Diabolus
und ging zur Tür. Hale schien auf einmal unruhig zu werden. Susans merkwürdiges Verhalten musste ihm aufgefallen sein. Er sprang auf. Mit ein paar schnellen Schritten war er am Ausgang. Er verschränkte die Arme vor der Brust und verstellte Susan den Durchgang.
»Ich will wissen, was los ist«, verlangte er.
»Hier geht etwas vor. Was ist los?« Susan merkte, dass es langsam gefährlich wurde.
»Lass mich gefälligst durch«, sagte sie so ungerührt wie möglich.
»Nun sag schon«, drängte Hale.
»Strathmore hat Charturkian praktisch gefeuert, nur weil er seinen Job gemacht hat. Was läuft da im TRANSLTR? Wir haben keine Diagnoseprogramme, die achtzehn Stunden lang laufen. Du weißt selbst, dass das völliger Blödsinn ist. Nun sag schon, was ist los?« Susans Augen wurden eng. Du weißt ganz genau, was los ist!
»Lass mich vorbei, Greg. Ich muss mal zur Toilette.« Hale grinste. Er ließ sich viel Zeit, bis er endlich ein kleines Stück beiseite trat.
»Nichts für ungut, Sue. Ich mag dich eben.« Susan drängte sich an Hale vorbei zur Tür hinaus. Noch durch das Spiegelglas hindurch spürte sie seinen bohrenden Blick in ihrem Rücken. Zögernd trottete sie zur Toilette. Hale sollte keinen Verdacht schöpfen. Dieser Umweg musste vor dem Gang zum Commander eben sein.
KAPITEL 43
Der forsche Mittvierziger Chad Brinkerhoff war gut in Form, gut gekleidet und gut informiert. Nicht der Anflug eines Fältchens verunzierte seine wohlgebräunte Haut und seinen leichten Sommeranzug. Sein Haar war dicht, sandfarben und vor allem sein eigenes. Seine Augen glänzten in einem strahlenden Blau, was er nicht zuletzt farbigen Kontaktlinsen verdankte. Bei Betrachtung seines holzgetäfelten Büros musste er sich eingestehen, dass er es bei der NSA nicht mehr weiter bringen konnte. Er saß im neunten Stock, der Mahagoni-Etage. Büro 9 A 197. Das Chefbüro. Es war Samstagabend. In der Mahagoni-Etage war praktisch keiner mehr da. Die Riege der leitenden Beamten war komplett ausgeflogen und trieb, was einflussreiche Männer am Wochenende eben so trieben. Chad Brinkerhoff hatte immer davon geträumt, in dieser Behörde eines Tages auf einem »richtigen« Posten zu landen, aber irgendwie hatte er es nur zum »persönlichen Referenten« gebracht - das offizielle Abstellgleis für die Verlierer im politischen Ämterschacher. Er arbeitete zwar Seite an Seite mit dem mächtigsten Mann des amerikanischen Geheimdienstes, aber das war auch kein Trost für Brinkerhoff, der mit Auszeichnung von einer prominenten Universität abgegangen war. Da saß er nun - ein Mann in den besten Jahren, aber ohne wirklichen Einfluss, ohne wirkliche Macht, und verbrachte seine Tage damit, einem anderen den Terminkalender zu führen. Der Job als persönlicher Referent des Chefs war für Brinkerhoff natürlich mit bestimmten Annehmlichkeiten verbunden: ein schönes Büro auf der Chefetage, ungehinderten Zugang zu allen Abteilungen der NSA und ein gewisses Flair, das von dem noblen Umfeld auf ihn abfärbte. Er war der Laufbursche der Mächtigen. Brinkerhoff wusste tief in seinem Inneren, dass er der geborene Referent war - aufgeweckt genug, um Notizen aufzunehmen, attraktiv genug, um Pressekonferenzen zu geben, und faul genug, um es dabei zu belassen. Der Glockenschlag seiner Kaminsims-Uhr akzentuierte das Ende eines weiteren Tages seiner unbefriedigenden Existenz. Mist, dachte er, fünf Uhr nachmittags an einem Samstag. Wozu sitzt du überhaupt noch hier herum?
»Chad?« Eine Frau stand in seiner Bürotür. Brinkerhoff hob den Blick. Es war Midge Milken, Leland Fontaines Analystin für behördeninterne Sicherheit. Sie war über fünfzig, etwas vollschlank und - sehr zu Brinkerhoffs Überraschung -durchaus attraktiv. Die einem Flirt durchaus nicht abgeneigte Analystin, die drei Ehen hinter sich hatte, bewegte sich mit kerniger Autorität durch die Chefbüros. Sie war hochintelligent, intuitiv begabt, bewältigte ein übermenschliches Arbeitspensum und kannte die Feinheiten des inneren Gefüges der NSA angeblich besser als der liebe Gott persönlich. Verdammt, dachte Brinkerhoff und beäugte die Frau in ihrem fließenden steingrauen Kaschmir-Strickkleid mit dem V-Ausschnitt, entweder wirst du älter, oder sie wird laufend jünger.
»Die Berichte von dieser Woche.« Midge wedelte lächelnd mit einem Packen Papier.
»Sieh dir die Werte mal an.« Brinkerhoff betrachtete anerkennend Midges Figur.
»Die Werte stimmen, das
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