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Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Meeresluft zu schnuppern. Das Kreischen der Möwen, die die Europa auf der Jagd nach essbaren Abfällen zu Dutzenden umschwärmten, war ohrenbetäubend. Ein paarmal segelte so ein schwarz-weißer Flieger derart nah an ihnen vorbei, dass sie sich unwillkürlich duckten.
    Als Justus und Peter Hunger bekamen, kletterten sie über eine schmale Stahltreppe nach unten in den Bauch des Schiffes. An der letzten Stufe stand der Lockenkopf aus dem Florida . Er trug wieder eine Fliege in modischen Farben, war grünweiß im Gesicht und hielt sich krampfhaft am Geländer fest.
    »Können wir Ihnen helfen?«, fragte Justus teilnahmsvoll. Der Mann hatte die Augen weit aufgerissen. Er presste eine Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte Justus. Sie gingen weiter, drehten sich um und beobachteten, wie er sich schwankend die Treppe hochzog.
    »Er wird’s überleben.« Peter zuckte mit den Achseln. »Seekrankheit ist zwar nicht schön, aber auch nicht lebensgefährlich.«
    Justus kaufte ein paar heiße Würstchen mit extra viel Senf, dazu Obstsaft für sie beide. »Macht dir dieses Rollen und Stampfen etwas aus?«, fragte Peter, nachdem er den letzten Bissen mit Genuss verdrückt hatte. Justus schüttelte den Kopf und schleckte wie zum Beweis einen Rest Senf vom linken Zeigefinger.
    Zurück an Deck, fanden sie den Fremden über die Reling gebeugt. Er kämpfte noch eine Weile mit seiner Übelkeit, unterlag aber und verschwand schließlich leichenblass unter Deck. Kurz darauf erschien Mr Jenkins mit seiner Frau. Der Mann im Schottenrock machte immerfort seine albernen Späße, in denen er absichtlich etwas verwechselte und Wörter verdrehte. Wenn er Nordsee meinte, sagte er Südsee, und als die Rede auf die Schiffsschraube kam, plapperte er vom Schraubenschiff. Dazu lachte er sich jedes Mal fast halb tot. Nach ein paar Minuten, in denen sie höflich zuhörten und ab und zu pflichtschuldig lächelten, hatte Justus genug und zog die Freunde fort.

Ungebetener Besuch
    Bei milchigem Sonnenschein steuerten sie auf Calais zu. Wieder bewunderten sie die Kreidefelsen, die auch auf der französischen Seite den Kanal säumten. Justus erzählte die Geschichte einer jungen Schwimmerin, die 1982 versucht hatte, den Kanal zu durchqueren. »Ungefähr hier muss es gewesen sein«, feixte er. »Sieben Kilometer vor dem Ziel. Sie war drauf und dran, eine neue Bestzeit zu schaffen. Und dann hat sie es fertiggebracht, einfach einzuschlafen.« Peter und Bob prusteten los.
    An Land wurde Peter dann aber ungewohnt feierlich. »Jetzt sind wir wirklich in Europa«, stellte er fest. Selbst die beiden anderen waren ergriffen. Auch hier wartete ein junger Mann mit einem »Smith«-Schild auf sie und brachte die Gruppe zum Bahnhof. Schon zehn Minuten nach ihrer Ankunft rollten die Waggons heran.
    Auf der Fahrt nach Rotterdam probierte Justus den Sprachcomputer aus. Daheim in Rocky Beach war der Erste Detektiv für alles zuständig, was mit Computern zu tun hatte. Den Sprachcomputer für den Europa-Trip auszuleihen, war Bobs Idee gewesen. In der Musikagentur von Sax Sandler, wo er in den Ferien arbeitete und sein Taschengeld für die Ferien verdiente, hatte das Ding unbenutzt herumgestanden.
    Die einzige Fremdsprache, mit der die drei ??? in Europa glänzen konnten, war ihr Schulfranzösisch. Peter und Bob hatten in diesem Fach allerdings so ihre Schwierigkeiten. Superhirn Justus dagegen heimste, wie auch in den anderen Fächern, regelmäßig Bestnoten ein. »Und außerdem kann ich so viel Latein«, hatte er am Beginn ihrer Reise wie gewöhnlich selbstbewusst verkündet, »dass ich mich vielleicht sogar mit Italienern verständigen kann.«
    Bei seinen Versuchen, mit Mario und Anna in deren Muttersprache zu radebrechen, blieb von seinen Kenntnissen wenig übrig. Doch er hatte ja den Sprachcomputer. Mit Händen und Füßen und englisch-französisch-lateinischen Sprachbrocken erklärte Justus, was man damit machen konnte: ein Wort oder sogar einfache Sätze auf Englisch eintippen und dann eine der Wahltasten für die anderen Sprachen drücken; in Sekundenschnelle war die Übersetzung da. Es stellte sich aber bald heraus, dass Anna fast fließend Englisch sprach, sodass Justus zum Glück auf eine lebende Übersetzungshilfe zurückgreifen konnte.
    Sie wurden vom Schaffner abgelenkt, der kurz hinter der belgischen Grenze einstieg und die Fahrkarten kontrollierte. Anna, die auch noch prächtig französisch sprach, unterhielt sich längere Zeit mit ihm.

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