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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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über die Schwellung ihres Bauches gleiten. „Schlaf ein wenig. Morgen werden wir sehen, was mit Raqat zu tun ist.“
    Als sie ihre Augen schloß, kroch er rücklings aus dem Zelt und stand auf. Die Nacht war dunkel und stürmisch, obwohl sich der Wind ein wenig gelegt hatte. Einige dicke Regentropfen klatschten in sein Gesicht und auf seine Schultern.
    Er sah sich um, dann glitt er durch das schlafende Lager zu seinem Chon hinüber.
     
    Horli stieg über den Rand der Welt, färbte den Tag rot, ließ lange, scharlachrot getönte Schatten über das sonnengetrocknete Gras huschen. Aleytys stieß ihren mit einem Handtuch umwickelten Kopf ins Freie und starrte umher. Mit einem müden Stöhnen kroch sie aus dem Eingang und stand auf; das Handtuch nahm sie in die Hand. „Ein weiterer Tag.“ Sie knurrte und legte ihre Hand auf den Bauch. „Hat mich getreten, die kleine Range.“ Für einen Moment glücklich, tanzte sie zum Fluß hinunter, um ihr Bad zu nehmen, genoß den strahlenden, kühlen Morgen und den warmen Glanz, den ihr lebhaftes Baby in ihrem Körper verbreitete, am meisten jedoch den Überfluß an Wasser, der ihr zum ersten Mal seit einem Monat zu baden erlaubte.
    Fröhlich pfeifend, schrubbte sie sich sauber, dann plantschte sie ans Ufer, um sich mit dem Handtuch trockenzureiben. Sie nahm ihr nasses, wirres Haar zusammen und band es mit einem Riemen nach hinten, damit es nicht mehr in ihr Gesicht flutete. Während sie Tunika und Hose anzog, blickte sie finster zum Lager zurück, das durch den dichten Wuchs von Bäumen und Büschen verborgen war. Sie legte ihre Hand auf ihre Seite. „Sie baden nie, Vajdson; fast scheint es, als würden sie sich vor Flüssen fürchten. Komisch, trotzdem sind die Shemqyatwe immer sauber. Ahi, Kleines, ich kann mich nicht beklagen, so bleibt der Fluß mir überlassen.“ Sie warf sich das Handtuch über die Schulter und ging in Richtung des Lagers zurück. Im Schatten unter den Bäumen drehte sie sich um und sah flußaufwärts, dann flußabwärts; sie zögerte, hatte Angst vor dem, was sie im Chon der Shemqyatwe erwartete. Dann sah sie Raqat.
    „Raqat?“ Aleytys keuchte und lief zu dem Mädchen hin, das auf einem Felsen im vollen Licht der aufgehenden Sonne saß, der Körper unnatürlich bewegungslos. Aleytys hielt stolpernd an. „Raqat?“
    Es kam keine Antwort, also kletterte Aleytys vorsichtig über den Steinhaufen, um sich zu dem sitzenden Mädchen hinaufzuarbeiten; ihr dicker werdender Körper machte sie ein wenig unbeholfen. „Raqat“, rief sie eindringlich, während sie weiterhastete. „Ich hege keinen Groll. Letzte Nacht, das war nicht dein Fehler. Das weiß ich. Komm ins Lager zurück. Dies ist nicht nötig.“
    Raqat saß ganz still, die Hände auf den Knien, die Füße flach auf den Boden gestellt. Aleytys schob sich näher. „Raqat?“
    Noch immer kam keine Antwort. Aleytys fühlte, wie die Zufriedenheit des Morgens dahinschwand. Sie balancierte über die Felsen, arbeitete sich nahe genug heran, um die schweigende Gestalt berühren zu können. Sie streckte ihre Hand aus, dann zog sie sie zurück.
    Erstarrt stand sie neben Raqat, und der murmelnde Fluß besänftigte ihren Schmerz mit seinem flüssigen Säuseln und den sich grün auf grün verändernden, bewegenden Schatten. Einen Moment lang war sie wieder im Raqsidan, träumte in das tanzende Wasser, dann blinzelte sie und lächelte traurig. „Wie lange ist das schon her?“ Sie seufzte. „Ich wünschte, ich hätte diese Unschuld wieder.“
    Seufzend, die wächserne Beschaffenheit von Raqats Haut ließ sie frösteln, nahm sie den Arm der Shemqya und zog sie auf die Füße.
    Während des ganzen Tages schlugen die Männer Holz und errichteten damit einen Scheiterhaufen; kreuz und quer legten sie die Stämme, bis der Haufen mannshoch war. Im Lager verrichteten die Frauen in unbehaglichem Schweigen ihre täglichen Arbeiten.
    Die Shemqyatwe wuschen Raqats widerstandslosen Körper und massierten noch einmal ihre besonderen Öle ein. Dann banden sie ihr Haar auf und kämmten es sorgfältig und breiteten die lockigen Strähnen ordentlich über ihre Schultern aus. Sie zogen ihr ein langes, besticktes Kleid über; Horlis Rand versank gerade hinter dem Horizont. Das Kleid war ärmellos, mit komplizierten Stickereieinsätzen, Linien, die sich zu unklaren Diagrammen und Medaillons wanden. Um ihren Kopf befestigten sie einen Streifen schweren Tuchs; es war mit den gleichen Mustern bestickt.
    Khateyat erhob sich.

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