinen Ärger hinunterschluckte. Er trug seltsame Kleidung von einer Art, wie sie sie noch nie bei Zwergen gesehen hatte: eine graue Kniehose, ein Hemd aus Wolle, darüber ein ölig schwarzes Panzerhemd aus Lederschuppen. Die Spitze einer jeden Schuppe bestand aus graviertem Stahl, und zwei Kriegsdolche steckten in schwarzen Scheiden am Gürtel.
    Ein weiteres Gesicht blickte ihm über die Schulter. Dieser Zwerg war ebenso bewaffnet und gepanzert wie der erste, hatte rötliches Haar und war sauber rasiert. Etwas an ihm wirkte vertraut auf Wynn, obgleich sie sicher war, diese beiden Zwerge nie zuvor gesehen zu haben.
    Als der zweite Besucher zu Tür trat, wandte sich der erste der Treppe zu.
    Wynn duckte sich weg, aber zuvor nahm sie noch ein Detail wahr.
    Beide Zwerge trugen Thôrhks .
    Dabei handelte es sich um

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