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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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arbeiten.«
    »Soll ich mich dadurch jetzt besser fühlen?«
    »Nein.« Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, dann brachte er mich zur Tür.
    Ich stand allein in dem kurzen Korridor. Das war ja mal nichts. In der Schlafklinik hatte ich wahrscheinlich noch vierundzwanzig Stunden Schonfrist – so lange würden sie brauchen, um einen Ersatz für mich zu finden –, außerdem hatte ich meinen Job heute noch nicht bei den Stellenanzeigen gesehen. Und sie konnten schließlich nicht wissen, dass ich mich anderweitig umsah. Falls sich nichts weiter ergab, würde ich heute Abend dort anrufen müssen. Angestrengt versuchte ich, eine gewisse Begeisterung dafür aufzubringen, wieder in die Schlafklinik zu gehen, aber da war nichts.
    Als ich in den Wartebereich zurückkehrte, öffnete sich gerade die Eingangstür. Zwei Männer stürmten herein, einer stützte den anderen, der kaum aufrecht stehen konnte und stark blutete. Die wartende Mutter kreischte, während ihre Tochter die Männer unschuldig anstarrte. Die alte Frau mit dem Rosenkranz betete lauthals.
    »¡Médico!«, schrie der Aufrechte und zerrte seinen blutenden Begleiter einen Schritt weiter.
    Hinter dem Plastikfenster zu meiner Rechten waren die Rezeptionisten davongestürzt wie aufgescheuchte Kaninchen. Hoffentlich sagten sie jemandem Bescheid, dass hier draußen ein blutender Mann stand.
    Der stehende Mann streckte die Hand aus, und erst jetzt erkannte ich, dass er eine Waffe hielt. Sofort hob ich die Hände. »¿Quién eres tú?«, fragte er mich.
    Ich hatte zwar keine Ahnung, was genau er wissen wollte, aber die Waffe überwand spielend jede Sprachbarriere. »La enfermera«, antwortete ich. Wenigstens kannte ich das spanische Wort für Krankenschwester. Ganz langsam öffnete ich meine Handtasche und nahm ein paar Einweghandschuhe heraus. »Ich werde mir Ihren Freund ansehen.«
    Da sich bisher noch kein richtiger Klinikangestellter gezeigt hatte, grunzte der Kerl mit der Waffe zustimmend. Vorsichtig schob ich mich an den Blutenden heran. Er hatte eine Schusswunde im Oberarm. Während die beiden Männer auf mich konzentriert waren und die Waffe in meine Richtung zeigte, schlichen sich die anderen Patienten davon, wobei sie vorsichtig über die Blutspur hinwegstiegen, die das Schussopfer hinterlassen hatte.
    »Das wird ziemlich wehtun, Sie sollten sich besser hinsetzen. Wie lange ist die Verletzung her? Und wie viel Blut hat er verloren?« Ich stellte eine Frage nach der anderen, um die beiden von der Massenflucht an der Tür abzulenken. Nachdem ich mir den Rest seines Körpers angesehen hatte, tastete ich den Verwundeten mit beiden Händen ab. Zum Glück trug ich Handschuhe, denn auf dem Weg hierher hatte er sich überall mit Blut beschmiert. Es konnte leicht sein, dass er noch eine zweite, schlimmere Schussverletzung hatte, die nur nicht zu sehen war. Als ich nichts weiter fand, drückte ich mit einem Finger auf die Haut in der Nähe der Wunde. Der Mann schrie auf.
    »Bete für mich, Großmutter«, flehte er die alte Frau an, die noch immer hinter uns saß. Sie war die Einzige, die im Warteraum geblieben war.
    Die Großmutter schnaubte hörbar. »Eher würde ich sterben, als für dich zu beten!«
    Plötzlich fiel mit einem Knall die Tür hinter mir ins Schloss. »Verdammt noch mal, ich habe euch doch gesagt, ihr sollt vorher anrufen. Wozu habt ihr denn unsere Nummer?« Dr. Tovar tauchte neben mir auf. Mit einem flüchtigen Blick zu mir sagte er: »Gehen Sie nach Hause, sofort.«
    Das hier waren nicht mein Krieg, nicht meine Klinik, nicht meine Leute. Aber ich war nun einmal hier, und an meinen Händen klebte das Blut eines Verletzten.
    »Das ist mein Ernst! Verschwinden Sie!«, brüllte Dr. Tovar mich an.
    »Ich bin nicht irgendein Hund, den Sie verscheuchen können!«, schrie ich zurück. Er klappte den Mund zu und starrte mich finster an, doch dann wandte er sich lieber unserem Patienten zu, statt diesen Kampf weiter auszufechten.
    Die Tür nach draußen öffnete sich wieder, und ich drehte mich so, dass ich sie sehen konnte. Im Türrahmen standen zwei Männer, die von hinten so von der Sonne angestrahlt wurden, dass man sie nicht erkennen konnte. Beide hatten Knarren in der Hand. Der Freund unseres Patienten ließ den Verletzten los und richtete seine Waffe auf die Neuankömmlinge.
    »Nicht hier drin!«, brüllte Dr. Tovar. Unbeeindruckt starrten sich die drei über unsere Köpfe hinweg an. Schnell richtete ich den Blick auf den Boden, weil ich die

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