Diabolos (German Edition)
konnte sich kaum bewegen.
Der Stab mit der aufblitzenden Klinge fuhr auf den Jungen nieder, sollte ihn aber nie erreichen.
Ungläubig blickte der Bischof auf den Stab hinab, versuchte ihn zu bewegen, aber er konnte ihn nicht von der Stelle bekommen, denn zu mächtig war der Griff der riesigen Pranke, die ihn festhielt.
Langsam wagte es der Bischof aufzublicken und er erkannte eine dämonenhafte Gestalt, die finster auf ihn hinabblickte und bei ihm blankes Entsetzen auslöste. Noch mehr Panik überkam ihn, als von überallher weitere dämonische Gestalten herantraten und ihn genau fixierten.
»Ihr könnt mir nichts anhaben«, kreischte er. »Euer Meister bindet euch. SIE gehört mir. Er hat SIE mir versprochen. Auf ewig. Ihr dürft das nicht …«
Der Dämon, der noch immer den Stab wie in einem Schraubstock festhielt, zog kurz daran und beförderte den Bischof direkt vor sein mit gewaltigen Zähnen bestücktes Maul.
»Der Meister, von dem Ihr sprecht, ist nicht unserer. Wir dienen nur IHR. Und der Bann wurde gebrochen, der euch schützte.«
Der Bischof schüttelte verständnislos den Kopf und der Dämon holte sich ihn noch etwas näher heran. »Jetzt gehört Ihr uns.«
Mit diesen Worten warf er den Bischof achtlos zur Seite, wo dieser von den anderen Dämonengeschöpfen aufgefangen wurde, die sich sogleich über ihn hermachten. Seine Schreie halten von den Wänden der Katakomben wieder, als er fortgeschleift wurde.
Crane hob angestrengt den Kopf und sah den Dämon auf sich zukommen. Auch andere Dämonen waren noch da und schienen ihn aus sicherer Entfernung zu beobachten, als würden sie nur darauf warten, den Befehl zu bekommen, sich auf ihn zu stürzen. Doch Crane hatte gar nicht genügend Zeit, sich über seine Lage Sorgen zu machen, denn schon wurde er unterm Kinn gepackt und nach oben gerissen.
Als er mit den Rücken gegen die Mauer knallte, hatte er das Gefühl, dass ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde. Der Griff um seinen Hals wurde stärker und er konnte schon die Klauen spüren, die sich anschickten, sich in sein Genick zu bohren. Langsam wagte er es, die Augen zu öffnen, auch wenn er es sofort bereute.
Der Dämon, der ihn so unwiederbringlich in seiner Gewalt hatte, sah dem Geschöpf, dass einst der Junge gewesen war, sehr ähnlich, nur war es mit zwei unübersehbaren Schwingen ausgestattet, so wie fast alle anwesenden Dämonen. Außerdem waren sie ausnahmslos grau und kamen Crane schon deswegen irgendwie bekannt vor. Und mit einem Mal wusste er woher: die Gargoyles auf den Häusern des Viertels, die Schutzgeister.
An jeder Legende war ein Fünkchen Wahrheit. Und diese Wahrheit schickte sich an, ihm die Luft abzuschneiden.
»Heile SIE!«, meinte der Gargoyle und presste zur besseren Unterstützung seiner Worte noch etwas mehr zu.
Crane, der noch immer so gut wie vollkommen paralysiert war und immerhin mit den Füßen einiges über dem Boden hing, versuchte so gut zu antworten, wie es ihm möglich war: „Würde … ich ja … gerne. Aber der Fluch … des … Bischofs …«
Der Dämon blickte ihm tief in die Augen. Dann legte er ihm seine freie Klaue auf die Brust und plötzlich wurde Crane wieder von Schmerzintervallen durchströmt, nur konnte er deutlich spüren, dass sie seinen Körper verließen.
Wie ein Sack ließ der Dämon ihn danach fallen und Crane hatte Mühe zu verhindern, dass er mit dem Gesicht auf den Boden knallte.
»Das ist eindeutig einer dieser Tage, wo ich mir wünschte, im Bett geblieben zu sein«, brachte er nicht ohne ironischen Unterton hervor. Doch schon wurde er an seinen Haaren gepackt und sein Kopf nach hinten gerissen.
»Wenn du IHR nicht bald hilfst, dann wirst du dir darum keine Sorgen mehr machen müssen«, versprach der Dämon.
»Schon gut, man wird doch mal mit seinem Leben hadern dürfen.«
Der Dämon ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.
»Eine falsche Bewegung und deine Qualen werden selbst in der Hölle legendär werden.«
Wenn das kein Ansporn ist , dachte Crane und wendete sich IHR zu.
SIE aus der Entfernung zu sehen, war schon wundervoll gewesen, aber jetzt, wo er unmittelbar neben IHR hockte, quasi Auge in Auge, stockte ihm wirklich der Atem. SIE war wahrscheinlich das schönste Wesen, das er je gesehen hatte, und selbst jetzt, wo SIE durch IHRE Wunde so geschwächt war, strahlte SIE noch immer. IHRE Augen waren von einem so klaren Blau, wie er nie geglaubt hatte, dass er es jemals sehen würde. IHR Blick war von Güte
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