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Diamantenschmuggel

Diamantenschmuggel

Titel: Diamantenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Blick fiel auf Justus. Der saß wieder in seinem Sessel, jetzt im Schneidersitz, und zupfte an seiner Unterlippe. Es sah ganz so aus, als hätte er sich aufgerafft und wollte seinen Fehler so schnell wie möglich ausbügeln.
    »Fassen wir zusammen, was bisher an Merkwürdigkeiten auf dieser Reise passiert ist«, begann Justus bedächtig. »Applebloome junior, dessen Geschäft kürzlich überfallen worden ist, belügt uns wegen seines Vaters. Außerdem will er uns loswerden und hat keine Ahnung von den Schachfiguren, einen Tag später bringt er sie uns jedoch plötzlich. Und dann werden sie gestohlen.«
    »Und da gibt es diesen sonderbaren Mr Thomas«, fiel Bob ein. »Ganz zufällig kennen wir ihn schon aus unserem Hotel in London. Plötzlich gehört er zu unserer Reisegruppe. Vielleicht interessiert er sich mehr für uns, als wir bisher geglaubt haben.«
    »Heute Mittag an der Windmühle – ist euch da nicht auch aufgefallen, was er gesagt hat?«
    »Klar ist es uns aufgefallen«, knurrte Bob Justus an. »Wir sind ja nicht taub. Er hat behauptet, er hätte ganz genau gesehen, dass da kein Geländer war.«
    »Als wir zu ihm kamen, wer war da in seiner Nähe?«, dachte Peter laut nach. »Die Herren Jenkins und Rodriguez.«
    »Du meinst, einer von beiden hätte nachgeholfen?« Bob setzte eine sehr skeptische Miene auf.
    »Oder sogar beide«, meinte Justus. »Möglich wär’s jedenfalls. Aber warum? Es war nicht hoch genug, um ihn umzubringen.«
    »Umzubringen? Du hast ja Ideen!« Bob schüttelte sich. »Warum denn gleich umbringen?«
    Justus starrte ihn wortlos an und zupfte noch heftiger an seiner Lippe. »Gar nicht so dumm. Vielleicht hast du gerade ins Schwarze getroffen, ohne es zu ahnen. Womöglich sollte er gar nicht umgebracht, sondern nur für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen werden.«
    Peter marschierte zurück zu seinem Bett, stieg hinein und zog die Decke bis ans Kinn. »Angenommen, dieser Mr Thomas interessiert sich tatsächlich für uns. Aus irgendeinem Grund, den wir nicht kennen. Wenn das bei der Windmühle ein missglücktes Attentat auf ihn war, dann könnte es den Zweck gehabt haben, ihn und uns auseinanderzubringen.«
    Unbehaglich runzelte Bob die Stirn. »Das hieße, diejenigen, die nicht wollen, dass er uns auf den Fersen ist, wollen uns –« Er stockte.
    »Genau«, sagte Justus leise. »Die wollen uns für sich allein.«
    Von der nahen Laurentiuskirche schlug die Turmuhr. Beklommen zählten die drei ??? die Schläge mit. Es war Mitternacht, Geisterstunde. Schweigend vermied jeder, die beiden anderen anzusehen. Peter zwang sich, sein Unbehagen abzuschütteln. »Hey! Ihr könnt einem ja richtig Angst machen! Aber ich bin in den Ferien! Und jetzt ist Schluss, ich will schlafen. Heute kommen wir ohnehin nicht mehr weiter.« Und damit löschte er das Licht seiner Nachttischlampe. Justus und Bob protestierten vergeblich und gingen schließlich hinaus.
    »Hast du etwa Angst?«, flüsterte Justus, als sie vor Bobs Zimmer angekommen waren.
    »Angst?«, fragte Bob zurück. »Ich? Keine Spur.« Er zögerte einen Augenblick.
    Justus kratzte sich am Kopf. »Aber vielleicht ist es doch besser, wenn wir heute Nacht zusammen in einem Zimmer schlafen. Wenn wir wieder Besuch bekommen, hat er es mit zweien zu tun.«
    »Prima Idee«, sagte Bob und unterdrückte einen erleichterten Seufzer.
    Eine Viertelstunde später lagen sie beide in Justus’ breitem Bett und träumten. Justus von einer Schachpartie gegen Onkel Titus, in der er ohne Dame spielte und trotzdem gewann, sodass Onkel Titus schimpfte, er werde auswandern, zu seinem alten Freund Applebloome nach England. Und Bob träumte von einer Windmühle mit riesigen roten Flügeln, die sich immer schneller drehten und auf denen Mario und Anna saßen und Händchen haltend italienische Liebeslieder sangen.
     
    Am anderen Morgen erschien Peter etwas blass zum Frühstück. Bob hatte schon zwei Joggingrunden ums Hotel hinter sich und warf dem Freund fragende Blicke zu, die der aber nur mit einem kurzen Kopfschütteln beantwortete. Während Justus und Bob Schinken, Eier und Brot mit Edamer Käse verdrückten, aß Peter lustlos ein halbes Brötchen und verschmähte selbst den Kaffee.
    Auch einige andere am Tisch waren keineswegs in Stimmung. Mr Jenkins stritt sich halblaut mit seiner Frau, die Zwillinge Rodriguez waren ausnahmsweise ziemlich still und brav und Mr Thomas erschien erst, als das Frühstück fast vorüber war. Selbst Mario und Anna verzichteten diesmal auf

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