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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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gleiche Farbe wie der Inhalt. Vorsichtig schwenkte ich das Röhrchen hin und her. Sah aus wie Blut.
    »Was machst du da?« Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ prompt das Probenröhrchen fallen. Catrina stand hinter mir.
    »Nichts«, erwiderte ich instinktiv – obwohl es natürlich gelogen war. Hastig hob ich das Plastikröhrchen auf und streckte es ihr entgegen. »Wofür sind die denn?« Keine der Proben war etikettiert.
    »Geht dich nichts an.« Sie nahm mir das Ding aus der Hand und quetschte sich neben mich, um es in den Kühlschrank zurückzustellen. Ich ging ihr aus dem Weg, während sie den Schrank zuknallte und wieder absperrte. Anschließend wirbelte sie zu mir herum. »Ich habe dir die falschen Schlüssel gegeben.« Gebieterisch schnippte sie mit den Fingern und streckte die Hand aus.
    Es gab keinen logischen Grund, warum jemand unetikettierte Blutproben sammeln sollte. Aber heute war mein erster Tag – ich konnte es mir nicht leisten, gefeuert zu werden, bevor ich irgendetwas herausgefunden hatte. Irritiert runzelte ich die Stirn. Selbst wenn ich ihr die Schlüssel zurückgab, wusste ich doch trotzdem noch, was ich gesehen hatte. Widerstrebend ließ ich den Bund in ihre Hand fallen. »Was soll das alles?«
    »Geht dich nichts an«, informierte mich Catrina noch einmal, während sie die Schlüssel einsteckte. Dann warf sie mir einen finsteren Blick zu. »Ich habe keine Ahnung, warum er dich eingestellt hat. Mach mir bloß keinen Ärger.«
    Ich schluckte. Hier drin war es so eng, dass ich ihr nicht auskam. »Ich will doch nur den Grund wissen. Keine Sorge, ich erzähl’s schon niemandem.«
    Ihre Augen wurden schmal, und sie spitzte die Lippen. »Jetzt habe ich dich durchschaut. Du bist hier, weil du ein Unruhestifter bist.«
    Langsam wurde es anstrengend, mich hier ständig allen beweisen zu müssen. Diesen Streit konnte ich nicht gewinnen – und ehrlich gesagt hatte sie ja nicht ganz unrecht. »Klar doch«, sagte ich und schaute demonstrativ auf mein Handgelenk, als hätte ich eine Uhr an. »Aber offenbar bin ich ein Unruhestifter, der immer noch Mittagspause hat«, fügte ich hinzu und schob mich an ihr vorbei.

Kapitel 7
     
    Mir wollte nur ein Grund einfallen, warum jemand nichtetikettierte Blutproben sammeln sollte – aber ich war auch voreingenommen, mir spukten sowieso Vampire im Kopf herum. Krampfhaft umklammerte ich die Papiertüte mit meinem Essen und ging durch den Wartebereich nach draußen. Vielleicht würde ich durch einen Spaziergang wieder einen klaren Kopf bekommen.
    Olympio lehnte draußen an der Wand und drückte sich in den minimalen Schatten, immer noch voller Hoffnung, er könnte unsere Kundschaft zu seinem Großvater umleiten. Nach diesem Vormittag war ich kurz davor, ihm dabei behilflich zu sein.
    »Erdnussbutter und Marmelade?« Ich bot ihm das zusätzliche Sandwich an, das ich mitgebracht hatte.
    Er verzog das Gesicht. »Ich brauche Ihr Sandwich nicht, Lady.«
    »Wir waren doch schon beim Du«, erinnerte ich ihn. Dann sah ich mich auf der Straße um. »Wie wäre es mit einem Geschäft? Das Sandwich gegen eine kleine Führung?«
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, zweifelte er. Er klang verunsichert, liebäugelte jetzt aber mit dem Sandwich.
    »Nur ein oder zwei Blocks weit?« Ich hielt es ihm hin.
    Er zuckte mit den Schultern. »Na gut.« Damit nahm er mir betont lässig das Sandwich ab.
    Wir spazierten durch das Viertel. Die leuchtend bunt angestrichenen Fassaden kämpften gegen den allgegenwärtigen Verfall. Alle Schilder waren auf Spanisch, nur bei manchen stand darunter auch eine englische Angabe. Zwar hatten die Geschäfte Schaufenster, aber die waren ausnahmslos durch Holzbretter oder Gitter geschützt, und auch die Straßen wurden nicht besser. Unwillkürlich fragte ich mich, ob es hier, abgesehen von der Klinik, irgendeine Art von öffentlicher Versorgung gab.
    Aber es ließ sich auch verborgene Schönheit entdecken: altmodische Wandgemälde aus dem vergangenen Jahrhundert mit ihren typischen, geometrischen Mustern, dazu riesige Bilder, offenbar bewusst der traditionellen mexikanischen Malerei entnommen. Und Graffiti, die eine erstaunliche Lebendigkeit ausstrahlten, in gewagten, leuchtenden Farben und mit Buchstaben, die so verzerrt waren, dass ich sie kaum entziffern konnte. Olympio erklärte mir, wer wo arbeitete, und erzählte mir Anekdoten aus seinem Leben. Anfangs war er noch etwas wortkarg, aber als ich anfing Fragen zu stellen und aufmerksam

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