Diabolus
Jabba.
»Ein Fehler, und wir sind im Arsch!« Fontaine sah Jabba missbilligend an. Wenn es etwas gab, womit der Direktor der NSA Erfahrung hatte, dann waren es Stresssituationen. Es war nie gut, zusätzlichen Druck zu machen.
»Ganz ruhig, Mr Becker«, sagte er.
»Wenn wir einen Fehler machen, geben wir den Code eben noch einmal ein, bis er stimmt.«
»Vergessen Sie diesen Rat, Mr Becker!«, fauchte Jabba, »und machen Sie es gefälligst gleich beim ersten Mal richtig. Kill-Codes reagieren auf Fehlversuche meist mit einer Strafe, damit man nicht mit Herumprobieren weiterkommt. Eine fehlerhafte Eingabe, und die Programmschleife läuft schneller. Zwei Fehler, und es heißt: Klappe zu, Affe tot!« Fontaine runzelte die Stirn. Er wandte sich dem Bildschirm zu.
»Mein Fehler, Mr Becker. Lesen Sie also bitte sorgfältig - sehr, sehr sorgfältig.« Becker nickte. Er studierte noch einmal die Inschrift und begann, ruhig und konzentriert von dem Ring abzulesen.
»Q. . . . U. . . I. . . S. . . Leerzeichen . . . C. . .« Jabba und Susan fielen ihm gleichzeitig ins Wort.
»Leerzeichen?« Jabba hatte aufgehört zu tippen.
»Da gibt es einen Zwischenraum?« Achselzuckend sah Becker noch einmal nach.
»Ja, und es ist auch nicht der einzige.«
»Warum geht es nicht weiter?«, erkundigte sich Fontaine.
»Bekomme ich hier etwas nicht mit?«
»Sir«, sagte Susan, der man die Verwunderung ansehen konnte, »es ist. . . es ist nur. . .«
»Ganz meine Meinung«, sagte Jabba.
»Sehr merkwürdig. Passwörter haben niemals Zwischenräume.« Brinkerhoff schluckte vernehmlich.
»Und das heißt?«
»Jabba will sagen«, schaltete Susan sich ein, »dass das vielleicht gar nicht der Kill-Code ist.«
»Natürlich ist es der Kill-Code!«, trumpfte Brinkerhoff auf.
»Was denn sonst? Wieso hätte Tankado den Ring denn sonst loswerden wollen? Wer zum Teufel lässt sich schon eine zufällige Folge von Buchstaben auf seinen Ring gravieren?« Fontaine brachte Brinkerhoff mit einem strengen Blick zum Schweigen.
»Äh, Leute?«, ließ sich Becker vernehmen, der offenbar zögerte, sich einzumischen.
»Hier ist immer von einer zufälligen Folge die Rede. Ich muss aber darauf hinweisen, dass. . . die Buchstabenfolge auf diesem Ring ist keineswegs zufällig.«
»Wie bitte?«, platzte es aus sämtlichen auf dem Podium Versammelten heraus. Becker machte ein betretenes Gesicht.
»Tut mir Leid, aber das sind ganz klar einzelne Wörter. Zugegeben, sie stehen sehr eng beieinander und könnten einem auf den ersten Blick zufällig vorkommen, aber bei näherem Hinsehen kann man ganz klar erkennen, dass die Inschrift. . . naja, sie ist Lateinisch.« Jabba schnappte nach Luft.
»Wollen Sie mich verarschen?« Becker schüttelte den Kopf.
»Nein, überhaupt nicht. Hier steht Quis custodiet ipsos custodes, und das heißt grob übersetzt . . .«
»Wer überwacht die Wächter?«, fiel ihm Susan ins Wort. Becker war perplex.
»Susan, ich wusste gar nicht, dass du . . .«
»Es war Tankados Leitsatz, ein Zitat aus den Satiren des Juvenal«, rief ihm Susan zu.
»Wer überwacht die Wächter? Wer überwacht die NSA, während wir die Welt überwachen?«
»Ist es nun der Kill-Code, oder nicht?«, wollte Midge wissen.
»Es muss der Kill-Code sein«, erklärte Brinkerhoff.
»Ich weiß nicht, ob das der Code ist«, sagte Jabba.
»Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Tankado eine nicht zufällige Zeichenfolge benutzt haben sollte.«
»Dann lassen Sie doch einfach die Zwischenräume weg und tippen den verdammten Code endlich ein!«, schrie Brinkerhoff gereizt. Fontaine stand reglos da und ließ sich die neue Lage durch den Kopf gehen. Er wandte sich an Susan.
»Miss Fletcher, was halten Sie von der Sache?« Susan dachte kurz nach. Sie konnte zwar nicht den Finger darauf legen, aber irgendetwas kam ihr komisch vor. Tankados Gedankenführung und seine Programmiermethoden waren stets kristallklar gewesen. Sie fand es merkwürdig, dass hier die Zwischenräume eliminiert werden sollten. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, aber irgendwie ein Notbehelf und definitiv keine saubere Lösung. Den krönenden Abschluss von Tankados tödlichem Hieb hätte sie sich eleganter vorgestellt.
»Für mich ist das irgendwie nicht stimmig«, sagte sie schließlich.
»Ich glaube nicht, dass wir hier den Kill-Code vor uns haben.« Fontaine saugte nachdenklich die Luft ein. Seine dunklen Augen
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