Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
Vom Netzwerk:
der den Kopf einziehen musste, wenn er durch die Öffnung treten wollte. Einige Meter entfernt, mitten auf der Lichtung, wölbte sich über einem Herd eine tönerne Kuppel, aus der Rauch drang. Mehrere Frauen und zwei Männer standen daneben, gaben sich gegenseitig Zeichen und wandten sich den Neuankömmlingen zu.
    Unter ihnen befand sich der Elf, den Leesil mit einem Waldgeist verglichen hatte. Es war eine Frau, wie er jetzt bemerkt e – ihr sonderbares Haar fiel ihm auf. Sie stand etwas abseits der anderen auf dem Teppich aus Moos, und eine Lücke im Blätterdach ließ Sonnenschein auf sie fallen.
    In den Winkeln der großen Augen und des kleinen Munds zeigten sich Falten in einer Haut, die dunkler war als die von Leesil. Sie war schlank und groß, wie Nein’a in seiner Erinnerung, doch das Haar dieser Frau hatte die Farbe von Espenrinde, hier und dort von grauen Strähnen durchzogen. Ein fortgeschrittenes Alter bei Elfen erschien Leesil sonderbar.
    Er beobachtete ihr schmales Kinn, den dünnen, von Falten durchzogenen Hals darunter, während sie den Inhalt ihres Korbs durchging. Sie hatte die Besucher noch nicht bemerkt, doch inzwischen kamen immer mehr Elfen auf die Lichtung.
    Sie traten durch Öffnungen in den Wohnbäumen und Vorhänge aus Efeu. Andere kamen hinter Blumenbögen und Brombeersträuchern zum Vorschein, die offenbar dazu dienten, Gemeinschaftsbereiche von Privatem zu trennen. Ein Junge, der nur eine kurze Hose trug, hockte im Geäst einer Eiche, sein brauner Oberkörper glatt und makellos.
    Einige Gesichter wirkten zunächst ruhig und freundlich, bis die Elfen die Fremden erkannten, die zwischen den Anmaglâhk gingen. In anderen zeigten sich sofort Furcht und noch etwas anderes, Gefährlicheres. Alle starrten Wynn und Magiere an, und einige unsichere Blicke trafen Leesil.
    Die Bewohner dieses Landes würden ihn nicht lange für einen der Ihren halten. Im Vergleich mit ihnen war er klein, seine bernsteinfarbenen Augen waren nicht so groß und das Kinn zu breit, nicht spitz genug. Außerdem trug er ganz andere Kleidung.
    Chap näherte sich und lief neben Wynn.
    Nach einigen weiteren Schritten war ihre Gruppe auf der zentralen Lichtung von Elfen umringt. Ein hagerer Mann in Sgäiles Alter trat vor. Én’nish blieb stehen, aber der Mann sah sie nicht an.
    »Sgäilsheilleache!«, zischte er.
    Leesil konnte die Worte, die dem Namen folgten, nicht verstehen, aber Osha wich zurück und blieb dichter bei Wynn stehen. Leesil fand das nicht sonderlich beruhigend. Sein Blick glitt über die immer zahlreicher werdenden Elfen. Sie waren ganz anders gekleidet als die Anmaglâhk.
    Einige wenige trugen ihr Haar auf dem Kopf zusammengesteckt und gehalten von Ringen aus poliertem Holz. Ihre Kleidung war größtenteils rostbraun und gelb gefärbt: schlichte gesteppte Umhänge und Westen, Hemden aus leichterem Stoff, einige in einem Weiß, das im Licht der Sonne schimmerte. In manchen Fällen zierten bunte Stickereien Kragen und weite Ärmel. Bei den Frauen sah Leesil sowohl lange Röcke in dunklen Tönen als auch lehmbraune Hosen und weiche, wadenhohe Stiefel, wie sie vorwiegend von Männern getragen wurden. Abgesehen von dem einen Jungen bemerkte er keine weiteren Kinder. Niemand führte Werkzeuge oder Waffen bei sich.
    So auffällig er sich auch bei den Menschen gefühlt hatt e – hier war ihm seine Andersartigkeit noch unangenehmer.
    Verblüfft, erschrocken und zorni g – mehrere Bewohner des Dorfes wandten sich mit zischenden Worten an Sgäile. Immer mehr Stimmen erklangen, bis Sgäiles Antworten kaum mehr zu hören waren.
    »Wynn«, flüsterte Leesil. »Worüber reden sie?«
    »Sie werfen Sgäile vor, gegen das heilige Gesetz zu verstoßen«, erwiderte sie leise. »Er versichert ihnen, dass er im Auftrag des Ältesten Vaters handelt und wir unter seinem Schutz stehen.«
    Osha hob den Zeigefinger an die Lippen und schüttelte warnend den Kopf. Wynn schwieg, und Leesil lauschte aufmerksam, verstand aber nur wenige Worte.
    Als Sgäile Aoishenis-Ahâre erwähnte, wurde die Hälfte der Leute, die auf ihn eingeredet hatten, plötzlich still. Die Elfen waren so verblüfft, dass es ihnen die Sprache verschlug, aber es dauerte nicht lange, bis ihr Zorn zurückkehrte.
    Leesil trat einen Schritt vor und musterte die Männer und Frauen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Sgäile auf so großen Widerstand stieß. Er war zum Teil deshalb damit einverstanden gewesen, Sgäile zu folgen, damit Magiere und Wynn in diesem

Weitere Kostenlose Bücher