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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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vorläge.«
    »Warum habt Ihr Euch auf die Suche nach den beiden Jungen gemacht?«, fragte Rodian.
    Pawl a’Seatts seltsame Augen blinzelten zweimal. Vielleicht fragte er sich, woher der Hauptmann davon wusste.
    »Es war zu viel Zeit vergangen«, sagte a’Seatt. »Sie hätten längst mit der Bestätigung zurück sein sollen. Ich war besorgt und trat nach draußen, in der Hoffnung, die Jungen auf der Straße zu sehen. Doch das war nicht der Fall, und deshalb habe ich den Weg genommen, von dem ich glaubte, dass sie ihn gegangen sind. Als ich an der Seitenstraße in der Nähe meines Ladens vorbeikam, hörte ich einen Schrei. Ich betrat die Nebenstraße und hörte weitere Geräusche, die aus der Gasse kamen. Natürlich sah ich nach dem Rechten und hatte die beiden Leichen gerade gefunden, als Imaret erschien. Woraufhin ich sie sofort anwies, die Polizei zu verständigen. Ich nehme an, die Konstabler gaben Euch Bescheid, denn Ihr ward kurze Zeit später zur Stelle.«
    Rodian runzelte die Stirn. Imaret war a’Seatt also in die Gasse gefolgt und hatte ihn bei den Leichen gesehen.
    »Ihr habt nichts gesehen und einfach nur die Leichen gefunden?«
    »Ja.«
    »Und die Ledertasche fehlte?«
    »Ja. Das heißt, ich weiß es nicht genau. Ich bemerkte ihr Fehlen erst nach Domin Hochturms Eintreffen. Es lag vermutlich am Schock angesichts des Leichenfunds.«
    Rodian überlegte. Auf ihn hatte a’Seatt am vergangenen Abend nicht in dem Sinne »schockiert« gewirkt.
    »Ihr könnt also nicht bestätigen, dass die Ledertasche bereits fehlte, als Ihr die Leichen gefunden habt?«
    »Nein, nicht mit absoluter Gewissheit.«
    Rodian machte sich Notizen in seinem Protokollbuch. Pawl a’Seatts Antworten waren präzise und boten daher nur das Nötigste. Gewisse Details fehlten noch immer. Was die Sorge des Meisterschreibers in Hinsicht auf die sichere Ablieferung der angefertigten Kopien betraf … Rodian hielt es für seltsam, dass a’Seatt in der Gasse nicht nach der Ledertasche gesucht hatte.
    »Imaret ist Euch also gefolgt?«
    Wieder ein kurzes Zögern. Und in der Stirn des Schreibers bildete sich eine dünne Falte.
    »Ja. Obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie im Laden bleiben soll.«
    »Ein erschütternder Anblick für ein Mädchen«, sagte Rodian, doch a’Seatt reagierte nicht darauf. »Wie kommt es, dass ein so junges Mädchen noch so spät in Eurem Laden arbeitet?«
    Die Worte klangen nicht vorwurfsvoll, aber Rodian wusste sehr wohl, dass man sie so interpretieren konnte.
    »Sie ist begabt.« Pawl a’Seatt antwortete ohne eine erkennbare Reaktion. »Ich möchte ihr Talent fördern.«
    »Was hat es mit ihrer Begabung auf sich?«
    »Sie kann sich genau an jeden Text erinnern, den sie gesehen hat. Ihre Handschrift ist noch nicht präzise genug, aber schon recht gut. Besser als man es bei jemandem in ihrem Alter und mit ihrer Erfahrung erwarten könnte.«
    Rodian sah neue Möglichkeiten. »Sie erinnert sich an alles, das sie gelesen hat?«
    »Nein.«
    »Aber Ihr habt doch gerade gesagt … «
    »Sie erinnert sich an den Text, den sie sieht «, betonte a’Seatt. »Mit Lesen hat das nicht unbedingt viel zu tun. Die Schrift der Weisen kennt Imaret nicht. Sie versteht nur das gegenwärtige Numanisch, seine Schriftform und den westsumanischen Dialekt. Aber ihr genügt ein Blick, um sich die Zeichen auf einer Seite einzuprägen und eine genaue Kopie anzufertigen. Sie erinnert sich auch an das, was sie liest, aber das Begaine-Syllabar gehört nicht dazu.«
    Das war bedauerlich, aber vielleicht bot sich hier trotzdem eine Möglichkeit. Rodian wechselte das Thema, blieb jedoch bei Imaret.
    »Offenbar ist Imaret gemischter Abstammung. Ich nehme an, ihre Eltern bezahlen für die Ausbildung.«
    Diesmal richtete Pawl a’Seatt einen erstaunten Blick auf ihn. »Ich verstehe nicht ganz, was das mit Euren Ermittlungen zu tun hat.«
    »Imaret ist eine Zeugin«, entgegnete Rodian. »Wenn sie auch erst nach dem Verbrechen am Tatort erschien. Ich brauche grundsätzliche Informationen über alle Beteiligten.«
    Pawl a’Seatt nickte langsam.
    »Ihr Vater war Feldwebel bei den regulären Truppen und ist jetzt im Ruhestand. Ihre Mutter arbeitete als Apothekerin in Samau’a, der Hauptstadt von Il’Dha’ab Najuum, einer Nation des Sumanischen Reichs. Sie boten Geld für die Ausbildung an, aber das war nicht nötig.«
    Rodian hatte sich weitere Notizen in seinem Protokollbuch gemacht und unterbrach sich dabei. »Es war nicht nötig? Wie meint Ihr

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