Diamantrausch - Hot Ice
sie hatte Angst, sie müsste sich übergeben, wenn sie sich bewegte. Dabei wurde ihr doch sonst nie schlecht. Niemals. Das war eines der wenigen Dinge, auf die sie sich verlassen konnte, wenn sie überall auf der Welt arbeitete.
»Ist dir schlecht?«, fragte Hunt, und im schwachen Licht im Inneren des Wagens schien er groß und bedrohlich zu sein. Seine Augen leuchteten in der Dämmerung, als er sich über sie beugte.
Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. »Nein.« Ihre Stimme klang unsicher. »Mir wird im Auto niemals...«
Alles um sie herum wurde schwarz.
24
10. Oktober
8.30 Uhr
Außerhalb von Zürich
Hunt fing Taylor auf, als sie die Augen verdrehte und auf den Boden zu sinken drohte. »Was zum Teufel...?« Vorsichtig zog er sie auf seinen Schoß und drückte einen Finger auf den Puls an ihrem Hals. Normal. Ihr Gesicht war blass aber kühl. Sie hatte kein Fieber.
»Könnte das der Stress sein?«, fragte Max.
»Sie liebt den Stress«, erklärte Hunt Max abwesend, drehte ihr Gesicht ein wenig und suchte nach dem Puls unter ihrem Ohr. So etwas konnte sie nicht spielen. Ihr Puls war zu langsam, ihre Augenlider flatterten nicht, ihr Körper lag matt und bewegungslos vor ihm.
Er legte die Hand an ihre Wange. Nie zuvor hatte er ihr Gesicht so leblos gesehen, und bei ihrem Anblick breitete sich jetzt ein eigenartig leeres Gefühl in seinem Magen aus. Sie war keine Frau, die ohnmächtig wurde, wenn sie unter Druck stand.
»Taylor? Wach auf, Liebling.« Er streckte die Hand aus, um das Fenster zum Fahrer zu öffnen, doch das bewegte sich nicht. Verdammt. Er klopfte dagegen, um die Aufmerksamkeit
des Fahrers auf sich zu lenken. »Wir müssen in ein Krankenhaus. Sofort .«
Als er neben sich einen lauten Plumps hörte, fuhr sein Kopf herum. Neben ihm war Bishop gegen die Tür gesunken. Er war bewusstlos.
»Mist.« Viel zu spät begriff Hunt, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Er suchte unter seiner Jacke nach seiner H&K in seinem Schulterhalfter. Doch der Griff schien ihm aus der Hand zu gleiten. Verdammt. Noch nie in seinem Leben hatte er so glitschige Finger gehabt. Noch einmal versuchte er es, schließlich gelang es ihm, die Waffe zu ziehen. Sie fühlte sich an, als würde sie zwanzig Pfund wiegen.
»Halt den Atem an«, rief er Max zu, der auch nach seiner Pistole griff. »Und öffne diese verdammten Fenster.« Hunt sah, wie die glasigen Augen seines Freundes zur Seite rollten. Max riss sich noch einmal zusammen, er griff nach dem Knopf für die Fenster. Einen Zentimeter bewegten sie sich. Er schüttelte mit dem Kopf und versuchte es noch einmal.
Hunt hielt noch immer die Luft an, er schob Taylors leblosen Körper auf den Sitz zwischen sich und Bishop und griff nach dem Knopf, um die Fenster zu öffnen. Dabei hatte er das Gefühl, sich in einem dicken Sirup zu bewegen.
Zu spät.
Seine Finger berührten den kleinen Knopf, doch er fühlte sich ganz weich an. Alles in seinem Kopf begann, sich zu drehen.
Bringt... alle... aus... ah... was? Auto . Raus... Auto.
Bäume und Gebäude huschten an den Fenstern vorüber. Die Fenster schienen zu blockieren, als er seine Finger, seine Augen und seinen Verstand zwang zusammenzuarbeiten.
Max rutschte in Zeitlupe auf das Fenster neben ihm zu.
»Ga...« Er schaffte es nicht. Er sank in sich zusammen und glitt dann zu Hunts Füßen.
Gas. Jawohl. Hunt wusste Bescheid. Sein Blick verdunkelte sich, dann kehrte sein Sehvermögen noch einmal zurück, schwach und nutzlos. Er fühlte, wie er nach unten gezogen wurde, er biss die Zähne zusammen und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Fenster. Tür. Raus.
Sollte er Taylor aus dem schnell dahinrasenden Wagen werfen? Sie wäre dann in Sicherheit. Tot zwar, aber in Sicherheit. Irgendwann musste dieses Auto auch einmal langsamer fahren. Verkehr. Ampeln. Fußgänger. Er musste bereit … Hunt schüttelte den Kopf und versuchte, den Nebel in seinem Kopf zu vertreiben. Er musste bereit sein.
Er nahm all seine Kraft zusammen und bemühte sich, seinen Körper, der immer mehr in sich zusammensank, zu recken, doch es klappte nicht. Seine Pistole stieß ihm gegen die Rippen, als sein Körper zusammenbrach und er ohnmächtig wurde.
Waffe. Muss. Tay …
Hunt öffnete die Augen, sein Kopf lag am Fenster zu seiner Linken. Rote Punkte tanzten vor seinen Augen. Er blinzelte ein paarmal, um dieses unwirkliche Bild vor sich deutlicher sehen zu können. Der Wagen stand in einem Feld leuchtend roter Mohnblumen, über denen ein
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