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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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gelegentlich einen Blick zu.
    Ein älterer Mann, der ein gestepptes braunes Hemd trug, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sein zerzaustes Haar war dunkler als das der anderen und von grauen Strähnen durchsetzt. Chap wandte sich ihm mit einem Knurren zu. Der Alte blieb stehen, wich aber nicht zurück.
    »Sgäilsheilleache?«, rief er.
    Erleichterung erschien kurz in Sgäiles schmalem Gesicht. » Foirreach-ahâre!«
    »Chap, nicht, lass ihn!«, rief Wynn und flüsterte dann Magiere zu: »Sgäile hat diesen Mann Großvater genannt.«
    Chap kehrte zögernd zu Wynn zurück und ließ den Mann dabei nicht aus den Augen. Der Alte näherte sich, und sein Blick ging immer wieder zu dem Hund. Er wirkte nicht ängstlich, nur ein bisschen überrascht und besorgt.
    Sgäile sprach auf Elfisch zu ihm, und als sein Großvater antwortete, glaubte Leesil, in der Stimme wohlwollenden Tadel zu hören. Er verstand nicht, worüber sie sprachen, und sah Wynn fragend an. Die junge Weise folgte dem Gespräch mit großer Aufmerksamkeit, übersetzte aber nicht. Sgäile winkte Leesil näher.
    »Schnell, kommt zu mir nach Hause«, sagte er leise. »Dort seid ihr sicher.«
    Leesil biss sich auf die Zunge, um keine scharfe Antwort zu geben. Sgäile hatte ihnen schon zuvor Sicherheit versprochen, ohne sein Versprechen einlösen zu können. Er fragte sich, ob es noch schlimmer werden konnte.

6
    Wynn schnappte leise nach Luft, als sie durch einen Wollvorhang eine Eiche betrat, deren Stamm so breit war wie eine Hütte.
    Auch in dem großen Hohlraum bedeckte Moos den Boden, und Wynn fragte sich, wie es ein so lebendiges Grün bewahren konnte, obwohl es kein Sonnenlicht empfing. Ein großer Raum erwartete sie im Innern der Eiche, mit natürlich gewölbten Türen und Wänden, an denen sich Rinde zeigte. Nur an einigen Stellen kam nacktes Holz zum Vorschein. Es sah nicht so aus, als wäre die Borke entfernt worden. Alles deutete darauf hin, dass der Baum auf diese Weise gewachsen war, und das nicht von Rinde bedeckte Holz wirkte ebenso lebendig wie das Moos auf dem Boden. Gelbbraune Bögen gewährten Zugang zu anderen, kleineren Räumen. An der linken Wand reichten die Stufen einer Treppe nach oben zu einer Öffnung in der Deck e – vielleicht hatte diese Baumwohnung sogar ein Obergeschoss.
    Safrangelbe Kissen mit Blumenmustern lagen auf Vorsprüngen in Sitzhöhe. Durch einen Bogen blickte Wynn in ein kleines Zimmer mit Bodenmatten auf dem Moos. Weiche Kissen und grüne Wolldecken schmückten die Ruhestätten.
    Die junge Weise strich mit den Fingerkuppen über eine Wand, als Osha hereinkam.
    Nach den Ereignissen auf der Lichtung war sie nicht mehr sicher, ob er ihr Vertrauen verdiente. Beim Anblick der Totenköpfe hatte er seine Klinge gezogen, aber nicht, um den Verpflichtungen des Schutzversprechens nachzukommen.
    Magiere schob den Vorhang am Eingang beiseite und sah sich mit nur geringem Interesse u m – ihr Blick suchte nach möglichen Gefahren. Schließlich trat sie ein und hielt den Vorhang dabei offen.
    Leesil folgte ihr, mit dem Tuch, das die beiden Schädel enthielt, und hinter ihm kam Chap, der sich auf eine ähnliche Weise umsah wie zuvor Magiere. Sgäile trug die Truhe, in der sich die Totenköpfe befunden hatten, unter einem Arm, und unter dem anderen bemerkte Wynn das Bündel mit den Waffen. Als Letzter trat Sgäiles Großvater ein. Der Raum bot ihnen allen genug Platz.
    Osha starrte auf das Tuch in Leesils Armen. Er holte tief Luft, hielt sie einige Sekunden lang an und ließ den Atem dann langsam entweichen.
    »Zum Glück sprichst du unsere Sprache«, wandte er sich an Wynn. »Als ich die Schädel sa h … und Én’nish hört e … «
    Er sah sie nicht an. Wynn vermutete, dass er sich schämte, weil sie erneut in eine gefährliche Situation geraten waren, trotz des Schutzversprechens. Für entsprechende Schuldgefühle hatte er auch allen Grund, fand sie.
    Sgäile stellte die Truhe auf der anderen Seite des Raums ab.
    »Ich hätte mit meinen Gedanken nicht so schnell sein sollen«, fügte Osha hinzu.
    Wynn antwortete nicht. Sgäile legte das Bündel mit den Waffen neben die Truhe und richtete einen strengen Blick auf Osha.
    »Ein langer Tag liegt hinter uns«, sagte er. »Der Rest der Reise wird noch länger sein. Du kannst gehen, um zu essen und zu ruhen.«
    Es war eine recht höfliche Aufforderung zu verschwinden, doch an Sgäiles Unmut konnte kein Zweifel bestehen. Wynn verstand ih n – Oshas Reaktion auf Én’nishs Lügen

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