Diabolus
Ich würde Ihnen gern die Mühe ersparen, extra zur Polizei gehen zu müssen.« Der Anrufer zögerte.
»Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich einfach. . .«
»Lieber Freund, ich möchte Sie nur vor einer möglicherweise übereilten Entscheidung bewahren. Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber die Polizei von Sevilla ist nicht immer so tüchtig wie die Polizei bei Ihnen im Norden. Es kann Tage dauern, bis der Mann seinen Pass wiederbekommt. Wenn Sie mir den Namen des Verlierers nennen, kann ich vermutlich dafür sorgen, dass er seinen Pass sofort zurückbekommt.«
»Nun gut, es wird wohl nichts schaden. . .« Roldán hörte Papier rascheln, dann war der Anrufer wieder am Apparat.
»Es ist ein deutscher Name. Ich weiß nicht, wie man ihn ausspricht. . . Hoff. . . Hoffmann.« Der Name sagte Roldán nichts, aber er hatte Kunden aus der ganzen Welt, und kaum einer hinterließ bei ihm den richtigen Namen.
»Können Sie mir vielleicht sagen, wie der Mann auf seinem Passfoto aussieht? Das könnte mir vielleicht weiterhelfen.«
»Sein Gesicht ist. . . außerordentlich feist«, sagte die Stimme. Roldán wusste sofort Bescheid. Er erinnerte sich an den Fettsack nur zu gut, den Mann, um den sich Rocío kümmern sollte. Seltsam, dachte Roldán, zwei Anrufe hintereinander wegen dieses Deutschen.
»Der Señor heißt Hoffmann?« Roldán unterdrückte ein Kichern.
»Aber natürlich. Ich kenne den Herrn sehr gut. Wenn Sie mir den Pass vorbeibringen, werde ich dafür sorgen, dass er seine Papiere umgehend zurückbekommt.«
»Ich bin in der Innenstadt und habe kein Auto«, wehrte der Anrufer ab.
»Könnten Sie nicht herkommen?«
»Leider kann ich das Telefon nicht unbeaufsichtigt lassen«, wandte Roldán ein.
»Aber bis zu uns ist es wirklich nicht weit. Wenn Sie. . .«
»Bedauere, aber um Ihre Adresse zu suchen, fehlt mir die Zeit. Hier ist ganz in der Nähe ein Polizeirevier. Ich werde den Pass dort abgeben. Wenn Sie Señor Hoffmann sehen, können Sie ihm ja sagen, wo er seinen Pass abholen kann.«
»Nein, warten Sie«, schrie Roldán, »wir sollten die Polizei unbedingt aus dem Spiel lassen! Sie sind in der Innenstadt, sagen Sie? Kennen Sie das Hotel Alfonso XIII? Eines der besten Häuser unserer Stadt.«
»Ja, kenne ich. Es ist nicht weit von hier.«
»Wunderbar! Señor Hoffmann ist dort abgestiegen. Er müsste sich jetzt eigentlich im Hotel aufhalten.« Der Anrufer zögerte.
»Aha. Nun gut, dann muss ich mich wohl dort hinbemühen.«
»Ausgezeichnet! Señor Hoffmann wollte heute Abend im Hotelrestaurant mit einer unserer Gesellschafterinnen zu Abend speisen.« Vermutlich lag Hoffmann mit dem Mädchen schon im Bett, aber Roldán musste vorsichtig sein, um den spießigen Anrufer nicht zu verschrecken.
»Geben sie den Pass einfach bei Manuel ab. Das ist der Portier. Sagen Sie, ich hätte Sie geschickt. Er möchte den Pass Rocío geben. Rocío ist heute Abend Señor Hoffmanns Gesellschafterin. Sie wird dafür Sorge tragen, dass der Mann wieder in den Besitz seiner Papiere kommt. Sie können ja ein Kärtchen mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse dazulegen, dann kann Señor Hoffmann Ihnen ein kleines Dankeschön zukommen lassen.«
»Eine gute Idee. Das Alfonso XIII also? Ich werde den Pass sogleich dort abgeben. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe!« David Becker hängte ein. Na also, das Alfonso XIII. Er schmunzelte. Man muss nur die richtigen Fragen stellen. Als er ein paar Augenblicke später die Calle Delicias hinunterging, folgte ihm geräuschlos eine stumme Gestalt.
KAPITEL 29
Susan schaute durch die Glaswand von Node 3 in die verlassene Crypto-Kuppel hinaus. Der Zusammenstoß mit Hale ging ihr immer noch nach. Hale war wieder in seine Arbeit vertieft und hielt dankenswerterweise die Klappe. Wenn er nur endlich verduften würde! Sie überlegte, ob sie Strathmore anrufen sollte. Der Commander konnte Hale problemlos vor die Tür setzen - schließlich war Samstag. Aber ein Rauswurf würde Hale erst recht argwöhnisch werden lassen. Kaum draußen, würde er bestimmt sämtliche Kollegen anrufen und sich erkundigen, was ihrer Meinung nach los sein könnte. Susan entschloss sich, Hale in Ruhe zu lassen. In absehbarer Zeit würde er wohl von selbst wieder verschwinden. Ein nicht dechiffrierbarer Algorithmus. Susans Gedanken waren wieder bei Diabolus. Sie seufzte. Sie wollte einfach nicht glauben, dass es möglich sein sollte, einen solchen Algorithmus zu erzeugen -aber den Beweis, dass es doch
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