Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
abzuwenden, das sie bei sich trug, schlängelte sie sich durch die Büsche auf der gegenüberliegenden Seite des Charidan und trat auf den Flußpfad hinaus.
    Sobald sie tief genug im Schatten war, warf sie die Kapuze zurück und ließ die Flußbrisen in ihrem feuchten, verschwitzten Haar spielen.
    Schmetterlinge tanzten in der kühlen Luft, die sie wie Seide umfloß.
    Unter dem besänftigenden Einfluß der Schönheit und des Friedens des Nachmittags löste sich der harte Klumpen des Grolls, der in ihrer Körpermitte brannte.
    Sie schlenderte den Pfad entlang und genoß die Wohlgerüche und Geräusche, die vom sanften Wind herangetragen wurden. Ein flacher Fels ragte in den Fluß hinaus und ließ das Wasser weiß um sich herumtanzen. Sie glitt auf den kühlen Granit, kniete sich nieder, so daß ihre Fingerspitzen nur wenige Zoll über den spritzenden Tropfen eiskalten Wassers ruhten. Für einen kurzen Moment füllte eine fast unerträgliche Traurigkeit ihre Augen mit Tränen. Der Gedanke, dieses Tal zu verlassen, diesen Ort, der ihr ganzes Leben ausgemacht hatte, riß und zerrte an ihrem Herzen. Sie tauchte ihre Fingerspitzen ins Wasser und schleuderte ein paar Tropfen in die Luft. „Verdammt, ich will nicht weinen.” Sie schöpfte eine doppelte Handbreit Wasser auf und spritzte es sich ins Gesicht.
    Dann sprang sie wieder auf die Füße und ging weiter, in unglückliche Gedanken versunken. Sie fühlte sich ruhelos, unbehaglich, ihr Körper bildete das Zentrum eines chaotischen Strudels von Gefühlen, der Bedauern und Vorfreude, Ärger und Erregung umfaßte und, vor allem, einen tiefen, anhaltenden Schmerz, der jedesmal schlimmer wurde, wenn sie daran dachte, ihren zärtlichen, warmherzigen und tiefsinnigen Traumsänger zu verlassen.
    Eine niedere Steinmauer füllte einen ausgewaschenen Abschnitt des Flußufers aus. Aleytys sank auf die Knie und ließ - die Ellenbogen auf die Mauer gestützt - ihren schmerzenden Kopf auf den Händen ruhen. Ein alter Horan warf dichten Schatten, und so ließ sie die Kapuze auf ihrem Rücken; ihre Haare wehten um ihr Gesicht. Die ruhige Musik des Wassers besänftigte langsam ihr aufgewühltes Gemüt und beruhigte das pochende Herz, bis ihr Körper entspannt und aufnahmefähig war. Sie beugte sich weiter vor, bis sie halb auf dem Stein lag und ins Wasser hinuntersehen konnte.
    Wasser - grüne, veränderliche Schatten, blubbernder, wölken weißer Schaum, flüchtige Feuerschimmer von Horli. die über die Oberfläche glitten, kühle, grüne Tiefen, die zu saphirblauen Punkten emporschössen. Und wieder hinunter. Geist… Verstand … Seele .
    . . Alles löste sich auf, trieb dahin, hinaus … hinaus … wie Nebel zu verstehen … bewahren … Ich/Nicht-Ich … eins … nicht- eins
    … nichtgleich … eins … eins … Zeit… Zeit, die sich ausdehnte, bis die Zeit keine Bedeutung mehr hatte … Ich, treibend …
    Empor, wie ein Blatt auf den Flügeln der Luft… ich war/war-nicht .
    . . Aleytys … Fisch … Schnapper … Mavu-fiq … Jehma …
    Mikhmikh … Insektenfischtierpflanze … Alles … Bewußtsein …
    Auf den Schwingen der Luft schwebte es hinunter … Ich-zu-Aleytys … Und sie war sich eines reich gemusterten Gobelins von Leben um und unter sich bewußt. Sie sah mit ihren eigenen Augen, aber dieses Mal brach die Verbindung nicht ab. Fäden, so zahllos wie die Sterne, die den Nachthimmel bestäubten, wanden sich heraus, von ihr fort, drehten sich zu dem Leben hin, zu geteiltem und bewahrtem Leben. Aleytys erhob sich sehr vorsichtig, strahlend vor atemlosem Staunen. Langsam, sehr langsam, wandte sie ihren Kopf, während die Freude über die erregende Vitalität, die das weite Netz des Lebens ausmachte, das vom Boden bis zum Himmel ausgestreckt war, in ihr schäumte.
    Dann berührte sie etwas, das dem Netz fremd war. Wie eine springende Feuerzunge leuchtete es, ein blaßgelbes Tigerauge, unter den wilden Rubinen und kühlen Smaragden der anderen Leben.
    Wärme schoß aus ihr hervor, um das andere zu umhüllen. Sie hob ihre Abba an und rannte den Pfad entlang.
    Unmittelbar unterhalb des Wasserfalls sah sie ihn … Einen Mann von der Karawane. Er saß auf der Bank, die Augen geschlossen, den Kopf nach hinten, an die glatte Rinde eines jungen Horan gelehnt.
    Seine Augen öffneten sich - rund, schwarz, träumerisch. Er lächelte sie an.
    Ein fast hörbares Klicken in ihrem Kopf signalisierte das Ende ihres Einsseins mit dem Universum, aber Neugier dämpfte den abrupten Verlust,

Weitere Kostenlose Bücher