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Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Derartige Selbstanklagen von Justus waren höchst ungewöhnlich.
    Bob kam der Anweisung des Ersten Detektivs sehr gerne nach. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans und begann, im Zimmer auf und ab zu spazieren. »Zweierlei hat sich ereignet«, dozierte er. »Erstens: Wir haben einen anonymen Brief erhalten.« Er schnippte mit den Fingern und der niedergeschlagene Justus drehte gehorsam das Blatt Papier um.
    Vom Bett aus konnte Peter die großen Druckbuchstaben kaum erkennen. Er kroch zum Bettende und kniff die Augen zusammen. »HALTET EUCH HERAUS!«, las er vor. »SONST IST EUROPA ENDSTATION FÜR EUCH!!!«
    Peter war baff. »Aha«, sagte er. »Ich verstehe nur Bahnhof.« Fragend sah er abwechselnd auf Bob und Justus, welcher ihm noch immer diese anonyme Morddrohung entgegenstreckte.
    »Wenn du erfährst, was weiter passiert ist, kannst du deine kleinen grauen Zellen in Bewegung setzen.« Bob verschränkte die Arme auf dem Rücken und marschierte wieder zum Fenster. Dann zeigte er auf Justus und grinste. »Unser Sherlock Holmes hat sich nämlich einen kleinen Fehler zuschulden kommen lassen.« Bob genoss die Situation sichtlich und Justus schien noch mehr in seinem Sessel zu versinken.
    »Na los«, drängelte der Zweite Detektiv und hüpfte auf den Knien ungeduldig hoch. »Raus damit!«
    Wieder wies Bob anklagend auf ihren Freund. »Nach unserem Ausflug nach Amsterdam hat dieser junge Mann zwar Spuren in seinem Zimmer gefunden, die darauf hindeuteten, dass es durchsucht worden ist. Zugleich hat er aber behauptet, es fehle nichts.«
    Peter sah zu Justus hinüber. Der zuckte die Schultern, als wollte er sagen: Ich weiß, ich bin ein Versager, macht mit mir, was ihr wollt. Bob war vor ihm stehen geblieben und wippte auf den Zehen.
    Peter biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Stattdessen beschloss er, den Wütenden zu mimen. »Genug mit der Komödie«, bellte er. »Wenn ich nicht in fünf Sekunden weiß, was los ist, schmeiß ich euch raus! Und zwar im hohen Bogen! Alle beide!«
    Aber Bob wollte das Ganze noch ein bisschen auskosten. Er machte auf dem Absatz kehrt und zwinkerte Peter zu. »Du erinnerst dich an Mr Applebloome?«
    Peter seufzte und spielte das Spiel mit. »Natürlich.«
    »Und an unsere letzte Begegnung in dem Café in der Bond Street?«
    »Ganz genau.«
    »Und an das Päckchen, das er uns gegeben hat?«
    »Klar. Die Schachfiguren für Onkel Titus.«
    Bob fuchtelte mit den Armen durch die Luft. »Sie sind weg! Spurlos verschwunden!« Es klang beinahe triumphierend. »Und Justus hat es nicht bemerkt.«
    Peter zog eine Grimasse. Unser Just, dachte er, seit wann übersieht er denn so etwas?
    »Ich habe einfach nicht mehr an die Figuren gedacht«, kam es kläglich aus dem Sessel.
    »Und woher willst du wissen, dass sie verschwunden sind, als wir in Amsterdam waren? Man könnte ja auch heute in deinem Zimmer gewesen sein.«
    Der Erste Detektiv schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Morgen vorsichtshalber wieder überall Haare angeklebt. Und die sind jetzt noch im gleichen Zustand.« Er stand auf und schien allmählich seine Fassung zurückzugewinnen. »Die Sache ist eindeutig. Gestern, als ich nachgesehen habe, ob in meinem Koffer etwas fehlt, habe ich das Päckchen vergessen. Hätte ich daran gedacht, hätte ich es schon gestern vermisst.«
    Peter stieg aus dem Bett. »Darf ich mal?« Er nahm Justus den Briefumschlag aus der Hand, knipste die kleine Neonlampe auf seinem Nachttisch an und hielt das Kuvert dagegen. »Abgestempelt hier in Rotterdam«, kam Bob ihm zuvor. »Gestern.«
    »Aber aus was sollen wir uns denn heraushalten?«, murmelte Peter.
    Justus faltete die Hände, drehte die Handflächen nach außen und drückte die Finger durch, dass die Sehnen knackten und krachten. Es gab ein Geräusch, das Peter nicht ausstehen konnte. Er hielt sich die Ohren zu.
    »Absolut keinen Schimmer«, sagte Bob.
    Für ein paar Momente schwiegen sie. Offenbar hatten sie einen unsichtbaren Feind und keine Ahnung, warum. Peter gab Justus den Briefumschlag zurück und studierte die Morddrohung. Sie bestand aus lauter Großbuchstaben, die aus den Überschriften von Zeitungen oder Zeitschriften geschnitten waren. »Sonst ist Europa Endstation für euch«, murmelte er. »Die Herrschaften nehmen den Mund ganz schön voll.« Missbilligend schüttelte er den Kopf. Dann grinste er. »Oder hat sich einer von euch schon entschlossen, hierzubleiben? Also auf mich warten meine Eltern.«
    Peters

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