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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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erwartet hätte. Ihr Alter ließ sich nur schwer einschätzen, doch ihr Gesicht wies aristokratische Züge auf, die streng wirkten, aber eine gewisse Freundlichkeit nicht missen ließen und mir diese Dame auf Anhieb sympathisch machten. Ihr Haar, das lang und weiß war, hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt.
    Als sie meinen Blick bemerkte, wandte sie sich mir zu und nickte leicht, wobei ein offenes Lächeln um ihren Mund spielte.
    »Man trifft in einem Städtchen wie Arc´s Hill nicht oft einen Menschen, der so gewissenhaft in ein Schriftstück vertieft ist.«
    Ihre Stimme war ruhig, fast schon kalt und besaß einen monotonen Gleichklang.
    Ich lachte, legte die Aufzeichnungen zur Seite und stellte mich der Dame offiziell vor. »Ich bin erst heute in Arc´s Hill angekommen«, fuhr ich fort. »Mr. Paxton wollte ein kleines Abendessen bereiten und solange hatte ich mich in die Aufzeichnungen eines Freundes vertieft.«
    Die alte Dame, die sich mir als Elaine O´Shannon bekannt machte, behielt ihr Lächeln bei, wobei sie zögerlich mit dem Finger auf die Papiere vor mir deutete. »Womit beschäftigt sich ein junger Mann wie Sie an einem alten Ort wie diesem? Oder ist es zu vermessen von mir zu fragen, welche Geheimnisse sich in Ihren Aufzeichnungen finden lassen?«
    Die Offenherzigkeit dieser Dame beeindruckte mich. Sprach ich unter anderen Umständen nur mit Widerwillen mit fremden Personen über meine Arbeit, so sah ich es an diesem Abend in Paxtons Pension als hohe Ehre an, Elaine O´Shannon an meiner Passion teilhaben zu lassen.
    »Die Aufzeichnungen sind von einem guten Freund«, begann ich, wobei ich es zunächst vermied, meinen wahren Beruf kund zu tun. »Sie handeln von einer alten Legende, die ihren Ursprung hier in Arc´s Hill zu haben scheint.«
    Elaine nickte fast augenblicklich und ich hatte den Eindruck, als sei ihr Lächeln für eine Sekunde steifer und eisiger geworden.
    »Ich denke, Sie sprechen von der Legende der alten Hexe von Arc´s Hill. Keeza war ihr Name. Habe ich Recht, Mr. Pierce?«
    Ich stutzte. Bisher wähnte ich mich an jenen Orten, die ich im Laufe unzähliger Jahre bereist hatte, mit meinen Studien und Interessen alleine und sah mich nicht selten offen zur Schau getragenem Spott ausgesetzt. Die Worte der alten Dame überraschten mich, was diese zu einem leisen, vornehmen Lachen veranlasste.
    »Mr. Pierce. Arc’s Hill besteht aus nur wenigen Häusern und einer breiten Hauptstraße mit einigen dunklen Gassen, die in die Randbezirke der Stadt führen. Wenn sich an einem derartigen Ort etwas Unnatürliches ereignet, sei es noch so viele Jahre her, so wird die Geschichte selbst die letzten Mauerruinen dieses Ortes überdauern.«
    Ich musste mich zwingen, mein Erstaunen zu unterdrücken und mich auf Elaines Worte zu konzentrieren. Im Augenblick erschienen sie mir ebenso unglaubwürdig wie die geschriebenen Worte meines Freundes Mark.
    »Es erstaunt mich, dass ein junger Mann wie Sie sich mit derartigen Legenden beschäftigt. Ich nehme an, Sie sind eigens wegen der Aufzeichnungen ihres Freundes in dieses Städtchen gekommen.«
    Ich nickte und beschloss der alten Dame die Wahrheit über meine Passion zu berichten: »Ich bin Schriftsteller müssen sie wissen. In Kreisen von Mystikern und Menschen, die an Dinge jenseits der menschlichen Vorstellungskraft glauben, habe ich mir einen recht guten Namen erarbeitet. Und Mr. Raymond, jener Herr, der mir diese Aufzeichnungen hat zukommen lassen, arbeitet mit mir zusammen und ist gleichzeitig mein bester Freund.«
    Elaine O´Shannon wirkte ernsthaft interessiert. Ihr Blick wechselte während meiner Erzählung zwischen mir und den Blättern, die ich in der Hand hielt. »Und nun beabsichtigen Sie ein Buch über die alte Legende von Keeza zu schreiben.«
    Ich zuckte mit den Schultern und nickte. »Das war meine Absicht, Mrs. O´Shannon.«
    »Nennen Sie mich Elaine. Und was die Recherchen Ihres Freundes betrifft …« Plötzlich verwandelte sich das freundliche Antlitz der Dame in eine vorsichtige Maske, als gelte es jedes weitere Wort genauestens abzuwägen. »Ich kann Ihnen da vielleicht weiterhelfen. Denn sehen Sie, ich erwähnte bereits, in einem Ort wie Arc´s Hill passiert so gut wie nie etwas, das man als erwähnenswert erachten könnte. Umso mehr ist mir natürlich die Mär der alten Hexe bekannt. Und da ich Sie auch für etwas Außergewöhnliches in diesem Ort erachte, wäre es mir ein Vergnügen, Ihnen mein Wissen mitteilen zu dürfen.«
    Die alte

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