Diabolus
Armen ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Das Blut rollte wie Feuer durch seine Adern. Das ist nicht dein Körper! Aber er hörte diese Stimme, die nach ihm rief. Sie war dünn und fern, und doch war sie ein Teil von ihm. Es gab auch noch andere Stimmen, unvertraute und belanglose. Er bemühte sich, die anderen Stimmen auszublenden. Nur diese eine Stimme bedeutete ihm etwas. Sie wurde klarer und verschwamm wieder.
»David . . . was haben sie mit dir gemacht . . .
» Ein flackerndes Licht war zu sehen, ganz schwach nur, nicht mehr als ein hellgrauer Fleck. Becker wollte sich bewegen. Quälender Schmerz. Er versuchte, etwas zu sagen. Ohnmächtiges Schweigen. Und immer noch rief diese Stimme. Jemand war zu ihm getreten, hob ihn hoch. Becker bewegte sich auf die Stimme zu - oder wurde er bewegt? Die Stimme rief. Becker glotzte ohne zu begreifen auf ein leuchtendes Viereck. Ein Bildschirm. Eine Frau war darauf zu erkennen, die aus einer anderen Welt zu ihm emporschaute. Will sie zusehen, wie du stirbst?
»David. . .« Er kannte die Stimme. Es war die Stimme eines Engels. Der Engel war gekommen.
»David, ich liebe dich!«, sagte der Engel. Und plötzlich war ihm alles wieder präsent. Susan streckte die Arme nach der Bildwand aus. Vom Ansturm der Gefühle hin und her gerissen, lachte und weinte sie zugleich.
»David! Ich . . . ich habe gedacht, du wärst . . .« Feldagent Smith hatte David Becker auf den Klappstuhl vor dem kleinen Monitor gehievt.
»Er ist noch ein bisschen neben der Spur, Ma'am. Geben Sie ihm noch ein paar Sekunden.«
»A . . . aber«, stammelte Susan, »ich habe doch die Meldung gesehen, dass er . . .« Smith nickte.
»Haben wir auch gesehen, aber Hulohot war wohl etwas voreilig.«
»Aber das Blut. . .«
»Nur eine Fleischwunde. Wir haben ihm einen Schnellverband angelegt.« Susan rang nach Worten. Agent Collander ließ sich aus dem Off vernehmen.
»Wir mussten ihm eins mit der neuen J23 verpassen - ein lang wirkendes Betäubungsgeschoss. Das brennt vermutlich wie die Hölle, aber anders konnten wir ihn nicht aus dem Verkehr ziehen.«
»Keine Bange, Ma'am«, pflichtete Smith bei.
»Er ist gleich wieder auf den Beinen.« David Becker starrte auf den Monitor vor seiner Nase. Er war desorientiert und benommen. Der Bildschirm zeigte einen Raum. Einen Raum, in dem es drunter und drüber ging. Susan war auch da. Sie stand auf einer freien Bodenfläche und schaute gleichzeitig lachend und weinend zu ihm herauf.
»Oh David, Gott sei Dank! Ich habe gedacht, ich hätte dich für immer verloren!« David rieb sich die Schläfen. Er rutschte näher an den Bildschirm heran und zog das Schwanenhals-Mikrofon dicht vor seinen Mund.
»Susan?« Susan konnte es nicht fassen. Davids kräftige Züge füllten die ganze Wand vor ihr. Seine Stimme dröhnte.
»Susan, ich muss dich unbedingt etwas fragen.« Die Klangfülle und die Lautstärke seiner Stimme brachten die Hektik in der Datenbank vorübergehend zum Erliegen. Die Leute ließen alles liegen und stehen und schauten auf den Bildschirm.
»Susan Fletcher«, dröhnte die Stimme, »willst du mich heiraten?« Es wurde still im Raum. Ein Clipboard samt einem Becher mit Bleistiften schepperte auf den Boden. Keiner machte Anstalten, die Bescherung aufzuheben. Nur das leise Surren der Lüfter in den Terminals und David Beckers vom Mikrofon aufgefangener regelmäßiger Atem waren zu hören.
»Dav. . . David«, stammelte Susan, die nicht merkte, dass siebenunddreißig Leute mit angehaltenem Atem hinter ihr standen und zuhörten.
»Das hast du mich doch schon einmal gefragt, vor fünf Monaten. Ich habe damals Ja gesagt, weißt du das denn nicht mehr?«
»Oh doch.« David Becker lächelte.
»Aber diesmal. . .« Er streckte die linke Hand der Kamera entgegen. Am Ringfinger schimmerte ein goldener Reif.
»Aber diesmal habe ich auch einen gravierten Ring!«
KAPITEL 116
Einen gravierten Ring? Mr Becker, bitte lesen Sie uns die Inschrift vor!«, verlangte Fontaine. Jabba saß vor seiner Tastatur und schwitzte.
»Ja«, bekräftigte er, »lesen Sie uns die vermaledeite Inschrift vor.« Susan Fletcher stand mit weichen Knien und glühenden Wangen dabei. Kein Mensch kümmerte sich mehr um die Arbeit. Alle starrten hinauf zu der riesigen Projektion von David Becker, der den Ring abgezogen hatte und zwischen den Fingern drehte, um die Gravierung zu lesen.
»Und lesen Sie bitte fehlerfrei«, sagte
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