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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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Dame faszinierte mich. Ihr Erscheinungsbild wollte in keinerlei Einklang mit der düsteren Fassade des Städtchens stehen. Ich fragte mich, was eine Frau wie Elaine in Arc´s Hill zu suchen hatte. Doch ich hatte eine ordentliche Erziehung genossen, so verdrängte ich die Frage in mir und genoss ihre freundliche Gesellschaft. Vielleicht würde ich aus dem Gespräch, welches ich mit ihr zu führen hoffte, Näheres über ihren Verbleib in Arc´s Hill erfahren.
    Doch nachdem Paxton das Abendessen serviert hatte – wobei ich bemerkte, dass Elaine lediglich einen kleinen Salat aß – entschuldigte sich die alte Dame plötzlich. Sie fühle sich nicht sonderlich wohl, führte sie an. Womöglich läge es an dem trostlosen, nebligen Wetter, das sich wie ein stilles Tuch über die Dächer der Stadt zu legen begann.
    Elaine verabschiedete sich von mir, versprach allerdings noch bevor sie den Raum verließ, dass sie sich zu gegebener Zeit mit mir über meine Aufzeichnungen unterhalten würde. Es gäbe mit Sicherheit einige für mich neue Erkenntnisse, die ich dem Mythos der alten Keeza hinzufügen könnte. Mit diesem letzten Versprechen verabschiedete sich die Dame und ließ mich alleine zurück.
    Kaum dass Elaine O´Shannon durch die Tür verschwunden war, als mir diese erdrückende, fast greifbare Stille wieder bewusst wurde, die ich bereits bei meiner Ankunft in Arc´s Hill verspürt hatte. In meinen Gedanken breitete sich das gespenstische Gefühl aus, dass in dem alten, grauen Städtchen jegliches Geräusch verblichen war. Fast schien es mir, als sei mit der Nacht auch ein schwarzer, stiller Schatten gekommen, der Arc´s Hill in eine öde, leblose Ruinenstadt verwandelte.
    Nachdem ich mein Abendessen beendet hatte, packte ich Marks Aufzeichnungen in die dünne Ledermappe zurück, die ich stets bei mir trug und die bereits die unverkennbaren Spuren häufigen Gebrauchs darbot. Dann ging ich durch die Stille des Hauses nach oben in mein Mansardenzimmer zurück, das mir plötzlich, angesichts der schweigenden Schwärze vor dem kleinen Fenster, eng und zeitlos wie ein Grab erschien …

    In dieser Nacht lag ich lange wach. Nicht allein dem Umstand verdankte ich diese Tatsache, dass ich in einem fremden Bett in einem fremden Zimmer nächtigte, was mir ohnehin genügend Schwierigkeiten bereitete. Da waren die Aufzeichnungen meines Freundes, deren düsterer, archaisch anheimelnder Inhalt mir das Denken erschwerte und eine dunkle Saat aus Furcht und Grauen gesetzt und die schrecklichsten Bilder in mir geboren hatte.
    Während ich durch das kleine Fenster des Zimmers zu einem diffusen, unwirklich erscheinenden Mond hinaufstarrte, glitten die Worte aus Marks Notizen, einem schwarzen Sturm gleich, durch meinen Verstand. Noch als ich dachte, in dieser ersten Nacht in Arc´s Hill den ersehnten Schlaf nicht finden zu können, löste sich mein Denken wie von selbst von meinem ›Ich‹ und ich fiel in einen unruhigen, quälenden Dämmerzustand, der meiner erwünschten Definition von Schlaf sehr nahe kam. Mit dem Gleiten in andere Sphären des Bewusstseins kamen die scheußlichen, bösartig kichernden Gedanken, die sich – von mir willenlos hinnehmend – in bizarre Träume verwandelten.
    In meinen Gedanken war es still. Kein Laut drang durch die Nacht, kein Gebälk knackte ächzend unter der Last jahrhundertealten Gehölzes, keine Dielenbretter knarrten. Vor dem Fenster regte sich kein Wind, kein Baum, kein Blatt.
    Alles um mich herum schien erstarrt, die Zeit stillzustehen. Leblos harrte die Welt der Dinge, die mit der Dunkelheit kamen. Das Schweigen war erdrückend, als läge man tief begraben in faulender, kalter Erde. Das Atmen fiel mir schwer, als säße etwas – ein Ding – auf meiner Brust und umklammere mit spindeldürren Klauen meine Kehle.
    Ich wusste nicht, wo ich mich in dieser grässlichen Welt befand. Es war keine absolute Leere, wie sie manchen Träumen eigen war. Ich konnte die düsteren Silhouetten von Etwas ausmachen, das hoch aufragte; still und mächtig und auf eine grausame leblose Weise lauernd. Um mich herum herrschte eine schwere Düsternis, die lediglich durch die schwarzen, beängstigenden Objekte zerteilt wurde.
    Dann plötzlich brach die Dunkelheit über mir und kaltes, blasses Licht fraß meinen düsteren Traum. Ich spürte, wie sich mein Verstand drehte und mir schwindelig wurde, wusste ich doch nicht, wo sich in meiner verlorenen, schweigenden Traumwelt Oben und Unten befanden. Ich strauchelte, versuchte

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