Diadem von den Sternen
was für eine Erfahrung!“ Sie berührte das Diadem. „Es scheint sich von selbst desaktiviert zu haben.“ Ein seltsames Gefühl in der Luft veranlaßte sie, ihre Blicke über die Gesichter der Nomadenfrauen gleiten zu lassen. Die Shemqyatwe waren außer Reichweite zurückgewichen; nur Khateyat war bei ihr geblieben. Ihre Gesichter zeigten einen seltsamen Ausdruck.
„Was ist los?“ fragte sie.
Khateyat sagte gedehnt: „Was ist mit dir passiert, Sezet Ayeh?“
Argwöhnisch verengten sich Aleytys’ Augen. „Wieso sprichst du die Bergsprache plötzlich so gut?“
Im schnellen Aufblitzen eines Lächelns streckte Khateyat ihre Hand aus und berührte Aleytys an der Schulter. „Wir haben uns nicht verändert, Tochter. Hör dich selbst an. Du sprichst das. Medwey.“
„Ahai!“ Sie stieß ein verblüfftes, kleines Lachen aus und berührte wieder ihren Kopf. „Es muß schlagartig einige Gaben meiner Mutter erweckt haben.“ Ihre Augen funkelten in dem schmalen, bernsteinbraunen Gesicht. Sie strich über die Blüten des Diadems, lächelte, als ein kleiner Schauer klarer, reiner Töne zu ihr sang. „Was bewirkt dieses Ding sonst noch?“
Khateyat schüttelte ihren Kopf. „Wir wollten es nicht wissen, und so haben wir nicht gefragt.“ Sie blickte rasch zu Raqat hinüber, dann wieder weg; unglücklich verzog sich ihr Mund. „Es besaß Macht.“ Fest schloß sie ihren Mund.
Aleytys seufzte. Mit einer Grimasse des Abscheus, sah sie auf ihre fleckigen, schmutzigen Hände hinunter, dann sagte sie forsch: „Habt ihr Seife und ein Handtuch, die ich mir leihen kann? Ich brauche ein Bad.“
Khateyat lachte, und der Klang ihrer Stimme löste die Spannung, die sich in die Luft gewoben hatte. „Komm, Tochter, wir haben Essen und frische Kleider für dich.“ Sie schnippte N’frat herbei.
Die junge Hexe sprang auf und eilte zu ihrem Reittier. Hinter dem gepolsterten Leder, das als Sattel diente, lag ein dickes Bündel; sie nahm es an sich und kehrte zum Flußufer zurück. Dann löste sie die Riemen, breitete das Leder aus und häufte Stiefel, Hosen, eine Tunika, ein Kopftuch, Schnüre, Handschuhe und einfache Unterwäsche heraus. Schließlich nahm sie ein weiches, dünnliches Stoff-Rechteck und ein Stück Seife; beides reichte sie Aleytys.
Aleytys grinste. „Ich bin nicht sicher, ob ich dies hier …“ – sie hielt die Seife hoch – „… nicht mehr schätze als das Diadem.“
Khateyat kicherte. „Während du badest, Tochter, werden wir das Essen bereiten. Ich zweifle nicht daran, daß du dies ebenso willkommen heißen wirst, wenn du erst einmal frisch und sauber bist.“
Aleytys’ Körper schmerzte; sie war müde. Noch vor weniger als einer Stunde hatte sie sich in ihr Schicksal ergeben; hatte geduldig auf Tarnsian gewartet, entschlossen, alles zu erdulden, egal was er mit ihr zu tun im Sinn haben mochte. Jetzt, mit dem unerwarteten Auftauchen eines Hoffnungsschimmers, veränderte sich ihr Empfinden unvorhersehbar. Sie atmete tief ein und rieb sich über die Augen. „Zuerst ein Bad. Ay-mi, ich brauche es unbedingt.“
Sie zog das Band auf, das den Blusenkragen zusammenhielt, rutschte vom Felsen, landete knöcheltief im kalten Wasser; unter ihren Füßen war Sand. Dann zog sie das zerrissene, schmutzige Kleidungsstück über ihren Kopf, warf es ins Wasser, lachte, als es langsam flußabwärts davontrieb. Unvermittelt wurde sie ernst und wandte sich zu Khateyat um. „Ich habe ihn jetzt eine ganze Weile nicht mehr gespürt, aber er wird nicht aufgeben. Er kann jederzeit wieder zuschlagen.“
„Ein Mann.“ Khateyat lächelte beschwichtigend.
„Er ist wahnsinnig. Und mächtig. Wenn er nahe genug ist, dann wird es viel schlimmer sein.“
„Mach dir keine Sorgen, Tochter. Du bist jetzt nicht mehr allein.“ Khateyats Lächeln verbreiterte sich zu einem stummen Kichern. „Nimm dein Bad, meine Liebe. Bitte.“
Aleytys stieß einen herzhaften Freudenlaut aus und platschte im Wasser herum. Sie knöpfte die Hose auf, schleuderte sie mit den Füßen von sich und ließ sie hinter der Bluse hertreiben, dann strich sie über ihren Bauch, wo sich schwach ihre Schwangerschaft zeigte. „Vajdson“, flüsterte sie. „Wir haben es geschafft, ich glaube, wir haben es wirklich geschafft.“
Fröhlich summend hob sie die Seife hoch und begann, ihre Arme einzuseifen.
Khateyats Stimme platzte förmlich in ihr glückliches Abgelenktsein. „Hast du nicht etwas vergessen, Tochter?“ Als sich Aleytys mit einem
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