Diamantenraub
Meer. Wie schön es hier ist, auch im Winter!«
»Pack lieber schnell deinen Koffer aus«, mahnte Angie, »oder hast du vergessen, dass unsere liebe Kathrin den ganzen Schrank für sich allein zu beanspruchen pflegt?«
Jedes Schlafzimmer in der Eulenburg besaß große Wandschränke, in denen es genügend Platz gab. Doch Kathrin hatte schon das letzte Mal so viele Kleider mitgebracht, dass zwei solcher Schränke für sie allein nicht ausgereicht hätten.
Während Diane die ersten Pullover herausnahm, öffnete sich die Tür und ein kleiner untersetzter Mann, mit Koffern und Taschen beladen, schob sich ins Zimmer. Hinter ihm erschien Kathrin zusammen mit ihrer Mutter, einer hübschen, eleganten Frau, die ein wenig zu viel Schmuck trug und gelangweilt wirkte.
»Welch ein hübsches Zimmer!«, sagte sie, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass sie das Zimmer sonderlich interessierte. »Und das sind deine reizenden Freundinnen Angie und Diane?«
»Ja«, erwiderte Kathrin. Es klang ein wenig mürrisch. »Hallo, Angie, hallo, Diane! Ich hatte Frau Andresen extra brieflich um ein Einzelzimmer gebeten!«
Ihre Mutter überhörte diese Bemerkung. »Ihr werdet sicher eine schöne Zeit verleben. Kathrin hat mir viel von euch erzählt. Ihr scheint ja unzertrennliche Freundinnen geworden zu sein!«
Es war Kathrin sichtlich peinlich, dass ihre Mutter so unverblümt die etwas übertriebenen Geschichten wiedergab, die sie ihr nach den letzten Ferien erzählt hatte. Hastig wandte sie sich an ihren Vater, der unschlüssig mit den Koffern im Zimmer stand. »Stell das alles einfach dort in der Ecke ab. Nett, dass du es mir hinaufgetragen hast.«
Ihr Vater stellte das Gepäck ab. Er und seine Frau schienen es eilig zu haben. Kathrin bekam noch ein paar Geldscheine zugesteckt, von ihrer Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze gehaucht, dann verließen die Rolands den Raum.
Kathrin trat vor den Spiegel und richtete sich die Haare. »Ich wollte eigentlich gar nicht herkommen«, sagte sie, »aber meine Eltern müssen unbedingt auf die Bahamas, um ihre Ehe zu retten, und so haben sie mich hierhergeschickt.«
Angie räusperte sich. »Komm, Diane, wir wollen zu den Ställen hinuntergehen, vielleicht gibt's ein neues Pferd.«
Eilig verließen die Mädchen den Raum.
Draußen war es schon dunkel, obwohl es noch nicht spät war. Nur eine große Laterne strahlte über den Hof.
»Da ist Chico und hier Petronella!« Angie blieb vor einer großen, geräumigen Box stehen. »Dieses Pferd kenne ich noch nicht. Es ist ja riesig - ob wir es auch reiten dürfen?«
»Psst!«, klang es leise hinter einem Strohballen, »Angie, Diane, seid ihr es?«
Die Mädchen traten aufgeregt näher. Wer war das?
»Pat!«, flüsterte Angie atemlos, »um Himmels willen, Pat, was machst du hier hinter einem Strohballen? Und wo sind Tobi und Fairytale?«
Pat grinste, während sie sich erhob und das Stroh abschüttelte. »Tobi und Fairytale sind drüben in der Scheune. Die beiden sind inzwischen unzertrennlich. Und was ich hier tue? Nun, meine Schulnoten waren in der letzten Zeit nicht besonders gut, um nicht zu sagen miserabel. Mein Vater war sehr wütend und wollte, dass ich während der Ferien Mathematik und Latein lerne. Sogar einen Hauslehrer hatte er schon für mich aufgegabelt.« Sie lachte unbekümmert. »Na ja, und da habe ich mich eben auf Fairytale geschwungen und bin hierher gekommen.«
Diane pfiff bewundernd durch die Zahne. »Dann bist du also einfach ausgerissen? Deine Eltern werden sich bestimmt schreckliche Sorgen machen.«
»Das hätten sie früher bedenken müssen. Ich lasse mich nicht einfach einsperren«, erwiderte Pat trotzig.
»Wir müssen uns überlegen, wo du heute Nacht schläfst«, sagte Angie, der die Sache Spaß zu machen begann. »Dummerweise wohnt Kathrin bei uns im Zimmer. Wenn sie herausbekommt, dass du hier bist, kann sie bestimmt ihren Mund nicht halten.«
»Ich werde in der Scheune übernachten«, erwiderte Pat, »bei Tobi und Fairytale. Das tue ich zu Hause oft. Wollt ihr die beiden nicht begrüßen?«
Die Mädchen schlichen hinüber in die Scheune. Typisch Pat! Sobald sie auftauchte, ging nichts seinen gewohnten Gang. Tobi sprang schwanzwedelnd auf sein Frauchen zu.
»Meine Güte, ist der groß geworden«, rief Diane und trat unwillkürlich einen Schritt zurück, »aber er ist wunderschön! Die großen weißen Pfoten und das rötliche Fell, sogar die Sommersprossen hat er noch auf der Schnauze!«
Dann wandte
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