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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verbracht hatte. Darunter fielen die Flanken des Hügels auf allen Seiten ab, ein Grasteppich, mit kleinen sternförmigen Blumen gesprenkelt, fröhlich in ihrem Dutzend leuchtender Farben. Ein Kiesweg wand sich den Hügel hinunter, und von den Kieselsteinen glitzerten blaue, grüne, gelbe und rote Funken herauf. Aleytys’ körperloses Bewußtsein fand die Farben seltsam; Resultat des ungewohnten gelben Sonnenlichts. Die leichten Verschiebungen im Ton machten sie anfangs benommen.
    Kaum merklich veränderte sich der Ausblick. Sie sah zum Fuß des Hügels hinunter, wo eine mit Blumen geschmückte Prozession in fließender Anmut den Weg entlangschritt; ein nasales, hohes, monotones Lied wurde gesungen. Die Männer waren mit etwa zwei Zoll langen, seidigen Fellen bekleidet, die in den verschiedensten Braun-Schattierungen schimmerten, Schattierungen, die von einem kräftigen Gold bis hin zu Kaffeeschwarz reichten. Die Frauen waren heller gekleidet: creme- bis bernsteinfarben. Beide Geschlechter hatten kleine, runde Schädel mit beweglichen, spitzen Ohren. Jede Frau trug einen wehenden Schleier, der von ihrer rechten Schulter über ihr oberes Brustpaar und unter ihrem linken Arm verlief. Die Männer trugen nichts außer diesem wunderbaren Fell.
    Als körperloser Punkt knapp vier Manneshöhen über dem Hügelhang schwebend, beobachtete Aleytys die Prozession mit starkem Interesse. Sie zählte sieben männliche und drei weibliche Personen. Als sie den Abhang hinaufschritten, kühlte jedoch eine zitternde Vorahnung ihr Vergnügen an den fremdartigen Wesen ab. Sie konzentrierte sich wieder auf das obszöne Ding, das sich auf dem Hügel gegen den Boden schmiegte. Wie können sie nur? dachte sie. Und fühlte ein immaterielles Schaudern.
    Die zuvorderst gehenden Männer stoppten und knieten nieder. Ein weiterer, der einen blumenumwickelten Stab hielt, blieb abseits stehen; die beiden anderen ergriffen die Arme der ersten Frau. Ihre Augen waren erstarrt, trübe, sie schien sich dessen, was hier geschah, nicht bewußt zu sein. Er hob sie hoch. Der Klumpen bildete ein Maul; mit lauten, nassen, schmatzenden Geräuschen öffnete er sich. Aleytys erstarrte wie ohnmächtig, sah schreckerfüllt zu.
    Die Männer schwangen die Frau zurück, dann vor – schleuderten sie in das weit offen gähnende Maul.
    Aleytys schrie in einem langen, endlosen, stummen Heulen und wirbelte und fiel in die Finsternis hinunter.
    Ein Mann saß im Licht der untergehenden Sonnen. Hesh stand südlich von Horli, so daß Aleytys wußte, daß es eine andere Zeit war, nicht der heutige Tag … Er ließ seine Finger sanft über die abgenutzte Barbat gleiten. Schwach wehte der Klang zu ihr heran, wie von weit her, weit weg, und die dahinrieselnden Töne mischten sich mit dem Flüstern des Wassers, das an seinen Füßen vorbeisprudelte. Aleytys zwang sich näher heran, dann keuchte sie vor lauter Freude. „Vajd“, flüsterte sie in die Dunkelheit. Mit warmer Zuneigung stellte sie fest, daß er sich einen anderen Baum erwählt hatte, um in dessen Schatten am fließenden Wasser eines Flusses zu sitzen. Sie ließ ihre Blicke über ihn gleiten, Glück brannte heiß in ihr, dann sah sie die vernarbten, leeren Augen, und hätte sie körperliche Augen besessen, so hätte sie geweint.
    Eine Frau kam zwischen den Ranshani-Büschen hervor, die den Pfad am Flußufer säumten. Zavar. Aleytys lächelte oder besser: Sie fühlte jene Wärme, die ein körperliches Lächeln in ihr erweckt hätte. Vari. Sie sah zufrieden, sogar richtig glücklich aus. Ihr kleines, spitzes Gesicht zeigte eine neue Reife, und der Windhauch, der gegen ihre Abba drängte, umriß eine weit fortgeschrittene Schwangerschaft. Die Hitzigkeit, an die sich Aleytys erinnerte, schien sich gelegt zu haben, doch die Aura, die sie umgab, strahlte immer noch dieselbe Sanftheit aus. In der schwebenden Finsternis – ein Punkt Bewußtsein mit faserigen, unsichtbaren, hinaustastenden Empfindungen – verspürte Aleytys ein eigenartiges, Ungewisses Gemisch aus Eifersucht und Zuneigung, aus Neid und Liebe.
    Zavar trug einen Krug mit dampfendem Chahi. Sie kniete neben Vajd nieder und drückte ihm den Krug in die Hand. Lange Zeit saßen sie da; gegen den alten Horan zurückgelehnt: Vajd schlürfte die heiße Flüssigkeit, und Zavar ruhte in kameradschaftlichem Schweigen neben ihm. Die Schatten wurden länger und verschmolzen schließlich miteinander, als nur noch Horlis oberster Rand über dem Horizont glühte; ein

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