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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Höhlen nach Futter suchten. »Na prima«, meinte sie. »Wenn das jetzt noch diese seltenen Kri-Kris wären, die Illusion von der Samaria-Schlucht wäre doch perfekt.«
    Vor dem Eingang der südlichsten Höhle verschnauften sie im Schutz eines Felsüberhangs. Heather wischte sich grob den Staub von Gesicht und Armen und cremte sich erneut ein.
    »So, da wären wir also«, stellte sie nüchtern fest. »Und was nun? Was hat uns die ganze Kletterei gebracht? Du glaubst doch nicht im Ernst, hier irgendwas Interessantes zu entdecken. Wir haben zudem noch nicht einmal an eine Taschenlampe gedacht.«
    Brandon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und wenn schon. Selbst wenn es hier oben nichts weiter als Felsen und Ziegen geben sollte, so habe ich doch wenigstens die Genugtuung, einmal auf dieser Insel eine Kulturstätte betreten zu können, ohne gleich horrende Eintrittspreise zahlen zu müssen.«
    Während Heather noch seufzend den Kopf schüttelte, inspizierte ihr Mann bereits die erste Höhle. Nach wenigen Augenblicken tauchte er aber schon wieder auf.
    »Fehlanzeige«, erklärte er. »Nach fünf, sechs Metern ist der weitere Durchgang von Felsen versperrt. Vielleicht ein Einsturz oder eine bewusste Maßnahme, damit sich die Ziegen dort nicht verirren.«
    »Oder Touristen, die plemplem genug sind, hier herauf zu kommen«, ergänzte Heather.
    Gemeinsam untersuchten sie nun die übrigen Eingänge. Überall schienen der Berg oder Menschenhand dafür gesorgt zu haben, dass Eindringlinge nicht allzu tief in das karstige Massiv gelangten. Nur in der vorletzten Höhle gab es eine Besonderheit: Knapp zehn Meter vom Eingang entfernt führte ein natürlicher Kamin schräg nach oben und diente somit als Lichtschacht. Unterhalb des Kamins dehnte sich der Gang zu einer kleinen, ovalen Halle aus. Brandon stolperte beim Betreten über die Reste eines Lagerfeuers. Offenbar diente dieser Platz einheimischen Hirten als Nachtlager oder zum Schutz vor schlechter Witterung. In einer hinteren Nische erspähte Heather ein primitives Holzgatter.
    »Es sieht so aus, als ob zumindest ein Teil der Herde manchmal hier ebenfalls Unterschlupf findet«, folgerte sie.
    Ihre Vermutung schien sich zu bestätigen, denn auch Brandon fand weitere Holzverschläge, die momentan jedoch leer standen. Am Ende der Halle führten zwei schmale Gänge weiter in die Tiefe der Erde; ihre möglichen Geheimnisse blieben aber hinter einer tiefschwarzen Finsternis verborgen.
    »Seltsame Art von Geschichtsbewusstsein«, kommentierte Brandon. »Ziegenställe statt Königsgräber.«
    Heather zeigte weit weniger Verwunderung. »Die Kreter von heute sind halt wesentlich pragmatischer als ihre Vorfahren.«
    Blinzelnd traten sie zurück ins Sonnenlicht. Während ihres Rundgangs hatten sie sich so sehr an die angenehme Kühle der Höhlen gewöhnt, dass sie nun glaubten, die Außentemperaturen seien um weitere 20 Grad angestiegen. Brandon grübelte gerade noch darüber nach, wie sie wieder ins Tal hinabsteigen sollten, als er einen Mann bemerkte. Der Fremde, der sich auf einen langen Spazierstock stützte, kletterte auffallend sicher quer über den Hang direkt auf die Höhlen zu. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und soweit Brandon es erkennen konnte, eine dunkle Baskenmütze.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, schnaubte er. »Wahrscheinlich haben wir soeben eine versteckte Lichtschranke passiert, und schon kommt der Höhlenwächter.«
    Heather beschattete mit beiden Händen ihre Augen. »Blödsinn«, sagte sie. »Er sieht eher wie ein Hirte aus, der seine Ziegen sucht.«
    Brandon wandte dem Fremden demonstrativ den Rücken zu. »Dein Glaube in Ehren«, brummte er, »aber eins sage ich dir: Wenn der Kerl auch nur einen Euro wegen der Höhlenbesichtigung von uns haben will, breche ich ihm jeden Knochen einzeln.«
    Der Mann schien sie nun auch seinerseits entdeckt zu haben und beschleunigte noch seinen mühelos scheinenden Aufstieg. Nachdem er sicher über einige Geröllbrocken gesprungen war, blickte er mit einem breiten Lächeln zu ihnen hinauf und schwenkte dabei grüßend seinen Stock. Wie Heather nun sah, handelte es sich dabei in Wahrheit um eine Art Feldhacke mit einem kantigen, sichelförmig gebogenen Grabeisen. Der Fremde betonte sein »Kalimera!« so merkwürdig, als bestünde es nur aus Vokalen.
    Nach kurzem Zögern erwiderte Heather den Gruß; Brandon stand schweigend neben ihr und beobachtete skeptisch, wie der Mann die letzten Meter zu ihnen hinauf

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