Diabolus
ihn in Südamerika von den Problemen verständigt, worauf er seine Reise verkürzt hatte.
»Ihren neuerlichen Instruktionen gemäß sind wir an Hulohot drangeblieben«, übernahm Smith den Bericht.
»Das Leichenschauhaus hat ihn allerdings überhaupt nicht interessiert. Dafür hat er sich einem Zivilisten an die Fersen geheftet. Der Mann sah nach einem Privatmann aus, mit Jackett und Krawatte.«
»Ein Privatmann?« Fontaine wurde nachdenklich. Das hörte sich sehr nach Strathmore an - die NSA immer schön außen vor halten.
»Die zweite Schutzschale gibt auf!«, rief ein Techniker in den Raum.
»Wir brauchen diesen Gegenstand«, drängte Fontaine.
»Wo hält sich Hulohot derzeit auf?« Smith schaute unsicher über seine Schulter.
»Na ja. . . er ist hier bei uns, Sir.« Fontaine atmete auf. Das war die beste Nachricht des Tages.
»Und wo?« Smith griff nach dem Objektiv der Kamera und hantierte daran herum. Die Kamera machte einen Schwenk durch den Kastenwagen und blieb an zwei gegen die Rückwand gelehnten schlaffen Körpern hängen. Der eine war ein großer Kerl mit einer verbogenen Nickelbrille, der andere ein junger Mann mit dunklem Haarschopf und blutverschmiertem Hemd.
»Der Linke ist Hulohot«, erläuterte Smith.
»Hulohot ist tot?«, wunderte sich Fontaine.
»Jawohl, Sir.« Fontaine warf einen Blick auf das Schaubild mit den dünner werdenden Schutzschilden. Der Bericht über Hulohots Todesumstände mochte warten.
»Agent Smith, lassen Sie uns jetzt zu dem Gegenstand kommen. Ich brauche ihn«, sagte er mit Nachdruck. Smith sah ihn verlegen an.
»Sir, wir haben bislang noch keine Ahnung, worum es sich bei diesem Gegenstand überhaupt handelt. Diesbezüglich herrscht bei uns noch Aufklärungsbedarf.«
KAPITEL 114
Dann untersuchen Sie eben alles noch einmal!«, ordnete Fontaine an. Tief beunruhigt betrachtete Fontaine das verwaschene Bild der beiden Agenten, die im Hintergrund die zwei schlaffen Gestalten nach einem Gegenstand mit einer zufälligen Zeichenfolge aus Zahlen und Buchstaben durchsuchten. Jabba war blass geworden.
»Oh mein Gott, wenn sie den Code nicht finden, sind wir im Eimer!«
»Der zweite Schild ist weg!«, schrie eine Stimme.
»Der dritte Schutzschild liegt jetzt frei.« Eine neue Welle der Betriebsamkeit rauschte auf. Auf dem Bildschirm sah man den Agenten mit dem Bürstenhaarschnitt. Er hob entschuldigend die Arme.
»Sir, der Code kann nicht hier sein. Wir haben beide Männer sorgfältig durchsucht. Taschen, Kleidung, Brieftasche. Es war nichts zu finden. Hulohot führt einen Monocle-Computer mit sich, den wir ebenfalls überprüft haben. Er scheint damit aber nichts übertragen zu haben, was auch nur entfernt nach einem Zufallscode aussieht. Wir sind lediglich auf eine Liste seiner Auftragsmorde gestoßen.«
»Verdammt aber auch!«, zischte Fontaine. Seine stoische Fassade begann zu bröckeln.
»Der Kill-Code muss einfach bei Ihnen irgendwo sein! Weitersuchen!« Jabba hatte offenbar genug mitbekommen - Fontaine hatte hoch gepokert und verloren. Als Sys-Sec-Leiter übernahm er das Ruder seines Schiffs. Wie ein Sturm aus dem
Gebirge fuhr er von seinem Podium herunter und fiel Kommandos brüllend in die Armee seiner Techniker ein.
»Peripherieaggregate herunterfahren! Stilllegungsprozedur einleiten! Los, Beeilung!«
»Das schaffen wir nie!«, jammerte Soschi.
»Wir brauchen mindestens eine halbe Stunde. Wenn wir mit dem Herunterfahren fertig sind, ist es zu spät!« Jabba öffnete den Mund, um zu antworten, doch ein gequälter Aufschrei aus dem Hintergrund ließ ihn verstummen. Alles fuhr herum. Susan Fletcher, die zusammengekauert hinten auf dem Podium gehockt hatte, erhob sich bleich wie ein Gespenst und starrte gebannt auf die Standbild-Einstellung des gegen die Rückwand des Lieferwagens gelehnten David Becker.
»Ihr habt ihn umgebracht!«, stammelte sie.
»Ihr habt ihn umgebracht!« Fontaine begriff gar nichts mehr.
»Sie kennen diesen Mann?« Auf unsicheren Beinen wankte Susan vom Podium herab. Ein kleines Stück vor der Bildwand blieb sie stehen. Wie betäubt starrte sie fassungslos zu der riesigen Projektion hinauf und rief wieder und wieder den Namen des Mannes, den sie liebte.
»David, David!«
KAPITEL 115
In David Beckers Kopf herrschte absolute Leere. Du bist tot. Aber da war dieser ferne Klang, der Klang einer Stimme.
»David!« Das entsetzliche Brennen unter seinen
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