Diadem von den Sternen
strahlender Rubin am Finger der Welt. Dann war auch er verschwunden. Und Aleytys wirbelte herum, weiter, tiefer, immer schneller in die konturenlose Finsternis hinein.
In einem Arpeggio der Freude plätscherte Lachen auf. Leuchtende Scheiben glitten über einen grünlichen Himmel. Seltsame Gesichter – riesige, jadegrüne Augen, winzige Münder, flauschige, grünliche Federkämme; dreifingrige Hände, die in Dolchkrallen endeten; männlich-weiblich … Sie spielten am Himmel Fangen, ihre Bäuche flach auf die flitzenden Scheiben gepreßt, die in einem komplizierten Tanz kreisten … Lachend, schreiend, lachend …
Welten drehten sich wie bunte Murmeln unter ihren Augen.
Ein poliertes Silberstäubchen flitzte durch die einsame Finsternis und an brodelnden, brennenden Sonnen vorbei. Drei Wesen wirbelten durch einen metallenen Raum. Jedes dieser Wesen hatte sechs Anhängsel, vielgliedrig, mit zottigem, grobem, schwarzem Haar, die an dem blassen Fleisch zuckend vor- und zurückschwangen, klauenbewehrte Hände, zwei Finger und einen entgegenstellbaren Daumen, große, gelbe Augen mit Schlitzpupillen, flache Nasen mit weiten, schmalen, waagerecht gestellten Nüstern, weitgeschwungene Oberlippen. Der Mund war ein breiter Spalt, und darin – eine Eigenart, die sie beruhigend fand – vollkommen normale Zähne. Normalerweise hätte ein solcher Mund zuallermindest gifttriefende Reißzähne aufweisen müssen. Fühler pendelten über Troddeln aus orangefarbenem Flaum. Alle drei waren von einer Aura aus Entschlossenheit, Tüchtigkeit, Leidenschaft umhüllt. Aleytys beobachtete fasziniert, wie sie sich in Erfüllung ihrer unverständlichen Aufgaben umherbewegten.
Farbige Lichter flackerten auf Wänden und schrägen Tafeln, die von beweglichen Dingen und Knöpfen und Schaltern und Skalen und Hebel- und Schieberreihen bedeckt waren; und alle waren sie ihr rätselhaft. Aber die Krallenhände glitten mit geübter Leichtigkeit darüber, berührten hier einen Schalter, da eine Taste, und ihre Augen beobachteten aufmerksam. Ein großes, leeres Etwas, das an ein rechteckiges, blindes Auge erinnerte – glasig, milchig, weiß –, leuchtete unvermittelt auf. Eine schwarze Fläche, mit silbernen Flecken übersät, floß über das Rechteck, dann füllte es eine in Grün, Weiß und Blau gesprenkelte Kugel aus. Verwundert beobachtete Aleytys. Die Kugel hing da, drehte sich langsam, so daß sich die blauen und grünen Flächen veränderten. Wie Wasser trieben die weißen Streifen dahin. Plötzlich wußte sie, daß es Wolken waren. Wolken! Das ist keine Kugel, dachte sie aufgeregt. Das ist eine Welt. Eine Welt, die da oben hing? Oder da unten? Unwichtig. So sieht eine Welt aus großer Höhe gesehen aus, dachte sie. Jaydugar? Mutter hätte sie so sehen können. Aber wer sind diese Wesen? Und – wann geschieht dies? Wieder …
Wieder stürzte sie durch flackernde Bilder davon.
Das Gesicht einer Frau wandte sich ihr zu. Ihre Augen waren vor Überraschung geweitet. Ein spitzes, schmales Gesicht, lange, schmale Grünsteinaugen, helle, durchscheinende Haut, die über den Wangen zu einem blassen Rosa anlief; der breite, bewegliche Mund war sanft zu einem glücklichen Lächeln geschwungen, schwache Spuren von Lachfältchen, die in ihren Augenwinkeln nisteten … Ein vertrautes, zugleich aber seltsam fremdes Gesicht, als sähe sie es in einer anderen Art von Licht. Aleytys starrte verbissen hin. Plötzlich wandte sich die Frau ab, da ein großer Mann unter einem bogenförmigen Eingang hinter ihr stand, dessen strahlend grüne Augen ebenso wie das flammende Haar das ihre wiedergaben. Er lächelte und streckte eine Hand aus. „Shareem.“ Seine Stimme hallte in Aleytys’ Ohren, tief, melodisch. „Mutter“, keuchte sie. Meine Mutter …
Wirbelnde Finsternis. Gesichter trieben in der Dunkelheit hoch, glitten an ihr vorbei: menschlich, menschenähnlich, insektoid, bovoid … Gesichter, die von der menschlichen Art gewaltig abwichen, Gesichter, die kaum mehr als Gesichter zu erkennen waren … Unablässig wirbelten sie um sie herum … Schneller und schneller … Und saugten sie auf …
Aleytys öffnete ihre Augen und streckte ihre verkrampften Glieder. Sie drehte den Kopf und sah in Khateyats besorgtes Gesicht. Nervös befreite sie ihre Hände und stieß sich von dem Felsen hoch. Als sie stand, taumelte sie; Khateyat fing sie auf, stützte sie, wartete, bis sie einigermaßen sicher stand.
„Ahai, Ay-mi“, flüsterte sie. „Was für eine …
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