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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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und
uns
als degeneriert betrachten.«
    »Mein Leben verlief nicht ohne Abschnitte übertriebener, unvernünftiger Disziplin, meistens willkürlich von denen ausgeübt, die in erster Linie für Schlendrian verantwortlich zeichneten. In Verbindung mit meinen historischen Studien führte mich das, wie viele andere, zu der Schlußfolgerung, daß es im vergangenen Jahrhundert wenig gab, dem nachzueifern sich lohnte, und wir auf der Suche nach stabilen gesellschaftlichen Modellen statt dessen das neunzehnte Jahrhundert zum Vorbild nehmen müßten.«
    »Ausgezeichnet, Hackworth! Aber Sie müssen wissen, daß das Modell, für welches Sie sich entschieden haben, die erste Victoria nicht lange überlebt hat.«
    »Wir haben einen Großteil der für jene Epoche so charakteristischen Unwissenheit überwunden und viele der inneren Widersprüche beseitigt.«
    »Ist dem so? Wie beruhigend. Und haben wir sie in einer Weise überwunden und beseitigt, die diesen Kindern da unten allen ein interessantes Leben ermöglichen kann?«
    »Ich muß gestehen, daß ich mich außerstande sehe, Ihnen zu folgen.«
    »Sie selbst haben gesagt, daß die Ingenieure der Abteilung Sonderprojekte - die besten - ausnahmslos ein interessantes Leben geführt hätten, statt über den schmalen, geraden Weg zu kommen. Das deutet auf einen Zusammenhang hin, oder nicht?«
    »Eindeutig.«
    »Was wiederum bedeutet, ist es nicht so, daß wir einen Weg finden müssen, ihr Leben interessant zu gestalten, wenn wir eine Generation von Kindern großziehen wollen, die ihr volles Potential entfalten können. Nun habe ich folgende Frage an Sie, Mr. Hackworth: Finden Sie, daß unsere Schulen das ermöglichen? Oder gleichen sie den Schulen, die Wordsworth so schroffer Kritik unterzog?«
    »Meine Tochter ist zu jung für die Schule - doch muß ich fürchten, daß letztere Situation zutreffend ist.«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß dem so ist, Mr. Hackworth. Meine drei Kinder wurden an jenen Schulen ausgebildet, und ich kenne sie alle gut. Ich bin fest entschlossen, daß Elizabeth eine andere Ausbildung zuteil werden soll.«
    Hackworth spürte, wie er errötete. »Sir, darf ich Sie daran erinnern, daß wir uns gerade erst kennengelernt haben - ich fühle mich des Vertrauens nicht würdig, das Sie in mich setzen.«
    »Ich erzähle Ihnen das alles nicht als Freund, Mr. Hackworth, sondern als Kollege.«
    »Dann muß ich Sie daran erinnern, daß ich Ingenieur bin, kein Kinderpsychologe.«
    »Das habe ich nicht vergessen, Mr. Hackworth. Sie sind wahrlich ein Ingenieur, und ein ausgezeichneter obendrein, in einem Betrieb, den ich immer noch als meinen betrachte, obschon ich als Dividenden-Lord keine offizielle Verbindung mehr damit habe. Und nachdem Sie Ihren Teil dieses Projekts nun zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht haben, gedenke ich, Ihnen die Aufsicht über ein neues Projekt zu überantworten, für das Sie meiner Meinung nach perfekt geeignet sind.«
     

Bud entscheidet sich für ein Verbrecherleben; Beleidigung eines Stammes & die Folgen.
     
    Bud stieß beinahe zufällig auf sein erstes Opfer. Er hatte eine falsche Abzweigung genommen, war in eine Sackgasse geraten und hatte ungewollt einen Schwarzen mit Frau und zwei kleinen Kindern, die sich vor ihm verlaufen hatten, in die Ecke gedrängt. Sie stellten ängstliche Mienen zur Schau wie die meisten Neuankömmlinge, und Bud entging nicht, wie der Blick des Mannes auf sein Visier gerichtet blieb, während er sich fragte, ob das Fadenkreuz, das er erkennen konnte, auf ihn, seine Lady oder seine Kinder gerichtet war.
    Bud wich ihnen nicht aus. Er war bewaffnet, sie nicht, also mußten sie aus dem Weg gehen. Aber statt dessen blieben sie einfach erstarrt stehen. »Habt ihr ein Problem?« fragte Bud.
    »Was willst du?« fragte der Mann.
    Es war schon eine ganze Weile her, seit jemand derart aufrichtiges Interesse für Buds Wünsche geäußert hatte, und irgendwie gefiel es ihm. Ihm ging auf, daß diese Leute irrtümlich davon ausgingen, es handle sich hier um einen Raubüberfall. »Ach, was alle anderen auch wollen, Geld und so 'n Scheiß«, sagte Bud, und der Mann holte, einfach so, harte Ucus (Universal Currency Units) aus der Tasche und gab sie ihm – und dann dankte er ihm doch wirklich und wahrhaftig, während er sich trollte.
    Es gefiel Bud, wenn Schwarze ihm derartigen Respekt zollten - es erinnerte ihn an seine edle Herkunft aus den Wohnwagenparks von Nordflorida -, und gegen das Geld hatte er auch nichts

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