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Diana Palmer

Diana Palmer

Titel: Diana Palmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Frauenheld wird schwach
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KAPITEL
    Tellie war wie vor den Kopf geschlagen. Die ganze Aufregung, die Angst um Marge, jetzt dieses Bild, das J.B. und Bella ihr boten, das alles war zu viel für sie. Sie brachte kein Wort hervor. Kein Wunder, dass J.B. nicht ans Telefon gegangen war. Ihr fiel unwillkürlich ein Vorfall ein, der sich ereignet hatte, als sie achtzehn war. Das war auf genau diesem Sofa passiert. J.B. hatte sich auf sie geworfen und sie geküsst, dass ihr die Lippen davon brannten. Für sie waren es himmlische fünf Minuten gewesen, vielleicht die schönsten ihres Lebens, wenn sie auch schnell zu Ende gegangen waren und sich nichts von dem daraus entwickelt hatte, was sie sich heimlich erhofft hatte.
    „Raus hier! Verschwinde!“, brüllte J.B.
    Tellie sagte sich, dass sie jetzt die Nerven behalten musste. Es ging um Marge. „J.B., hör mir doch erst einmal zu …“
    „Sieh zu, dass du hier herauskommst“, tobte er. „Ich habe es satt, dass du mir dauernd nachläufst. Wie oft muss ich es dir noch sagen: Du interessierst mich nicht. Marge und ich haben dich auf der Straße aufgelesen wie eine streunende Katze – mehr bist du nicht und wirst du auch niemals sein!“
    Tellie wollte zurückschreien, aber wie in einem bösen Traum versagte ihr die Stimme. Alles stürzte auf einmal auf sie ein: die Sorge um Marge, J.B.s Aggressivität, seine nicht wieder gutzumachenden Kränkungen.
    J.B. fühlte sich durch ihr Schweigen nur bestärkt. „Schau dich nur einmal an“, fuhr er ruhiger, dafür aber noch kälter hinzu. „Du bist mager wie ein Junge in der Pubertät.“
    Tellie gab auf und wandte sich ab. Sie konnte nicht mehr. Aus den Augenwinkeln sah sie noch, dass Bella dümmlich lächelte. Tellie eilte hinaus, so schnell ihre weichen Knie sie trugen.
    Auf dem Weg zur Haustür lief sie Nell in die Arme, die aufgeregt in die Halle gelaufen kam und sich dabei die Hände an der Schürze abtrocknete.
    „Was ist das für ein furchtbares Geschrei?“, fragte Nell und bemerkte erst jetzt Tellie. „Was ist los, Kind?“, fragte sie besorgt.
    Tellie rang um Fassung. „Marge …“, stieß sie atemlos hervor, „… sie musste ins Krankenhaus. Wahrscheinlich ein Herzinfarkt. Die Mädchen sind bei ihr. Ich wollte es J.B. sagen. Aber er ist mit dieser Frau da drin und hat mich gar nicht angehört, sondern nur wüst beschimpft.“ Sie machte eine Pause, aber es gelang ihr kaum, sich zu beruhigen. „Sagen Sie ihm doch bitte, dass wir alle bei Marge im Krankenhaus sind, und wenn er irgendwann Zeit findet, soll er auch dorthin kommen.“
    Tellie wandte sich zur Tür. Sie hatte die Klinke schon in der Hand, als Nell meinte: „Sind Sie sicher, dass Sie in Ihrem Zustand Auto fahren können?“
    Tellie nickte tapfer. „Es wird schon gehen. Sagen Sie es ihm bitte so bald wie möglich.“
    „Mach ich bestimmt. Fahren Sie bloß vorsichtig.“
    Die Tränen, die Tellie bisher zurückgehalten hatte, liefen ihr jetzt über das Gesicht.
    „Machen Sie sich nicht allzu große Sorgen um Marge“, fügte Nell hinzu. „Sie steht das durch. Sie ist eine starke Frau.“
    Tellie lief hinaus. Ein heftiger Regen hatte eingesetzt, und sie war nass bis auf die Haut, als sie in den Wagen stieg. Aber das merkte sie kaum. Die furchtbaren Sachen, die ihr J.B. an den Kopf geworfen hatte, klangen ihr noch in den Ohren. Sie wusste, dass sie nie darüber hinwegkommen könnte. Die ganze Zeit hatte er nur an sich selbst gedacht und war nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es um etwas anderes gehen könnte als um ihn.
    Tellie wendete den Wagen und merkte erst, als sie auf die schmale Zufahrtsstraße einbog, wie rutschig die Fahrbahn durch den Regen war. Sie musste sich zwingen, langsam zu fahren, aber es fiel ihr schwer, sich darauf zu konzentrieren. Sie war wie benommen von den Ereignissen, die in den letzten zwei Stunden auf sie eingestürzt waren. Besonders J.B.s Satz, sie sei nichts weiter als eine streunende Katze, hatte sie mitten ins Herz getroffen.
    Die Scheibenwischer kamen kaum gegen den Regen an. Vielleicht waren es auch die Tränen, die ihr den Blick verschleierten. Obwohl sie die Strecke in- und auswendig kannte, sah Tellie die scharfe Rechtskurve, die die Straße machte, bevor sie in den Highway mündete, viel zu spät. Sie trat auf die Bremse und riss das Steuer herum. Die Räder blockierten, der Wagen rutschte seitlich von der Fahrbahn und überschlug sich dann mehrmals. Tellie spürte noch einen scharfen Schmerz an ihrem Kopf, dann wurde ihr schwarz vor

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