Diamantenschmuggel
spitzbübischen Lächeln gesagt, »dann müsst ihr unbedingt bei uns vorbeischauen.«
Leise, um die anderen Gäste im Emma nicht zu stören, schlichen sie die Treppen hinauf und wünschten einander flüsternd eine gute Nacht.
Ein paar Minuten später klopfte Justus an Peters Zimmertür. Der Zweite Detektiv stand gerade unter der Dusche und antwortete nicht. Also ging Justus hinein, marschierte ins Bad und zog den Vorhang beiseite.
»Na hör mal!«, zischte Peter. »Du kannst einen aber ganz schön erschrecken!«
»Beruhig dich wieder und komm in mein Zimmer!«, befahl Justus. Auf dem Rückweg alarmierte er auch Bob, der gerade die Decke über den Kopf gezogen hatte. Kurz darauf standen die drei Jungen im Zimmer des Ersten Detektivs.
»Seht euch das an. Kein einziges Haar ist mehr an Ort und Stelle«, sagte Justus leise, als ob er befürchtete, belauscht zu werden.
Peter warf einen flüchtigen Blick auf ein paar Schranktüren, nickte wortlos und huschte in sein eigenes Zimmer. Grinsend kam er zurück. »Mich hat er verschont. Wahrscheinlich mag er mich.« Sein Mund zog sich von einem Ohr zum anderen.
»So lustig finde ich das nun auch wieder nicht.« Justus runzelte die Stirn. »Vor allem dann nicht, wenn wir keine Ahnung haben, was der Kerl eigentlich von uns will.«
»Fehlt was?«, wollte Bob wissen.
»Ich glaub nicht.«
»Vielleicht gibt’s hier jemanden, dem es einfach Spaß macht, in fremde Zimmer zu schleichen und nachzusehen, was andere Leute so alles bei sich haben«, flachste Peter. »Erst neulich habe ich so was gelesen. Es gibt Leute mit krankhafter Neugier.«
»Und wie kommt dein krankhaft neugieriger Mensch hier herein?«, fuhr Justus ihn an. »Immerhin muss er zu verbotenen Methoden greifen. Entweder er hat Nachschlüssel oder er muss an der Rezeption heimlich die Zimmerschlüssel stibitzen. Ganz schön riskant. Und ziemlich peinlich, wenn er erwischt wird. Und das alles nimmt er aus bloßer Neugier auf sich?«
Bob mischte sich ein. »Ich glaube, Sherlock Holmes«, sagte er und zwinkerte Peter dabei zu, »unser Zweiter hat es nicht ganz ernst gemeint.«
Beim Frühstück am andern Morgen taute endlich auch Mr Thomas auf, der wortkarge Lockenkopf aus dem Florida , der um ein Haar die Fähre nach Calais verpasst hätte und sich am ersten Tag ihrer Reise aus allen Unterhaltungen herausgehalten hatte. Die ganze Reisegruppe saß an einem langen Tisch. Neben Peter köpfte Mrs Jenkins ein Ei und tröstete Mr Thomas, dass er schon wieder ganz normal aussehe. »Zu dumm«, sagte sie teilnahmsvoll, »das mit Ihrer Seekrankheit. Auf diese Weise haben Sie die Überfahrt gar nicht genießen können.«
Peters Ansicht nach war er allerdings immer noch ziemlich blass, wie er so dasaß und gedankenverloren in seinem Tee rührte. Thomas setzte seine Brille ab und putzte sie, diskret halb unterm Tisch, mit seiner Serviette. Dann hob er sie gegen das Licht. Justus, der zwei Plätze weiter saß, sah, dass die Gläser immer noch einen Grauschleier hatten.
»Und wann haben Sie Ärmster sich wieder erholt?«, fragte Jenkins. Er trug wieder seinen Schottenrock und Justus ertappte sich bei der albernen Frage, ob Mr Jenkins denn wohl mit seinem Schottenrock auch zu Bett ging.
Thomas lächelte matt. »Nach einer Stunde Schlaf und einigem Grübeln darüber, ob ich nicht besser in London geblieben wäre.«
Mrs Jenkins meinte, das wäre doch zu schade gewesen. »Obwohl London schöner ist als Rotterdam und Amsterdam zusammen. Trotz allem. Es kommt gleich nach Edinburgh.« Sie nickte lächelnd in die Runde und Justus hoffte, dass die Unterhaltung vom Vorabend über die Vorzüge der verschiedenen Städte nicht noch einmal von vorn beginnen würde.
An diesem Vormittag stand ein Ausflug mit dem Bus auf dem Programm, hinaus ins Binnenland. Sobald sie Rotterdam hinter sich gelassen hatten, lagen vor ihren Augen viele Meilen ebenes, saftig grünes Land.
Justus erinnerte der Anblick an die Wüsten daheim. Auch dort gab es manchmal bis zum Horizont nicht die geringste Erhebung. Um diese Jahreszeit waren das tagsüber Zonen von einer flimmernden Hitze, die kaum ein Lebewesen lange ertragen konnte. Hier in Holland hingegen schien eine milde Sonne auf Äcker, Wiesen und Weiden, auf kleine Bäche und schwarz-weiß gefleckte Rinder herunter. Für amerikanische Verhältnisse waren es winzig kleine Herden, die zuweilen links und rechts der Straße auftauchten.
»Wie in einer anderen Welt«, sagte der Erste Detektiv, als sie
Weitere Kostenlose Bücher